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Wilder Engel (German Edition)

Wilder Engel (German Edition)

Titel: Wilder Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanette Sanders
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besitzergreifender von hinten an sie zu drängen schien. Als wolle er dem Feind mitteilen: Dies ist meine Kuh. Fang dir gefälligst selber eine mit dem Lasso!
    »Ich bin sicher, wir kennen uns!«, sagte er zum Panther,wobei er aber den Arm nicht von Angies Schultern nahm. Sie kam sich allmählich vor, als wäre sie in einen Schraubstock gepresst.
    »Kaum!«, lautete die knappe Antwort von links.
    »Würdest du mich bitte einen Moment lang loslassen. Ich muss zur Toilette!«, zischte Angie deutlich hörbar über ihre linke Schulter nach hinten. Gleichzeitig fragte Angie sich, warum ihr das nicht sofort eingefallen war. Es war einfach genial, viel besser als beamen.
    Sicher gab es in dem Schuppen hier einen Hinterausgang oder auf dem Klo ein Klappfenster, das man aushängen konnte. Oder man benutzte eben notfalls die Einzelkabine als Abbeam-Rampe, sozusagen.
    »Oh nein, Schätzchen! Das kann warten, da bin ich sicher. Du willst dich bloß wieder mal einfach aus dem Staub machen. Aber ich muss mit dir sprechen!«
    »Sie kann sich nicht so einfach aus dem Staub machen«, mischte sich jetzt tatsächlich der Dunkle ein, und wie es schien, war er noch dazu auf Allisters Seite. »Es gibt keinen Hinterausgang, und die Fenster in den Toilettenkabinen sind ziemlich winzig, da passt kein Kind durch. Wenn eine Lady die Waschräume aufsuchen will, dann sollte ein Gentleman ihr das jederzeit gestatten!«
    Na, grenzenlos gut! Spielte der hier Lackaffe, oder was? Von wegen »Lady« und »Gentleman« und »jederzeit gestatten«!
    Angie ärgerte sich, und das durfte der arrogante Kerl ruhig mitkriegen: »Was mischen Sie sich hier eigentlich ein? Ich sagte doch schon, dass ich Sie nicht kenne.«
    »Gestatten, ich heiße Cameron. Aus Dublin in Irland!« Als ob ihr das irgendetwas gesagt hätte!
    Cameron verneigte sich jetzt glatt ein bisschen in ihre und Allisters Richtung, wobei er wieder so spöttisch-allwissend grinste.
    Arroganter Lackaffe! Das war es, das beschrieb ihn am besten. Leider aber auch höllisch attraktiver Lackaffe!
    »Allister Fraser. Aus Aberdeen in Schottland!«, sagte Allister. Höflich, aber kühl zurückhaltend! Nicht eine Spur freundlich, nur höflich, das genügte völlig.
    Wunderbar, er zeigte wenigstens Stil, der schottische Verfolger!
    »Lass mich los!«, fauchte Angie jetzt versuchsweise, und Allister gehorchte überraschenderweise.
    Sie schob zuerst die dünnen Spaghetti-Träger des Abendkleids wieder auf ihre nackten Schultern zurück, ehe sie tief Luft holte: »Angela Engel aus München in Germany!«
    So, das war’s dann wohl! Den albernen, offiziellen Teil hätten sie damit alle hinter sich gebracht. Es wurde Zeit, sich aus dem Staub zu machen. Für sie wenigstens.
    Sie wollte sich ihr rotes neues Prada-Täschchen von der Bar krallen, aber der verflixte Cameron kam ihr zuvor. Er beugte sich genau in diesem Augenblick über den Tresen und winkte Sergio zu: »Zwei Whisky pur. Für meinen Freund hier und für mich. Für die kleine Lady ein Glas Champagner.«
    Verflixt, jetzt hatte der Mann es tatsächlich fertig gebracht, das Prada-Täschchen mit dem Ellbogen so weit über den Rand der Bartheke zu bugsieren, dass es auf der anderen Seite runterkippte und direkt zu Sergios Füßen landete. Der Panther tat dabei auch noch so, als hätte er von dem Malheur nichts mitbekommen, der Mistkerl!
    War der jetzt nur blöd – oder so durchtrieben? Das war hier die entscheidende Frage.
    »Du wolltest doch auf die Toilette, Engel!«, erinnerte Allister sie in diesem heiklen Moment. »Bis du zurück bist, liegt deine Tasche wieder sicher hier oben auf dem Tresen, und ich habe ein Auge auf sie, keine Sorge!«
    Klar! Du denkst ja, du hättest mich damit in der Hand! Welche Frau rennt schon ohne ihre Handtasche einfach weg, nicht wahr? Ohne Tochter vielleicht, aber ohne Handtasche nie.
    In Angies Kopf überschlugen sich die Kalkulationen zu den Konsequenzen aus dem eben erfolgten Malheur. Ihr Gehirn arbeitete im Zehntelsekundentakt und spuckte dabei wie eine Rechenmaschine ständig neue Ergebnisse aus: Fuck! Doppel-FUCK! Es sieht ganz danach aus, als wäre der Dunkle ein Kumpel von Allister … Natürlich, da hätte ich wirklich gleich draufkommen können! Das ganze alberne Theater eben war ein abgekartetes Spiel … Bis hin zu dem Geflirte mit dem schwulen Liebespärchen sollte alles nur dem einen, einzigen Zweck dienen: mich so lange abzulenken, bis Allister mich wie aus heiterem Himmel überrumpeln konnte. Wer weiß,

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