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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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sie auf ihn zu und hoffte, daß die Dunkelheit das Unglück in ihrer Miene verbarg. Wie auch immer - das Mondlicht war hell genug, um zu zeigen, daß ihr Bruder viel besser aussah: entspannt, rasiert und das Haar wieder auf europäische Länge gestutzt. »Ein großer Fortschritt«, bemerkte sie.
    »Erstaunlich, wie ein anständiges Nickerchen, gutes Essen und ein Besuch im Badehaus einen Körper verändern können« , gab er zurück, als er sich zu ihr umdrehte.
    Sie deutete auf sein rechtes Auge, über dem nun eine saubere schwarze Augenklappe lag. »Gibt dir einen abenteuerlichen Touch!«
    »Keine Ahnung, aber wenigstens erschrecke ich so keine kleinen Kinder.« Abwesend berührte er die Klappe. »Das ist passiert, als die Männer des Emirs mir ein Geständnis der Spionage herausprügeln wollten. Das andere Auge ist zur gleichen Zeit verletzt worden, aber es ist ohne bleibenden Schaden geheilt.«
    »Gott sei’s gedankt«, seufzte sie inbrünstig. »Du hast Glück gehabt.«
    »Allerdings. Ein Auge zu verlieren, ist ärgerlich, aber keins mehr zu haben, wäre schon eine Katastrophe.« Er wandte sich wieder zur Brüstung um und starrte in die Wüste. »In vierzehn Tagen oder so sollte ich fit genug sein, zum Persischen Golf zu reisen und ein Schiff nach Indien zurück zu nehmen.«
    Juliet schüttelte den Kopf. Sie wollte ihn nicht gehen lassen, bevor sie nicht wenigsten etwas der verlorenen Jahre wieder eingeholt hatten. »Es gibt keinen Grund zur Eile. Du kannst bleiben, solange du willst.« Sie piekte ihn zärtlich in die Rippen. »Ich würde dich gern ein bißchen mästen. Außerdem wartet Mutter in Konstantinopel darauf, daß ROSS zurückkehrt.
    Sie hat geschworen, erst nach Hause zu reisen, wenn er gesund und munter wieder zurück ist. In dieser Jahreszeit brauchtest du nur ein paar Wochen, um dorthin zu kommen, und sie wäre überglücklich, dich zu sehen. Dein Überleben bestätigt schließlich auch ihre mütterliche Intuition, daß du nicht umgebracht wurdest.«
    »Tja, da waren ihre Instinkte tatsächlich einmal richtig.« lan lächelte leicht, und das blasse Mondlicht erhellte sein Gesicht.
    »Ich würde sie ja auch gerne sehen, aber ich kann mir nicht soviel Zeit lassen. Vergiß nicht, ich bin Offizier und muß zu meinen Pflichten zurückkehren und Bericht erstatten. Außerdem habe ich … andere Verpflichtungen in Indien.«
    »Tut mir leid. Ich habe es ganz vergessen. ROSS erzählte mir, daß du verlobt bist. Beschreib mir doch, wie sie ist, deine Verlobte.«
    »Georgina?« Er zögerte. »Wunderschön und bezaubernd. Blonde Haare, blaue Augen. Ihr Vater ist ein Colo-nel, also wird sie eine wunderbare Soldatengattin abgeben. Sie weiß immer genau, was sie tun und sagen muß.« Nach einer weiteren Pause fügte er hinzu:
    »Sie war das begehrteste Mädchen in ganz Nordindien.«
    Und ihre Beschreibung hörte sich unglücklicherweise genau nach dem Typ Frau an, die auf Juliet mißbilligend herabsehen würde.
    »Würden Georgina und ich uns mögen?«
    »Nun, ich denke nicht, daß ihr euch nicht mögen würdet.« lan schüttelte den Kopf, dann stützte er sich an der Steinmauer ab und fügte mit plötzlicher Bitterkeit hinzu: »In diesem verfluchten Höllenloch habe ich jeden Tag an Georgina gedacht. Sie wurde für mich zum Symbol von allem Reinen, Gesunden und Unversehrten - all das, von dem ich glaubte, ich würde es nie wieder erleben. Und doch ist ihr Gesicht in meinem Kopf verschwommen … ich kann mich nicht richtig erinnern, wie sie aussieht.«
    »Das ist nicht besonders erstaunlich, wenn man bedenkt, daß fast zwei Jahre vergangen sind, seit du sie zum letzten Mal gesehen hast«, erwiderte Juliet besänftigend. »Indien muß dir jetzt wie ein ganz ferner Trauni vorkommen, aber wenn du in dein altes Leben zurückkehrst, wird alles wieder an seinen Platz rutschen.«
    »Ich weiß nur nicht, ob ich in mein altes Leben zurückkehren kann«, gab er mit schwacher Stimme zurück. »Alles, woran ich je geglaubt habe, ist zerschmettert worden, und ich habe keine Ahnung, ob man die Stücke wieder zusammenfügen kann.«
    Die verzweifelten Worte brachten Juliet in eine größere Nähe zu ihrem Bruder als die ganze Zeit zuvor, seit sie sich in Buchara wiedergefunden hatten, denn in ihrem Kummer waren sie wieder wie wahre Geschwister. Sie legte eine Hand über seine, die auf dem kühlen Stein ruhte. »Gib dir Zeit, lan«, riet sie weich. »Du bist erst seit einer Woche frei. Nach allem, was du durchgemacht hast, würde

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