Wilder Engel (German Edition)
darüber freuen kannst. So bin ich zu dir!«
Er lachte fröhlich. »Du bist ein wildes Ding! Genau das mag ich so an dir, Angela. Und ja, ich bin zurück. Einen Tag früher als geplant. Der Kongress hatte mir keine Neuigkeiten mehr zu bieten. Ich konnte einen früheren Flug ergattern und fand in der Hektik gar keine Zeit mehr, um dich noch vom Airport aus anzurufen. Jetzt wollte ich nur schnell auspacken und dich dann überraschen.«
»Tja«, sagte ich langsam. »Das Dumme ist jetzt nur, dass ausgerechnet heute Karin vorbeikommt. Wir haben einiges zu besprechen, von Frau zu Frau, wie es so schön heißt. Ich hatte doch erst morgen mit dir gerechnet.«
Philipp gähnte herzhaft am anderen Ende: »Macht nichts, Süße! Ich bin sowieso geschlaucht und brauche ein paar kühle Bierchen. Ich vernasche dich dann morgen zum Frühstück, was hältst du davon?«
Ich kicherte.
»Und ich mach dich fertig, wart’s nur ab«, sagte ich zweideutig und legte auf.
Anschließend köpfte ich eine Flasche Rotwein und machte es mir auf der Couch vor dem Fernseher gemütlich. Öder wenigstens versuchte ich es.
Das Fernsehprogramm war allerdings dermaßen langweilig, dass sich das leidige Gedankenkarussell in meinem Kopf unablässig weiterdrehte. Immer schneller und schneller, bis mir richtig schwindlig wurde.
Der Rotwein tat natürlich ein Übriges, wie zu erwarten gewesen war. Eine emotionale Achterbahnfahrt begann, ohne dass ich das Geringste dagegen hätte tun können. Ich war dem Schlamassel wehrlos ausgeliefert, und dabei sehnte ich mich doch wie verrückt nach Philipp, nach seiner Stimme und erst recht nach seinem Körper. Tja …
Schließlich hielt ich es nicht mehr länger aus und schnappte mir beherzt das verfluchte Telefon.
Ich ließ es mindestens hundertmal klingeln, aber niemand hob ab. Nicht einmal der verdammte Anrufbeantworter lief.
Als ich den Hörer schließlich entnervt aufdonnerte, gab es tief in mir drinnen einen hörbaren Knacks. Ich musste an Karins beleidigte Reaktion denken und an Philipps merkwürdig ungereimte Story, seinen überstürzten Heimflug betreffend.
Ich bereute, wie ich Karin behandelt hatte, und hasste gleichzeitig Philipp, weil er natürlich schuld daran war.
Schließlich trank ich noch ein Glas Rotwein. Dann probierte ich erneut, Philipp zu erreichen.
Nichts.
Es wurde mir immer klarer, irgendetwas war hier faul!
Nach einem weiteren Gläschen sah ich deutlich ein Bild vor meinem inneren Auge: Philipps männlichen Körper und in seinen Armen eine nackte Frau, die lustvoll stöhnte.
Die Frau sah aus wie Christiane Kranich.
Zu dem Rotweinnebel, der sich in meinem Kopf breitmachte, kam jetzt noch ein Gefühl von ohnmächtiger Wut. Einen Augenblick zögerte ich, griff dann aber doch noch einmal zum Telefon.
»Greßmann.« Diesmal war er sofort am Apparat.
»Lüg mich gar nicht erst an«, fauchte ich los. »Wenn du glaubst, ich wüsste nicht, was da läuft zwischen Christiane Kranich und dir, dann hast du dich getäuscht.«
»Sweetheart, bist du etwa betrunken?«, erkundigte sich Philipp seelenruhig.
In dem Moment brannte bei mir eine Sicherung durch: »Ich bin völlig klar. Und ich wollte dir bloß sagen, dass es aus ist zwischen uns.«
Er rief nicht zurück …
Die Stunden danach waren die Hölle. Mein ganzer Körper hungerte nach Philipp, mein Kopf drohte zu platzen, so wirr kämpften widersprüchliche Gefühle darin. Irgendwann gelang es mir aber trotzdem, wenigstens ein paar Stunden zu schlafen.
10. September 98 – gegen Abend:
Heute am späten Vormittag begann mein Telefon zu klingeln. Philipp.
Ich ließ es klingeln.
Dann jodelte auch das Handy los. Wieder Philipp.
Ich ließ es jodeln.
Hätte ich nicht einen Kater gehabt mit Kopfschmerzen und allem Drum und Dran, ich wäre irgendwann vielleicht sogar rangegangen.
Schließlich konnte man um einen Mann ja auch durchaus kämpfen, allerdings nicht in diesem desolaten Zustand! Und nicht gegen die stets wie aus dem Ei gepellte Christiane Kranich, Reisebüro-Inhaberin.
Ich hätte wirklich nicht so viel Rotwein trinken, sondern mir lieber gleich eine passende Strategie überlegen sollen. Dummerweise bin ich aber meistens nicht so diszipliniert.
Ich nehme jetzt noch ein Aspirin und versuche es mit einem ausgiebigen Schönheitsschlaf.
Vielleicht sieht die Welt morgen früh ja wirklich gleich ganz anders aus.
12. September 98
Habe heute Morgen in einer Zeitschrift folgenden Spruch gefunden (er soll von Popstar Madonna
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