Wilder Engel (German Edition)
Wissenschaftsjournalistin und beruflich viel auf Achse. Kongresse und so.
Na ja, immerhin ist er ja selber auch Mathematiker, Chaostheoretiker, Reiki-Meister und seit kurzem auch noch Fotograf. Seine Fotos sind echte Kunstwerke, das habe ich sofort gesehen, obwohl sie mich auch ziemlich verstören. Da ist so eine Tiefe, die meiner eigenen Malerei leider noch fehlt. Demzufolge frustrieren mich C.’s Kunstwerke zutiefst. Plus der Umstand seiner glücklichen Ehe.
Sie heißt übrigens »A.«, sagt er.
Er weigert sich standhaft, mir ihren vollen Namen zu nennen, und nennt sie immer nur Apunkt.
Weshalb ich ihn jetzt auch nur noch Cpunkt nenne, ist doch klar. Es stört ihn nicht, ganz im Gegenteil: Er findet es auch noch amüsant.
Insgeheim gebe ich ihr aus Rache Namen wie Annegret, Anneliese oder auch Annamirl.
Adele fände ich auch nicht schlecht für eine glücklich verheiratete burschikose dunkelhaarige Pferdestehlerin.
C. geht mir meistens grandios auf die Nerven, das muss ich jetzt auch mal so hinschreiben. Er hat diese seltene Arroganz am Leib, die schon wieder sexy ist. Verdammt sexy, viel zu verdammt sexy.
Trotzdem würde ich – fast – alles tun, um ihn zu kriegen. Wenn, ja wenn er nicht – glücklich – verheiratet wäre.
Er nennt sie übrigens auch gerne »Tüpfelchen«, sogar das hat er mir neulich mal verraten.
Tüpfelchen!
Die Apunkt … Annamirl Pferdestehlerin, Adele Kumpeline. Die »Glücklich-mit-Cpunkt-Verheiratete« lässt sich von ihm »Tüpfelchen« rufen!
Manche Ehepaare haben wirklich seltsame Rituale.
Es ist außerdem ein Hohn, dass mir das jetzt schon zum zweiten Mal innerhalb von zwölf Monaten passiert.
Erst dieser Alessandro Cifarelli letzten Oktober und nun auch noch Cpunkt. Im heißen August, nicht mal ein volles Jahr später. Ich …
»Angela! Mama Ingeborg hat angerufen!«, ertönte in diesem Augenblick Julia Gonzales’ Bass von der anderen Ecke der Terrasse her. Schon stampfte sie bedrohlich näher heran in ihrem wallenden Baumwollkleid und den unvermeidlichen »Pflipp-Pflopps« an den geschwollenen Füßen.
Rasch beendete Angie die Datei und veranlasste den Laptop sogar, das Laufwerk herunterzufahren.
Sicher war sicher, auch wenn kaum zu erwarten stand, dass ausgerechnet Julia Gonzales das Rätsel des Spezialmodems in Angies Laptop würde lösen können oder wollen. Julia Gonzales hatte andere Sorgen.
»Du deine Mama zurückrufen!«, sagte Julia streng und deutete dabei mit dem Zeigefinger.
»Ja, danke, Julia!«
»Gleich! Die arme Mama. Hat mir erzählt, was passiert. Du musst helfen Mama jetzt.«
»Okay, Julia, mach ich ja. Ich lauf gleich zur Telefonzelle am Strand unten.«
»Nix da, Handy besser!«, behauptete Julia Gonzales und wies dieses Mal mit dem Zeigefinger hartnäckig auf etwas, das sich hinter Angies Rücken befinden musste.
Sie drehte sich um und folgte mit ihren Augen der vom Zeigefinger vorgegebenen Richtung.
Da lag das Handy tatsächlich unschuldig silberschimmernd auf dem runden Tischchen im Zimmer. Neben der Ledertasche, die sonst auch den Laptop beherbergte. Esmusste herausgefallen sein, als Angie den tragbaren Computer vorhin so hastig ausgepackt hatte.
Langsam stand sie auf.
Jetzt war es auch schon egal! Dann würde Mama Ingeborg eben in Zukunft die Nummer von Angies Handy haben. Ein Zusammentreffen war ohnehin, wie es schien, unaufschiebbar geworden. Sei’s also drum!
»Ich rufe sofort in München an«, versicherte Angie in Julias Richtung, »ich muss vorher bloß noch schnell aufs Klo!«
Sprach’s und verschwand auch schon nach nebenan. Um keinen Preis wollte sie dieses Telefongespräch unter Zeugen führen, so viel stand fest.
Julia Gonzales stieß einen halblauten, beleidigt klingenden Seufzer aus, schließlich hatte sie es ja bloß gut gemeint, und machte sich dann aber doch vom Acker.
Erst als ihre schweren Schritte irgendwo im Haus verhallt waren, kam Angie aus dem Bad und wählte sich durch die verschiedenen Vorwahlnummern hindurch, bis endlich das Freizeichen ertönte.
15
W ährend Angie geduldig wartete, dass am anderen Ende abgenommen wurde, ging ihr so einiges durch den Kopf … So konnte sie sich einfach nicht vorstellen, wie Allister sich von Cameron hatte ein Veilchen verpassen lassen, ohne spontan zurückzuschlagen.
Und wenn er zurückgeschlagen hatte, dann müsste doch auch Camerons Gesicht Spuren dieses Kampfes zeigen, oder nicht? Allister war immerhin genauso groß wie der Ire und vom Körperbau her
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