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Wilder Engel (German Edition)

Wilder Engel (German Edition)

Titel: Wilder Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanette Sanders
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Das tut mir jetzt aber echt leid, Engelchen.« Mit diesen Worten drehte er sich um und begann leise zu schnarchen.
    Wir haben es mittlerweile seit letztem Samstag noch zweimal versucht.
    Das Ergebnis ist fifty-fifty.
    Einmal ging es, aber nicht allzu lange. Er wurde jedenfalls Erster im Ziel. Na ja … Und das andere Mal war’s wie beim allerersten Mal. Vorzeitiger Samenerguss. Man gönnt sich ja sonst nichts, Schätzle.
    Ich muss sagen, ich mag Berthold mittlerweile ganz gerne. Lieber, als ich das anfangs vermutet hätte.
    Es ist so angenehm, mit einem Mann auszugehen, der es sich leisten kann, die Restaurantrechnung zu bezahlen, ohne einen einzigen prüfenden Blick darauf geworfen zu haben.
    Außerdem hat er mich eines schönen Tages gefragt, ob meine Malutensilien teuer seien. Als ich daraufhin ehrlich »Ja« geseufzt habe, hat er mich ins nächste Geschäft für Künstlerbedarf geschleppt und so lange darauf beharrt, bis ich nachgab, mir alles Nötige zusammensuchte und ihm an der Kasse den Vortritt ließ.
    Ich glaube, in dem Moment habe ich mich ein bisschen in ihn verliebt!
    Obwohl mir unser kleines Problem mit dem Sex schon im Magen liegt, das muss ich auch sagen.
    Ich habe versucht, mich mit meiner Mutter darüber auszusprechen. Sie hat mir auch aufmerksam zugehört, was sonst nicht immer ihre Art ist.
    Aber dann hat sie den guten Eindruck wieder kaputtgemacht, indem sie mir ernsthaft erklärte: »Angela, man muss im Leben auch mal vernünftig werden. Und du schon zweimal, mit deinen Flausen vom freien Künstlerinnendasein im Kopf! Halte dir diesen Mann warm, der hat was.« – Sie meinte damit NICHT sein Geld. Jedenfalls nicht in erster Linie.
    Hinterher habe ich mich selbstverständlich schwarz geärgert, weil ich so blöd gewesen bin
     
    1. meiner Mutter vor einem Jahr etwa zu gestehen, dass ich nur noch zum Schein an der Uni eingeschrieben sei, dafür nebenher aber eifrig Malerei und Bildhauerei studiere (während mein Vater immer noch glaubt, dass sein monatlicher kleiner Beitrag in die Chemie wandert!) und
    2. ihr gerade eben von Bertholds Problemfeld erzählt zu haben.
    Ich bin ja so was von dusselig, also ehrlich! Schließlich hätte ich wissen können, dass meine Mutter keinerlei Verständnis für mich aufbringen würde. Sie ist immerhin seit mehr als dreißig Jahren mit einem Mann wie meinem Vater verheiratet!
    2. November 96
Berthold und ich hatten gestern – am Feiertag, der neblig, diesig und saukalt war, ein Tag, an dem man gerne mit dem Liebsten im Bett blieb und heiße Sachen anstellte, hahaha – ein ernstes, offenes Gespräch miteinander.
    Mir war nämlich in der Nacht vorher nach einer halben Flasche Rotwein der Kragen geplatzt, was heißen soll, ich hatte meinen Frust ordentlich artikuliert!
    Was wiederum heißen soll, ich habe Berthold in der Hitze des Gefechts einen Schlappschwanz geheißen.
    Da er unbestritten ein hochintelligenter Mann ist, hat er natürlich sofort kapiert.
    Traurig sagte er: »Du hast ja Recht, Engelchen. Ich bin dir auch nicht böse. Meine Performance ist wirklich nicht die beste.«
    »Performance« sagte er auf Englisch! Allen Ernstes. Aber irgendwie traf der Ausdruck auch durchaus ins Schwarze.
    Er wirkte so niedergeschlagen und schuldbewusst zugleich, dass sich mein Herz zusammenzog. Am liebsten hätte ich ihn ja jetzt in die Arme genommen und getröstet wie ein Kind.
    Aber auf der anderen Seite war ich natürlich so … ernüchtert, wütend, enttäuscht. FRUSTRIERT. Jawoll.
    Und das mir! Und das in unserem Alter, du lieber Himmel! Berthold ist doch erst 3 6!!!!
    Wir sind dann bald, eng aneinandergekuschelt, eingeschlafen. Immerhin waren wir beide nicht ganz nüchtern, draußen heulte der Wind ums Haus, und es war eigentlich ganz schön. Auch ohne Orgasmus.
    Am nächsten Morgen haben wir dann zusammen Frühstück gemacht und in der überheizten Küche lange geredet.
    Berthold hat von seiner Zeit an der Uni gesprochen. Als er seine Doktorarbeit schrieb. Über den Umgang mit gefährlichen, krebserzeugenden organischen Stoffen. Benzol etwa.
    Einige der Substanzen – soviel weiß ich auch noch aus meinen Chemiezeiten – können tatsächlich unter anderem die männliche Potenz (und nicht nur die!) beeinflussen. Negativ nämlich.
    Berthold glaubt, dass dies bei ihm der Fall sei.
    Wie der Zufall es will, habe ich dann heute Morgen in der Tageszeitung diesen Artikel gefunden. Im Wirtschaftsteil. Es ging um Lebensversicherungen. Eigentlich wollte ich das Ganze

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