Wilder als Hass, süsser als Liebe
Wunde zu säubern, und das Blut aus ihrem Gewand zu waschen.
Schließlich war die Klinge so heiß, wie sie werden konnte, und ROSS hatte keine Möglichkeit mehr, die Sache länger aufzuschieben. Er wünschte, sie wären in einem christlichen Land, damit er Juliet zur Stärkung Brandy einflößen konnte. Zudem hätte er selbst einiges davon vertragen können, denn allein der Gedanke an das, was er tun mußte, ließ sein Herz rasen und seine Hände schwitzen.
Juliet legte sich auf die rechte Seite und rollte sich ein wenig zusammen, um sich gegen das Kommende zu wappnen. Saleh legte ihr eine Hand auf die Schulter, die andere auf die Taille, um sie festhalten zu können, sollte sie unwillkürlich zurückweichen wollen.
ROSS kniete sich neben sie, wobei er darauf achtgab, daß sein Schatten nicht auf die Wunde fiel. Ihre Haut wirkte bleich im Feuerschein, nur die klaffende Wunde leuchtete rot in einem scharfen Kontrast. Mit grimmiger Miene nahm er den Dolch aus dem Feuer. Er hatte eiD Stück Stoff um den Griff gewickelt, um seine Hand zu
schützen, doch die Hitze war selbst durch dieses unangenehm spürbar.
Er schwankte einen Moment, als er die Klinge vor sich anhob. Sie glühte in häßlicher, grausamer Hitze. Der Gedanke, das Metall gegen Juliets rohes, blutendes Fleisch zu pressen, lahmte seine Muskeln, sein ganzer Körper schien sich zu verweigern.
»Kilburn!« mahnte Saleh scharf.
Die Stimme des Mannes durchdrang ROSS’ Taubheit. Verzögerung würde die Sache nur noch schlimmer machen, also packte er ihren Ellenbogen, dann drückte er rasch den breiteren Messerrücken in die ganze Länge der offenen Wunde.
Als der rotglühende Stahl sie versengte, zuckte Juliets Körper wild in den eisernen Griffen der beiden Männer. Ihre linke Hand hatte neben ROSS’ Bein gelegen, aber nun krallten sich ihre Finger in sein Knie und ihre Nägel gruben sich tief in sein Fleisch.
Die drei Sekunden, die ROSS die Klinge in die Wunde hielt, schienen sich ewig zu dehnen. Um nicht zu brüllen, hatte sie ein Stück ihres Tagelmoust zwischen die Zähne genommen, doch als der Gestank brennenden Fleisches durch die Nachtluft waberte, stieß sie einen erstickten Schrei aus, der ROSS durch Mark und Bein fuhr.
Mit einem bebenden Seufzer der Erleichterung zog er die abkühlende Klinge von ihrem Arm, doch diese Erleichterung war getrübt durch das Wissen, daß der Schmerz “ir Juliet alles andere als vorbei war. Sie lag voller Schrek-ken wie betäubt da und schien nicht zu bemerken, daß sie Jre Finger immer noch in sein Bein grub.
Saleh reichte ihm einen kleinen Topf Salbe. »Das hier d den Schmerz ein wenig lindern.« ROSS hoffte, daß Saleh recht hatte, und mit seinen Fingerkuppen strich er die Salbe sanft über die schrecklichen
Wundränder. Zum Schutz legte er ihr einen leichten Verband an, doch die Blutung hatte aufgehört. So Gott wollte würde es keine Infektion geben, doch sie würde für den Rest ihres Lebens eine üble Narbe zurückbehalten.
Murad, der voller Mitgefühl zugesehen hatte, half Ju. liet, sich aufzusetzen, und drückte ihr dann einen stark gesüßten Tee in die Hand. Zuerst starrte sie einfach nur betäubt darauf, als ob es zuviel Mühe wäre, mit ihrem Schleier zu trinken. Doch nach einigen tiefen Atemzügen schaffte sie es, die Tasse in zwei großen Schlucken zu leeren.
ROSS sah, wie weiß ihre Haut durch den Riß im Ärmel wirkte und beschloß, daß er noch heute nacht genäht werden mußte. Er reiste stets mit dem nötigen Nähzeug im Gepäck, also kramte er es hervor und nähte dann den Riß mit groben, aber effektiven Stichen. Juliet saß mit gekreuzten Beinen die ganze Zeit da und schwieg. Ihr stummes Leiden erinnerte ihn an ein verletztes Tier.
»Jalal, nimm etwas von dem Opium, damit du schlafen kannst«, schlug Saleh vor.
»Nein«, wehrte sie brüsk ab. »Ich brauche nur Ruhe.« Sie erhob sich schwankend und ging dann zu ihrer Schlafmatte, die sie schon früher am Abend ausgelegt hatte. Saleh und Murad nahmen das als Zeichen und begaben sich ebenso zu ihren Schlafstellen.
ROSS fand, daß e& eine dieser Ausnahmezustände war, wo Diskretion zum Teufel gehen konnte, also nahm er seine Matte und legte sie neben Juliets. Sein Bedürfnis, so nah wie möglich bei ihr zu liegen, war einfach zu übermächtig, um ignoriert zu werden.
Die meisten Menschen im Lager schliefen bereits, und bald atmeten auch Saleh und Murad tief und gleichmäßig ROSS lag auf dem Rücken und starrte in den Nachthimine’>
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