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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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ihr auf. »Er wird wissen, was zu tun ist …«
     
    Lyssandra schlich durch den mit Marmorsäulen bestandenen Gang vor dem Studierzimmer ihres Vaters, wobei sie sich bewusst war, dass sie mit jedem ihrer Schritte eine schlammige Pfütze auf den importierten Fliesen hinterließ. Obgleich es auf der Burg zahlreiche herrliche Gemächer gab, war keines so prächtig wie das Studierzimmer. Hinter der vergoldeten Tür bewahrte MacDuff sämtliche Kostbarkeiten auf, die er besaß - seine bebilderten Manuskripte, juwelenbesetzte Kelche und Truhen voller goldener und silberner Taler. Als Kind pflegte sie hier zahllose Stunden zu seinen Füßen zu spielen, während er die von seinen Steuereintreibern angeschleppten Münzen gezählt oder irgendein neues Schmuckstück auf Hochglanz poliert hatte.
    Sie hob ihre Hand, schob die Tür einen Spaltbreit auf und zögerte, als sie merkte, dass ihre Zähne immer noch klapperten. Ihr Papa hatte kein Verständnis für Schwäche.
    Ehe sie jedoch ein tapferes Lächeln aufsetzen konnte, sagte jemand im Inneren des Raumes: »Jetzt macht sich der verdammte Narr also tatsächlich auf den Weg.«
    Lyssandra runzelte die Stirn. Beinahe hatte sie das Bild vor sich, wie der fremde Sprecher verächtlich die Mundwinkel nach unten zog.
    »Was habe ich Euch gesagt? Er benimmt sich wie ein räudiger
Köter, der es auf eine heiße Hündin abgesehen hat. Gestern Abend im großen Saal hätte nicht viel gefehlt und er hätte ihre Röcke angehoben, um darunter zu schnuppern«, antwortete ihr Papa.
    Sein selbstzufriedener Ton war Lyssandra noch weniger vertraut als die Stimme des Fremden, und plötzlich rann ihr ein eisiger Schauder den Rücken hinab.
    Am liebsten hätte sie auf der Stelle kehrtgemacht, wäre in ihr Schlafzimmer geflüchtet, hätte sich unter der Bettdecke verkrochen und getan, als wäre sie immer noch das kleine Mädchen, das eines Tages erwachsen und die Frau von Sir Colin von Ravenshaw würde. Doch als sie erneut die Stimme ihres Vaters vernahm, wusste sie, dass die Zeit der Wunschträume vorüber war.
    »Ich kann nicht glauben, dass der Idiot tatsächlich die Illusion hegt, ich ließe meine Tochter einen vollkommen verarmten Kerl heiraten, der in einer niedergebrannten Ruine haust. Da der Himmel in seinem endlosen Unverstand mir einen Sohn verweigert hat, ist Lyssandra alles, was ich habe. Ich gebe zu, das ist nicht viel - aber zumindest kriege ich durch sie auf meine alten Tage einen mächtigen Verbündeten.«
    Lyssandra hob eine Hand an ihren Mund und hoffte, ihre Übelkeit verflöge.
    Das scharfe Kratzen einer Feder auf Papier erklang.
    »Da«, sagte ihr Vater. »Sobald die Tinte auf dem Verlobungskontrakt getrocket ist, könnt Ihr sie getrost mitnehmen. Ich bin sicher, dass sie Eurem Herrn eine reizende und gehorsame Ehegattin wird.«
    »Er wird Euch wirklich dankbar sein«, antwortete der Fremde. »Nicht nur, weil Ihr mein unterwürfiges Werben angenommen habt, sondern weil Ihr Euch auch der anderen
Unannehmlichkeit erbarmt. Wie Ihr ja schon bemerktet, als Ihr freundlicherweise Euren Haushalt über den Frühling nach Arran verlegt habt, kann Lord Brisbane seinen Verbündeten gegenüber sehr großzügig sein.«
    »Allerdings. Sobald Ravenshaw beiseite geschafft ist, werden Euer Herr und ich seinen Besitz unter uns aufteilen. Die Burg mag nichts weiter als eine Ruine sein, aber das Land ist fruchtbar und wartet nur darauf, dass einer von uns es einmal gründlich durchpflügt.« Ihr Papa lachte böse auf. »Zumindest hat mir der Bastard das Ungemach erspart, ihm in seinem Bett an den Kragen zu müssen. Blutflecken sind immr sehr schwer zu entfernen.«
    »Wie wollt Ihr ihn dann fertigmachen?«, fragte der Fremde in neugierigem Ton.
    »Betrachtet die Sache als erledigt. Als seine Dirne heute Morgen von der Burg geflohen ist, habe ich seine Reaktion vorausgesehen und an sämtlichen Grenzübergängen Wachen aufgestellt. Keiner der beiden wird mein Land lebend verlassen, da könnt Ihr sicher sein!«
    »A-aber so war es nicht vereinbart …« Die Stimme des Fremden drückte ehrliches Entsetzen aus. »Der Frau sollte nichts geschehen. Sie sollte meinem Herrn zusammen mit Eurer Tochter übergeben werden.«
    »Ich lasse meine Tochter ja wohl kaum zusammen mit einer gewöhnlichen Hure in ihr neues Heim ziehen. Das würfe ein schlechtes Licht auf mich. Wenn er Lyssandra geschwängert hat, kann Euer Herr sich eine andere Geliebte suchen, falls er das will.«
    »Aber Ihr habt versprochen

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