Wilder Engel (German Edition)
unterlaufenen Hämatom, das noch vor kurzem und unübersehbar da geprangt hatte. Es war unglaublich, aber so war es!
Jetzt erinnerte wirklich nichts mehr an den Kampf. War am Ende alles bloß ein Traum gewesen?
Wieder einmal, wie schon des Öfteren in den vergangenen 24 Stunden, fragte sich Allister, was zum Teufel eigentlich mit ihm los war. Die Kontrolle über sein Leben schien ihm zusehends zu entgleiten, seit er diesem Wolken-Engel begegnet war.
Obwohl, wenn er ganz ehrlich war, dann hatte es schon angefangen, als Amy mit Tony … Zum Teufel mit den Weibern! Die konnten einen fertig machen, so viel stand fest.
Vielleicht war dieser Cameron einfach schlauer und war deshalb ans andere Ufer gewechselt. Falls es diesen Iren in der Realität überhaupt gab und er nicht bloß eine Traumfigur darstellte. Die sich bereits in Luft aufgelöst hatte wie ein gewisses schottisches Veilchen.
Allister taumelte aus dem Bad und hinüber zu dem sorgfältig gemachten Bett. Er ließ sich seitlich darauf fallen und war eingeschlafen, ehe noch sein Kopf das Kissen richtig berührte.
Angie fühlte sich ebenfalls ziemlich matt, als sie in ihr Apartment kam. Die Heilung von Allisters Veilchen hatte ihren eigenen Energiehaushalt empfindlich durcheinandergebracht. Es war beinahe wie beim Blutspenden, der Körper war bestrebt, hinterher den erlittenen Verlust wieder auszugleichen. Entweder durch verstärkte Nahrungsaufnahme oder durch Ausruhen, durch Schlafen.
Kaum hatte Angie auch nur einen Seitenblick auf das natürlich längst gemachte Bett geworfen (Julia Gonzales’ Zimmermädchen war auf Trab!), konnte sie dessen geradezu magnetischer Anziehungskraft nicht mehr länger widerstehen.
Sie ließ Laptop einfach Laptop sein und warf sich bäuchlings aufs Lager. Innerhalb von zehn Sekunden schlief sie bereits tief und fest. Und an diesem Zustand sollte sich auch in den nächsten ungefähr 24 Stunden nichts Entscheidendes mehr ändern.
Als Angie am anderen Tag erwachte, war es bereits spät am Vormittag. Sie fühlte sich erfrischt und bereit zu neuen Abenteuern. Die Luft im Zimmer war heiß und stickig. Deshalb beschloss sie spontan, ihre Recherchen am Laptop irgendwo in einem netten Strandcafé voranzutreiben. Immerhin war sie nach wie vor wild entschlossen, diesen angeordneten Forschungstrip als eine Art von Sonderurlaub zu behandeln. Jetzt, nachdem sie sich von dem erlittenen Energieverlust erholt und den von der Anreise verursachten Seelen-Jetlag überstanden hatte, kam ihr alter unverwüstlicher Optimismus wieder zum Vorschein.
Anything goes! lautete die Devise …
Und so kam es, dass Angie wieder einmal im Sugar-Café von Maggie und Bob landete. Die beiden hatten eigentlich längst schon für den Tag schließen wollen, aber es waren ständig neue Gäste gekommen. Geschäft war halt Geschäft, und wenn die Pension schon nicht so üppig war, musste man eben mitnehmen, was sich am Wegesrand so bot. Es gab immerhin auch auf Teneriffa schlechte Monate, in denen die Touristen nicht so zahlreich auf der Insel einfielen. Und die Einheimischen betraten im Normalfall gar nicht erst ein von Engländern geführtes Lokal. So war das nun mal.
»Schöner Tag heute, was?«, rief Maggie fröhlich zur Begrüßung.
»Wunderbar«, bestätigte Angie. Anschließend bestellte sie gleich einen Milchkaffee und Apfelkuchen, ehe sie sich einen Tisch aussuchte.
Sie wollte eben den Laptop aufklappen, da stand Maggie auch schon mit den Leckereien auf der Matte.
»Sie hätten heute Morgen mal früher kommen sollen!« Mit diesen wohl vorbereiteten Worten stellte sie beides vor Angie auf den Tisch.
»War der Sonnenaufgang so toll? Ich muss gestehen, ich habe verschlafen.«
»Der Sonnenaufgang kommt jeden Morgen. Der richtige Mann dafür höchstens einmal im Leben!«, fabulierte Maggie munter drauflos.
»Oh!« Angie schmunzelte. »Interessante Philosophie.«
Maggie ließ sich allerdings nicht von ihrer einmal eingeschlagenen Strategie ablenken. »Netter Kerl. Aus Aberdeen in Schottland«, verriet sie Angie als Nächstes. »Ich würde sagen, so ungefähr Mitte bis Ende dreißig. Sieht gut aus, so ein rötlich-blonder Typ mit gletscherblauen Augen und ein paar netten Sommersprossen, Sie wissen schon. Groß und schlank, aber nicht hager. Ihr beide würdet so ein hübsches Paar abgeben, ich musste bei seinem Anblick gleich an Sie denken, junge Frau. Ich hab später sogar zu Bob gesagt: Mann, die beiden würde ich zu gerne verkuppeln! Worauf mein Bob
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