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Wilder Engel (German Edition)

Wilder Engel (German Edition)

Titel: Wilder Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanette Sanders
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heute Morgen? Sein Gehirn hatte auf Grund des Dopaminmangels Fehlschaltungen erzeugt. Und diese wiederum Phantasiebilder. Wie ein Verdurstender in der Wüste eine Fata Morgana sah, die ja auch nur ein Fantasiebild darstellte, erzeugt vom Wassermangel in sämtlichen Körperzellen, einschließlich des Gehirns.
    Ja, so musste es sein, ganz klar. Es hörte sich logisch an, also musste es wahr sein.
    Ohnehin würde ihm kein Mensch glauben, wenn er von seinem Erlebnis berichtete. Einsperren würde man ihn, jawohl. In die nächste Irrenanstalt bringen. In eine Gummi-Einzelzelle stecken. Eine Zwangsjacke verpassen und ihn überdies mit Elektroschocks behandeln.
    Womit der Beweis klar auf der Hand lag: Es hatte dieses Intermezzo heute Morgen NICHT gegeben. Punkt.
    Es durfte dieses Intermezzo heute Morgen nicht gegeben haben!
    Hätte es nämlich tatsächlich stattgefunden – nur mal theoretisch angenommen –, säße Allister jetzt ganz schön in der Tinte. In dem – nicht vorhandenen – Fall nämlich müsste er sich jetzt eingestehen, frisch verliebt zu sein.
    Er müsste sich weiterhin eingestehen, das dringende Bedürfnis zu verspüren, diesen verrückten Wolken-Engel wiederzufinden. Koste es, was es wolle.
    Aber er wollte nicht frisch verliebt sein, das machte nur Scherereien. Er wollte ein neues Leben beginnen. Und zwar allein. Frauen machten nur Scherereien. Er brauchte da ja bloß an Amy zu denken.
    Allister bemühte sich tapfer, trank seinen Kaffee dazu und dachte wirklich angestrengt an Amy.
    Normalerweise half das immer sofort. Heute aber … Verdammt, dachte Allister entsetzt, es hilft nicht! Ich bin ja immer noch verliebt in diesen ausgeflippten Engel. Fuck! Das darf doch wohl nicht wahr sein. Wieso muss ausgerechnet mir so etwas passieren?
    »Auf Urlaub hier?«, fragte Maggie und schenkte ihm ungebeten Kaffee nach.
    »Äh, ja. Also nein. Eher nicht. Ich möchte mich auf der Insel niederlassen, wenigstens für ein Weilchen«, antwortete Allister.
    »Ja, das wollen viele. Es geht auch, wenn man weiß, wie!« Maggie war jetzt ganz in ihrem Element. Sie liebte es, Inselneulinge einzuweihen. Schließlich mussten Landsleute in der Fremde einander beistehen, so gut es eben ging.
    »Ich sage immer, wir sind alle Ausländer!«, fuhr Maggie fort. »Außerhalb unseres eigenen Landes, und das ist immerhin der große Rest der Welt.«
    »Das klingt gescheit, sehr philosophisch«, stimmte Allister sofort zu. Vor allem aber war er froh, für einige Minuten weder an Amy noch an diesen aberwitzigen blonden Wolken-Engel denken zu müssen. Und ebenso wenig an den bedrohlichen Dopaminmangel in seinem Gehirn und seine weiteren Zukunftspläne.
    »Schon irgendwelche Pläne?«, hakte in diesem Moment Maggie unbarmherzig nach. »Jobmäßig, meine ich. Der Mensch lebt schließlich nicht nur von Sonne, Strand und Palmen, nicht wahr?«
    »Noch keine konkreten, im Augenblick, fürchte ich.«Allister räusperte sich verlegen, verschluckte sich dabei, bekam einen Hustenanfall und trank erst mal hastig aus seiner Kaffeetasse.
    Fuck! Konnte diese aufdringliche englische Kaffeetante ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Was ging es sie an, was er, Allister Fraser aus Schottland, mit seinem Leben machte? Immerhin waren die Schotten ohnehin nicht gut auf die Engländer zu sprechen, schon aus rein historischen Gründen nicht! Das wusste jedes Kind aus dem Geschichtsunterricht.
    Alle paar Jahre mal wieder unternahm das schottische Parlament den zaghaften Versuch, im Unterhaus in London wegen politischer und wirtschaftlicher Unabhängigkeit nachzufragen. Natürlich stets umsonst. Aber immerhin konnten diese offiziellen Anfragen als Absichtserklärung gelten.
    »Sind Sie wenigstens verheiratet, junger Mann?« Es war Maggies Tonfall anzuhören, dass sie nunmehr deutlich besorgt war um ihn.
    »Zum Glück nicht!«, sagte Allister wahrheitsgemäß. »Das fehlte mir gerade noch!«
    »Ich meine ja nur, weil Frauen in den Dingen des täglichen Lebens so viel geschickter sind. Und außerdem anpassungsfähiger. Sie lernen auch viel leichter eine Fremdsprache und können sich problemloser in der Fremde integrieren. Obendrein sind sie sich nicht zu schade, wenn es sein muss auch als einfaches Zimmermädchen in einem Hotel anzuheuern. Ich kenne einige ganz tapfere Mädels hier, die ernähren auf diese Weise ihren Mann und die fünf Kinder!« Maggie war jetzt leider überhaupt nicht mehr zu bremsen.
    »Ich bin Fotograf von Beruf!«, wagte Allister an dieser Stelle

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