Wilder Engel (German Edition)
Ledertasche mit dem Laptop und übte sich in einem bühnenreifen, durchaus sehenswerten Abgang.
Sie wusste, dass ihre Hüften einladend kreisten, o ja, und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte. Dieser Vorgang lief vollautomatisch ab wie eine angeborene, instinktive Verhaltensweise. Was es vermutlich auch war.
»Hübscher Hintern!«, rief Cameron ihr nach. SeineStimme triefte wieder einmal vor überschüssigem Testosteron.
Angie warf den Kopf in den Nacken und ignorierte ihn einfach. Wenigstens nach außen hin. Innerlich vibrierte sie regelrecht, aber das sah man nicht, zum Glück.
Dafür regte sich aber Maggie, die eben mit Kaffee und Schokokuchen bewaffnet herbeieilte, umso mehr auf.
Resolut knallte sie die Bestellung vor Cameron auf den Tisch: »So spricht ein Gentleman nicht mit einer Frau, jedenfalls nicht in meinem Haus, kapiert! Nicht einmal mit einer Frau, die er zu kennen vorgibt. Im Übrigen scheint sie sich aus der Bekanntschaft ja nicht allzu viel zu machen.«
»Sie macht sich sogar sehr viel aus der Bekanntschaft, liebe Maggie«, konterte Cameron und grinste vielsagend. Wobei er auch noch ein Auge zukniff.
Maggie konnte nicht anders, sie fand ihn in diesem Moment einfach irgendwie verdammt attraktiv. Zwar immer noch einen Tick zu undurchschaubar, ja gefährlich, aber trotzdem … Hoffentlich fiel die hübsche Blonde dem nicht zum Opfer. Hoffentlich war sie schlauer und entschied sich für den netten Schotten Allister.
Nach dieser Begegnung eilte Angie auf dem schnellsten Weg zurück in die Pension Julia , obwohl ihr selbst nicht klar war, wieso. Sie entschied rein intuitiv, und ihre Intuition sagte ihr, dass es entschieden besser sei, die nunmehr wirklich unaufschiebbare weitere Recherche anhand von Angela Engels Tagebuchaufzeichnungen an einem sicheren Platz zu erledigen.
Sobald sie aus dem Haus trat, schien sie auf Schritt undTritt von einem der beiden – Allister oder Cameron, und im schlimmsten Fall auch von beiden zugleich – aufgestöbert zu werden.
Ich muss schnellstens herausfinden, was zwischen Cameron und Angela gelaufen ist!, dachte Angie. Es kann gar nicht anders sein, da muss es eine Verbindung geben. Anders lassen sich seine Bemerkungen und unverschämten Anspielungen nicht erklären. Sobald ich weiß, was da abging zwischen den beiden, kann ich souveräner reagieren.
Ihre innere Stimme meldete sich plötzlich an dieser Stelle mit Nachdruck zu Wort: »Mach dir nichts vor, Angie ›Wilder Engel‹! Du findest ihn außerdem verdammt attraktiv, er reizt dich gerade wegen seiner unverschämten Art. Dein plötzlich heftig erwachter Arbeitseifer hinsichtlich der längst überfälligen genaueren Recherche lässt sich bloß so erklären! Du willst mehr über ihn wissen, weil er dir unberechenbar erscheint, und gerade das reizt dich so an ihm. Allister hingegen wirkt leicht durchschaubar, du weißt, du hast ihn in der Hand, deswegen reizt er dich bei aller Anziehungskraft doch momentan einen Tick weniger als sein dunkler Gegenspieler.«
»Ach was, halt einfach die Klappe, ja?«, raunte Angie halblaut, um den inneren Monolog abzubrechen. Sie fühlte sich ertappt und zürnte aus diesem Grund mit sich selbst.
Julia Gonzales telefonierte wieder einmal lautstark mit Tochter Maria, als Angie leise unter ihrem offenen Fenster vorbeihuschte.
Im Zimmer schmiss sie sofort den Laptop an. Nochwährend er leise surrend das Laufwerk hochfuhr, trug sie ihn hinaus auf die Terrasse, die zu dieser frühen Tageszeit noch im kühlen Schatten lag und sich dadurch bestens zum Arbeiten eignete.
Sie öffnete nacheinander verschiedene Dateien – Tagebucheintragungen Angelas aus den Jahren 2000 bis 2003 – und durchforstete sie ungeduldig im Schnelldurchlauf.
Vergeblich. Nichts fand sich. Kein verwertbarer Hinweis.
Nanu?
Sie hätte eigentlich erwartet, erst relativ spät auf Cameron zu stoßen! Konnte es sein, dass Angela ihm schon viel früher begegnet war?
Angie surfte zurück in der Zeit. In der fünften Datei, die sie schließlich öffnete, mit dem Namen: »Angela Engels Tagebuchaufzeichnungen 97 bis 98«, wurde sie auf einmal fündig.
August 98
»C.« ist glücklich verheiratet!
So was kann auch nur mir passieren, also wirklich. Ich meine, wer ist denn heutzutage schon noch glücklich verheiratet!
Er sagt, seine Frau sei ein ganz anderer Typ als ich. Dunkelhaarig, eher androgyn vom Körperbau her. Burschikos, zum Pferdestehlen geeignet, rasend intelligent.
Sie ist
Weitere Kostenlose Bücher