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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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und so hatte Juliet einen Augenblick überlegt, während ihre langen, dunklen Wimpern ihre Augen beschatteten. Dann hatte sie zuckersüß in klassischem Arabisch gesagt: »Ihr seid ein alberner, nutzloser Kerl, ein gackernder Affe ohne einen Funken Lebensweisheit.«
    Einen Moment lang war er fassungslos gewesen. Dann hatte er mit einem hinterhältigen Blitzen in den Augen auf Arabisch geantwortet: »Ihr habt die Zunge einer Viper, Tochter der Wüste, aber auch nur ein alberner, nutzloser Kerl, der ich bin, ist durch Eure flammende Schönheit erobert.»
    Juliet war so schockiert gewesen, daß sie mitten auf dem Parkett stocksteif stehengeblieben war, um zu ihrem Tanzpartner hochzuschauen. Der reizvolle Kontrast zwischen blondem Haar und brauner Haut, seine Kenntnisse des Arabischen … plötzlich war es ihr wie Schuppen von den Augen gefallen. »Sie müssen Saras Cousin ROSS sein«, hatte sie atemlos hervorgebracht.
    Er hatte gegrinst, während die unerwartete Wärme in seinem Blick sie noch mehr verwirrte. »Kein anderer. Ich nehme an, in dem Lärm haben Sie meinen Namen nicht verstanden.«
    »Ja, ich fürchte, so war es. Ich dachte, Sie wären nur einer dieser geckenhaften Jüngelchen«, war sie herausgeplatzt.
    Er war über ihre unschmeichelhafte Offenheit in Gelächter ausgebrochen, und so hatte sie hastig hinzugesetzt: »Sara hat mir erzählt, daß Sie in Cambridge orientalische Sprachen studiert haben und nun den Mittleren Osten und Asien bereisen wollen.«
    »Korrekt.« Er hatte sie wieder an sich gezogen, damit sie weitertanzen konnten. »Ich bin schon lange begierig darauf, Sie kennenzulernen, Miss Cameron. Sara hat von Ihrem faszinierenden Vorleben erzählt. Bitte erzählen Sie mir, wie es ist, wenn man in Tripolis lebt.«
    Wie Sara besaß er die Fähigkeit, dem Gegenüber das Gefühl zu vermitteln, etwas Besonderes zu sein. Juliet hatte darauf wie eine Blume reagiert, die in der Sonne erblühte, und unablässig über Tripolis und Teheran geplaudert. Sie hatte ihm auch nicht verschwiegen, wie schwer es für sie gewesen war, nach England zurückzukehren.
    Sie hatten drei Tänze hintereinander getanzt, als Tante Louise sie förmlich fortgezerrt hatte, um ihr eine Predigt über schamloses Verhalten in der Gesellschaft zu halten.
    Juliet hatte sich nicht darum gekümmert. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie verliebt - wundervoll, ausschließlich und ekstatisch verliebt -, und erstaunlicherweise schien Lord ROSS Carlisle ebenfalls von ihr angetan. Ihre Abneigung gegen England hatte sich an diesem Abend aufgelöst, und sie hatte erkannt, daß ihre Abscheu ausschließlich ein Resultat der Einsamkeit gewesen war, des Gefühls, nicht in diese Gesellschaft zu passen. Nun, da sie so glücklich war, wußte sie nicht, wo sie lieber gewesen wäre. Sie hatte ROSS’ zuversichtliche Ausstrahlung geliebt, seine Freundlichkeit, die Art, wie er über ihre Scherze lachte und ihr damit das Gefühl gab, sie sei wunderschön und klug.
    Den Rest der Saison hatten sie und ROSS die Gerüchte angeheizt, weil sie bei gesellschaftlichen Ereignissen viel zu eng zusammenhingen und oft ausritten oder Ausflüge unternahmen. Es war eine Beziehung aus Neckerei und Lachen gewesen, die so natürlich wie die zu ihren Brüdern war, jedoch mit dem Kribbeln der körperlichen Anziehungskraft. Immer wieder hatten sie sich im stillen geküßt, und das süße Feuer dieses Gefühls hatte in Juliet ein bebendes, verwirrendes Verlangen geweckt. Und dann war die Party in Norfolk gekommen …
    Allein bei dem Gedanken bohrten sich Juliets Finger in den Mörtel, bis weißer Putz unter ihren Nägeln abbröckelte.
    Erst eine sanfte Berührung an ihrem Arm brachte sie in die Realität zurück. »Gul-i Sahari, was bekümmert dich?« Es war Saleh. Mit einiger Anstrengung riß sich Juliet zusammen, dann wandte sie sich zu dem Mann um, der ihr Leben in Serevan möglich gemacht hatte. »Nichts bekümmert mich, Onkel. Ich habe nur ein wenig nachgedacht.«
    Der Usbeke hätte nicht im Traum daran gedacht, sie eine Lügnerin zu nennen, doch die erhobene graue Augenbraue drückte deutlich seinen Unglauben aus. »Hat der Ferengi dich beleidigt?«
    »Nein!« entgegnete sie schnell. Nach einem Augenblick des Nachdenkens seufzte sie und erkannte, daß sie Saleh die Wahrheit gestehen mußte. »Der Ferengi, ROSS Carlis-*e, ist ein englischer Lord. Und er ist zufällig auch mein Gemahl.«
    »Du hast einen Gemahl!« Saleh zog scharf die Luft durch die Zähne, als er diese

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