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Wilder Engel (German Edition)

Wilder Engel (German Edition)

Titel: Wilder Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanette Sanders
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hervorsprießt. Weil man nämlich zu feige war, einen wirklichen Neuanfang zu wagen. Etwa einen Ortswechsel vorzunehmen. Sich neue Freunde und einen neuen Partner zuzulegen. (Bei Familie wirds schwierig, die ist nicht so einfach austauschbar. Die bekommt man bei der Geburt mitgeliefert wie den Satz Gliedmaßen, mit dem wir durchs Leben rudern. Allerdings trägt hier der erwähnte Ortswechsel  – durch Abstandsvergrößerung – zur Verringerung des Problems bei. Hipp, hipp, hurra.)
    Ich muss sagen, nachdem ich an dieser Stelle meiner schriftlichen Überlegungen angekommen bin, fühle ich mich schon sehr viel besser.
    So, und jetzt gehe ich mit Karin und Elke, die gestern aus Teneriffa eingeflogen ist, Pizza essen. Und Unmengen von Rotwein trinken.
    Mal sehen, was dabei so alles ans Tageslicht kommt  …
    Immer noch Januar 2005, einige Tage später.
    Ich kann es nicht glauben: Wir haben uns betrunken und trotzdem nur den armen Kellner beleidigt! Allerdings bestand die Pizza tatsächlich aus zuviel Käse und noch mehr Boden. Und Vitello wusste das auch ganz genau  … Dafür mussten wir die versprochenen Meeresfrüchte einzeln und mit der Lupe zusammensuchen.
    Ich habe dem Wirt erklärt, dass sein Etablissement hiermit den symbolischen Tod gestorben sei. Jedenfalls für Karin, Elke und mich. Er hat uns trotzdem drei Portionen Tiramisu auf Kosten des Hauses auf getischt und damit das Chaos perfekt gemacht.
    Das Zeug war so pappsüß, dass sich unsere Laune sofort weiter hob und wir eine weitere Flasche Rotwein ordern mussten. Die wir in der Folge dann auch leerten. Hinterher gab es je noch einen Grappa auf Kosten des Hauses.
    Und so kam es, dass wir alle drei gegen Mitternacht tatsächlich Pläne für unsere verschiedenen Neuanfänge fassten. Ach übrigens, ich muss mir das jetzt unbedingt mal notieren: Der Kellner heißt nicht Vitello, sondern Vittorio!
    Eine Stunde später: Ich musste ans Telefon, meine Mutter hat angerufen.
    Also jetzt zu den Neuanfängen: Karin will ihre kleine Galerie in Haidhausen aufgeben. Richtig gut lief das Geschäft ja nie. Dafür geht sie nach Mexiko und lernt dort, selbst Silberschmuck herzustellen. Den sie dann später in Kalifornien verkaufen will.
    Das Dumme daran ist nur, dass ich dann noch weniger eigene Werke verkaufen werde, weil in Karins Lädchen doch hin und wieder mal was ging.
    Andererseits bin ich ja auch erst mal ein Weilchen  – mindestens ein halbes Jahr – weit weg, und da kann es mir egal sein, was in München passiert.
    Denn Elke und ich haben beschlossen, zusammen ins Amazonasgebiet zu reisen.
    Sie hat sich als Homöopathin ja schon immer für die Heilkräfte der Natur interessiert und befürchtet überdies, dass die dämliche Menschheit durch die Zerstörung des Regenwaldes auch unglaubliche Schätze an Heilkräften gleich mit vernichtet. Auf Nimmerwiedersehen.
    Außerdem findet sie es auf Dauer da auf ihrer Kanareninsel ohnehin zu langweilig. Wer will schon jeden Tag nur Sonne, Palmen, Strand und Meer!
    Ich hingegen hoffe, dass mich ein Aufenthalt in den Tiefen des Regenwaldes innerlich transformieren wird. Wenn schon nicht einen besseren Menschen, so doch wenigstens eine bessere Künstlerin aus mir macht.
    Elke sieht da beträchtliche Chancen für mich. Sie denkt auch, es würde mir guttun, mal eine Weile keine Männergeschichten anzufangen, sondern mit mir selbst ins Reine zu kommen.
    Abgetaucht im Amazonasgebiet, sollte mir das einigermaßen leichtfallen!
    Sie rät mir weiter dringend dazu, meinen Sextrieb für eine Weile zu sublimieren und dadurch in einen kreativen Energieschub umzuwandeln.
    Dabei fällt mir wieder ein – ebenfalls von Elke stammt der denkwürdige Spruch: »Zeig einem Mann nie, wie sehr du ihn liebst!«
    Leider habe ich in dieser Hinsicht des Öfteren versagt und bin schlecht behandelt worden.
    Andererseits, wenn ich so an Berthold zurückdenke: Dem habe ich nie gesagt, dass ich ihn liebe. (Es hätte ja auch nicht der Wahrheit entsprochen, aber man konnte wenigstens schön mit ihm kuscheln!)
    Dafür habe ich ihn dann aber meinerseits schlecht behandelt. Irgendwie muss die Bilanz ja wieder ausgeglichen werden, nicht wahr?
    Wenn ich mich da noch an die Episode vom Oktober 97 erinnere (und nicht nur die!), dann schäme ich mich fast ein bisschen. Aber nur fast. Denn was geschah, musste geschehen, das sieht Elke auch so.
    Denn: Männer machen dumm und dick! – ein weiterer Elke-Spruch. Den ich übrigens nur bestätigen kann.
    Damals mit

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