Wilder Engel (German Edition)
empfehlen, da reinzuschauen. Mit deinem Gesicht stimmt irgendwas nicht.«
Das Grinsen fror ein. Der Gesichtsausdruck veränderte sich und wurde fast schon einen Tick brutal.
Angie überlegte blitzschnell, ob die Situation in Richtung »Wegbeamen« eskalieren könnte, da ertönte die samtig-weiche Stimme des Barkeepers in ihrem Rücken.
»Schon gut, Mann! Barry, die Lady ist eine Freundin von mir. Zisch ab, ja?«
Barry zuckte daraufhin lässig mit den Schultern und zischte tatsächlich ab. Vorher orderte er aber noch eine weitere Runde für Tisch zwölf.
»Danke«, sagte Angie zu dem Barkeeper, der wie ein Italiener aussah und vermutlich auch einer war.
»Gern geschehen. Gehört zum Service des Hauses. Wir haben einen weiblichen Manager.«
»Ach so, deshalb.«
Sie schenkte ihm ein Lächeln, er lächelte zwar vage zurück, vermied dabei aber den direkten Blickkontakt.
Was ist denn mit dem Jungen los? Der flirtet ja gar nicht mit mir!, schoss es Angie unwillkürlich durch den Kopf.
Sie war schon versucht, vom Barhocker zu springen und Richtung Toiletten zu rauschen. Vielleicht glänzte ja ihre Nase, die Stirn oder sogar beides. Möglicherweise waren auch Lippenstift und/oder Wimperntusche irgendwie grotesk verschmiert? Sollte bei solch teuren Kosmetikartikeln eigentlich nicht passieren, aber wer konnte kleine Pannen schon mit Sicherheit ausschließen.
Allerdings tauchte jetzt gerade ein junger Beau neben ihr auf, und der war tatsächlich ein Schnuckelchen.
Aber holla, was war denn jetzt los?
Vor Angies perfekt geschminkten Augen beugte der Beau sich eben vertraulich über die Bartheke, wobei erauch noch ihr nacktes Bein streifte. Allerdings schien er dies keineswegs zu bemerken, er war an etwas völlig anderem interessiert!
An dem attraktiven italienischen Barkeeper nämlich.
Die beiden küssten sich hingebungsvoll einige Sekunden lang wie ein echtes Liebespaar!
Es dauerte noch eine weitere Sekunde, bis Angie begriff, hier war nichts zu holen für sie!
Es sei denn, sie änderte blitzschnell ihr äußeres Erscheinungsbild. Aus Weib mach Mann, für abgesandte Engel im Prinzip durchaus möglich! Nur unwesentlich schwieriger als Wegbeamen.
»Kannst du heute nicht früher abhauen, Sergio-Honey?«, schnurrte in diesem Moment der gerade angekommene Kater.
»Baby, ich würde ja gerne!«, versicherte Sergio-Honey. »Aber die alte Hexe ist heute mal wieder auf dem Kontrollitis-Trip. Ich fürchte, da ist nichts zu machen.«
Die alte Hexe musste die Managerin des Ladens sein.
Angie konnte an dieser Stelle nicht anders, sie musste einfach eingreifen: »Sie könnten doch behaupten, Ihnen sei plötzlich fürchterlich schlecht geworden. Lebensmittelvergiftung, Salmonellen, irgendwas in der Richtung. Die Managerin lässt Sie sicher unter solchen Umständen mit Handkuss ziehen. Für Schuppen wie diesen gelten Hygienevorschriften, wenn ein Gast sich was holt hier, können die den Laden dichtmachen.«
Baby und Sergio-Honey musterten Angie jetzt erstaunt, aber auch leicht pikiert. Offenbar war es ihnen peinlich, bei ihrem kleinen intimen Dialog belauscht worden zu sein. Von einer Frau noch dazu.
Angie brachte es fertig, so charmant zu lächeln und mit den Augenwimpern zu klimpern, dass die beiden schließlich merkten, sie war auf ihrer Seite.
»Die Ausrede habe ich leider letzte Woche schon benutzt«, gestand Sergio-Honey jetzt und klimperte ebenfalls mit den Wimpern. »Und die Woche davor auch!«, fügte er verschämt hinzu. Dann seufzte er ein bisschen, tätschelte mit der rechten Hand kurz und bedauernd die linke Wange von Baby und machte einen spitzen Kussmund dazu.
Die kleine Szene war wirklich allerliebst anzusehen.
Angie brach fast das Herz vor Mitgefühl. Die beiden Jungs waren so offensichtlich frisch verknallt, es war einfach nicht fair, dass sie jetzt noch stundenlang warten mussten, bis sie sich endlich in die Arme sinken und so richtig …
»Ich war mir sicher, dass ich dich hier treffen würde!«, sagte eine vor Testosteron triefende männliche Samtstimme zu ihrer Linken.
Angie fuhr herum.
Sie vergaß bei dem Anblick, der sich ihr bot, auf der Stelle Sergio-Honey, Baby, die dazugehörige herzlose Managerin des Etablissements und für einen Moment sogar Allister Fraser aus Aberdeen in Schottland.
Der Mann sah einfach höllisch gut aus. Eben zündete er sich mit lässiger Gebärde ein Zigarillo an. Obwohl unübersehbar an jeder Bar je ein Schild hing: Hier ist rauchfreie Zone.
Doch das schien ihn
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