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Wilder Engel (German Edition)

Wilder Engel (German Edition)

Titel: Wilder Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanette Sanders
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Berthold habe ich das am eigenen Leib erfahren: Unser Sexleben war einsame Unterklasse, dafür haben wir es uns aber in seiner Wohnung am Wochenende immer so richtig kuschelig gemacht. So mit Kerzen, gutem Essen, Wein, Naschzeugs, Fernsehen bis in die Puppen, das Übliche eben.
    Am Ende hatte ich vier Kilo mehr auf den Rippen. Dafür aber seit Wochen kein kulturphilosophisches Seminar mehr besucht, und dabei war ich vor Berthold mit Feuer und Flamme dabei gewesen!
    Nur Akt-Liegen, das machte ich noch, wegen des Geldes. Die Malerei beschränkte sich dagegen auf alberne Aquarelle mit Motiven aus Teneriffa. Als Vorlage dienten mir hierzu die Fotos, die ich geschossen habe, als ich Elke immer wieder für einige Wochen auf der Insel heimsuchte. Vor Bertholds Zeit, ganz klar!
    Allerdings liefen diese harmlosen, aber hübschen Bildchen ganz gut in Karins Galerie; sie waren ja auch billig genug zu erstehen.
    Zu den Kilos trugen natürlich auch die diversen Geschäftsessen bei, die Berthold in seinem neuen Job zu absolvieren hatte und zu denen er mich meistens mitnahm.
    Die Gespräche an solchen Abenden drehten sich, wie man sich denken kann, ausschließlich um Dinge, die mich nicht im Mindesten interessierten.
    Was dazu führte, dass ich geistig abschaltete, dafür jedoch den Kellnern sonst wohin guckte – wo es sich lohnte, natürlich! – und mindestens zwei Nachtische verschlang.
    Was beides eine logische Folge meines unbefriedigenden Sexlebens mit Berthold war!
    Die Kellnersache konnte ich mir selbst erklären; die Sache mit den Süßspeisen erklärte mir wiederum Elke aus homöopathisch-medizinischer Sicht. Hier nur eine kurze Zusammenfassung:
    Durch die unterdrückte Libido kommt es im Gehirn zu einem Unterschuss an verschiedenen Botenstoffen. Dopamin zum Beispiel. Dieser Stoff wiederum findet sich in vielen Süßspeisen, vor allem auch in Schokolade.
    Dopamin ist dummerweise sehr wichtig beim Aufbau von irgendwelchen Glückshormonen, so viel weiß ich auch noch. Und schon hatte ich den Salat, den ich anstelle der Nachspeisen lieber hätte verzehren sollen.
    Nun könnte natürlich beim Abtauchen ins Amazonasgebiet ein ähnlicher Effekt bei mir auftreten: Sexentzug erzeugt Dopamin-Unterschuss erzeugt Hunger auf Süßes.
    »Aber Dummerchen!«, sagte Elke auf meinen Einwand hin gestern Abend. »Im Regenwald gibt es doch bestimmt keine Schokolade und keine Restaurants mit verführerischen Desserts. Denk mal logisch.«
    Von diesem Moment an war alles klar!
    Ich würde gar nicht anders können, als da unten im Amazonasgebiet die Männer und Süßigkeiten obendrein aufzugeben, und dafür meine ganze Energie in einen kreativen Powerschub umzuwandeln.
    Dieser wiederum würde dafür sorgen, dass die Glücksgefühle sich ebenfalls einstellten. Nur eben auf einem anderen – nämlich sublimierten – Weg, sozusagen.
    So, okay, genug geblödelt und gelästert, unser gemeinsamer Plan steht auf felsenfestem Grund.
    Meiner Mutter und dem Rest der Familie werde ich meinen wahren Aufenthaltsort kurzerhand verschweigen. Wie so oft in den vergangenen immerhin zehn Jahren. (Mein Gott, wie die Zeit verfliegt, ich höre glatt Omama die Worte sprechen.)
    Offiziell werde ich wieder mal für einige Monate zu Elke nach Teneriffa gehen.
    Und wenn ich dieses Mal wieder auftauche, hoffe ich tatsächlich, ein besserer Mensch zu sein! Punkt.

7
    A ngie schaltete den Laptop ab und lehnte sich in ihrem bequemen Korbsessel zurück. Sie war wieder einmal einfach wild durch Angelas Tagebücher gesurft, weil sie es viel interessanter fand, die Auswahl der »Lesungen« dem Zufallsprinzip zu überlassen, als methodisch vorzugehen.
    Auf diese Weise hatte Angie heute Morgen, nachdem sie das Sugar-Café verlassen hatte, auch ihre Unterkunft gefunden. Über den Umweg von Angelas Tagebucheintragungen nämlich: Neben Elkes Adresse auf der Insel fand sich da auch die Beschreibung einer kleinen hübschen Pension namens Julia , deren Inhaberin mit vollem Namen Julia Maria Gonzales hieß und die wiederum Mini-Apartments vermietete. Alle mit kleinem Balkon oder Terrasse und die meisten außerdem mit Meerblick ausgestattet.
    Hier hatte vor einigen Jahren auch Angelas Mutter Ingeborg drei angenehme Inselwochen verbracht. Denn bei Elke gab es nicht genug Platz, um neben Angela und ihren Künstlerutensilien auch noch Ingeborg zu beherbergen. Immerhin diente eines der vier Zimmer der Homöopathin als Behandlungsraum, wo sie munter und selbstverständlich in

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