Wilder Engel (German Edition)
bezogen hatte, war sie bald erneut aufgebrochen. Ausgerüstet mit Laptop und Kredit- und Ausweiskarte.
Nicht weit von der Pension Julia entfernt lag dasStrandrestaurant Da Alejandro mit seinen hübschen und bequemen Korbsesseln.
Kurzerhand war sie hier eingekehrt, um noch ein bisschen in Angelas Vergangenheit herumzustöbern. Anschließend wollte sie endlich ausgiebigst zum Einkaufen gehen. Wozu hatte der Mensch schließlich das Privileg, über eine Kreditkarte zu verfügen? Als waschechter Engel konnte man davon normalerweise nur träumen. Und irgendeinen Vorteil musste dieser verrückte Auftrag schließlich haben.
Angie ließ den Blick frei umherschweifen. Der breite Sandstrand war ziemlich bevölkert, auch im Wasser tummelten sich eine Menge Leute. Sie musterte vor allem das männliche Angebot genauer, konnte aber nicht allzu viel Interessantes entdecken.
Auf weiblicher Seite hingegen war viel mehr geboten. Hübsche, junge und gertenschlanke Dinger neben barocken, aber wohlgeformten und schönen Weibsbildern in ihren besten Jahren.
Himmel! Es war nicht gerecht von Mutter Natur, die Männer dermaßen in die zweite Reihe zu stellen, was das Aussehen anging.
Es war eindeutig ungerecht den Frauen gegenüber, die sich wie Angela zu Lebzeiten – und Angie in ihrer jetzigen weiblichen Gestalt – die Augen nach einem echten Kerl ausguckten. Und dann mit der leidigen Konkurrenz konfrontiert waren, falls doch mal einer auftauchte.
Angie schüttelte sich unwillkürlich vor Widerwillen. An gewisse Dinge wie Eifersuchtsszenen ihrerseits konnte sie sich noch aus ihrem letzten Erdenleben vage erinnern.
Auch Angela schien darunter gelitten zu haben. Jedenfalls tauchten in ihren Tagebüchern kurze Notizen zumThema auf. Unwürdig war das, mindestens. Außerdem schuf es Frust: Eifersucht ist eine Last, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.
Auch an diesen Spruch erinnerte Angie sich plötzlich wieder. Und beinahe gleichzeitig musste sie jetzt auch noch an Allister denken.
Wieso eigentlich?
Verdammt! Er war viel zu attraktiv gewesen. Das machte es schwer, ihn auf der Stelle wieder zu vergessen. Außerdem war er ein echter Cracker im Bett … äh … im Meer und am Strand gewesen.
Verdammt attraktiv, verdammt potent und verdammt schwer zu vergessen. Vor allem, weil es kaum nennenswerte Konkurrenz für ihn zu geben schien. Jedenfalls nicht an diesem Strandabschnitt.
Angie seufzte und ließ den Blick weiterwandern.
Genau in diesem magischen Augenblick sah sie ihn. Er wanderte den Strand entlang, ein gutaussehender Hüne mit breiten Schultern und diesem gewissen Wiegegang, wie ihn Cowboys in bestimmten Westernfilmen gerne draufhatten.
Schaut her, Mädels! Hier kommt euer Held, der euch auf Händen durchs Leben trägt. Verlässlich, edel, hilfreich und gut. Ein Typ zum Pferdestehlen, den man dann an eurer Stelle dafür hängen kann …
Angie starrte, sie konnte die Augen einfach nicht von seiner männlichen Gestalt abwenden.
Jetzt musste er etwas gemerkt haben, jedenfalls drehte Allister den Kopf. Eben schien er noch mit den Augen den Strand abgesucht zu haben, jetzt guckte er genau in ihre Richtung.
Verdammt, verdammt, verdammt!
Ihn erkennen und total erschrecken war eins. Gleichzeitig blieb die Zeit stehen und der Globus hörte auf, sich zu drehen.
Und schon war Angie unter den Tisch abgetaucht. Oder jedenfalls versuchte sie es.
Dummerweise hatte sie dabei den Kellner Juan übersehen, der eben mit einem vollen Tablett von hinten kam und genau zu diesem Zeitpunkt an ihr vorübergleiten wollte.
Sie traf ihn während ihrer Abtauchaktion so unglücklich in den Bauch (vermutlich mit dem Ellbogen; aber es ging alles viel zu schnell, um das genau sagen zu können), dass der arme Juan einen Moment überrascht nach Luft schnappte, ehe die Hölle ausbrach.
Mit einem ziemlichen Lärm krachte das Tablett mit den vollen Gläsern – hauptsächlich Limonaden, Cola und quietschbunte Cocktails – auf die marmorierte Terrasse des Da Alejandro.
Juan ging dafür vergleichsweise eher geräuschlos zu Boden. Er sackte einfach in sich zusammen. Das sah ungefähr so aus wie bei einer aufblasbaren Gummipuppe, der jemand den Stöpsel gezogen hatte.
Angie bemerkte noch, wie Allister schneller zu gehen begann, während er unverwandt zu ihr herstarrte, und beschloss, dass hiermit Gefahrenstufe Extrem erreicht sein müsse. Sie beamte sich kurzerhand weg!
Als Allister auf der Terrasse ankam, war keine Angie mehr da. Nur ein Ding,
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