Wilder Eukalyptus
ins Büro und kam mit einer Karte zurück. Sie zeigte Dave, wo die Grenzkoppel war, auf der die fremde Lammherde geweidet hatte, und beschrieb die Entfernungen zu den nächsten bewohnten Unterkünften. Auf Daves Bitte holte Gemma eine zweite Karte, auf der sämtliche Farmen im Distrikt eingezeichnet waren.
Sie setzte nochmals Kaffee auf, und bis Sonnenuntergang hatte sie eine Unmenge an Fragen wahrheitsgemäß beantwortet.
Zum Schluss sagte Dave: »Gut, ich glaube, das war alles. Lassen Sie mich kurz zusammenfassen. Sie beschäftigen drei Männer. Die Namen habe ich notiert. Alle drei haben Schlüssel für die Tore an der Grundstücksgrenze sowie für sämtliche Koppeln. Sie wissen nicht, ob Jack Marshall vorbestraft ist, aber bei den anderen beiden schließen Sie es aus. Ihr Vieh verkaufen Sie über Ned Jones von der Viehagentur Hawkins & Jones . Seit Kurzem werden Sie von einem neuen Mitarbeiter betreut, Ben Daylee, der sich bereits persönlich vorgestellt hat. Gemma, ich muss Ihnen nun die folgende Frage stellen: Besteht die Möglichkeit, dass Ihr Mann mit den Viehdieben gemeinsame Sache machte oder Kontakte zu diesem Milieu hatte? Es tut mir leid, dass ich Sie das fragen muss, aber Sie werden sicher verstehen, dass Billbinya nun eine zentrale Rolle bei unseren Ermittlungen spielt. Ich will
damit nicht sagen, dass Sie etwas mit der Sache zu tun haben, und ich möchte auch Ihren Arbeitern nichts unterstellen, aber wir müssen nun einmal jede Möglichkeit in Betracht ziehen.«
Gemma holte tief Luft. »Nein«, antwortete sie. »Es ist ausgeschlossen, dass Adam seine Nachbarn bestohlen hat.«
»Gut, dann lassen Sie uns zu den Männern auf den Hof gehen.«
Gemmas Arbeiter waren im Geräteschuppen und bastelten an den Fahrzeugen.
Gemma machte Dave mit Bulla und Garry bekannt und blickte sich dann um.
»Wo ist Jack?«, fragte sie ihre Männer.
»Dem ist übel. Der sah aus, als müsste er gleich kotzen. Ist aufs Klo gerannt.«
»Hoffentlich kein Virus, das würde uns gerade noch fehlen«, stöhnte Gemma. »Gut, Dave, ich lasse Sie jetzt mit den beiden alleine. Ich nehme an, meine Anwesenheit ist hier nicht erwünscht, damit Sie ungestört reden können.«
Dave grinste. »Sie sehen zu viele Krimis. Ich führe hier kein Verhör durch, sondern lediglich eine Befragung.« Er wandte sich an Bulla. »Ich würde gerne die Koppel besichtigen, auf der Sie die fremden Lämmer entdeckt haben. Ist das weit von hier?«
»Jedenfalls zu weit, um heute noch rauszufahren. Bis wir dort sind, ist es bereits zu düster, um noch was zu sehen.«
»Gut, wie wäre es dann mit morgen?«
»Okay«, sagte Bulla.
»Können Sie mir etwas über die fremden Schafe sagen? Konnten Sie sehen, wem sie gehören?«
»Nein, dafür war ich nicht nah genug dran. Ich bin zwar um die Herde herumgefahren, aber da Schafe selten still stehen, konnte ich die Ohrmarken nicht lesen. Aber ich weiß genau, dass das nicht unsere waren.«
»Und woher wissen Sie das so genau?«
»Ich erkenne unser Vieh eben sofort. Kann ich nicht erklären.«
»Na schön, ich denke, für heute habe ich genug gehört. Ich würde gerne morgen wiederkommen, um mich mit Jack zu unterhalten und mir die Koppel anzusehen.« Dave blickte Gemma fragend an und wartete auf ihre Zustimmung.
»Sicher, kein Problem. Ich begleite Sie zu Ihrem Wagen.«
»Bis morgen, Männer.« Dave hob die Hand zum Abschied.
Bulla und Garry nickten und machten sich wieder an ihre Arbeit.
»Vielen Dank, Gemma, dass Sie so kooperativ sind. Die Polizei ist auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen«, sagte Dave.
»Gerne. Wie ich bereits zu Bulla sagte, ich habe nichts verbrochen, also habe ich auch nichts zu verbergen.«
Als sie den Jeep erreichten, wandte Dave den Kopf und musterte Gemma. Es erstaunte ihn immer wieder, wie gut man in fremden Gesichtern lesen konnte, wenn man darin ausgebildet war. Allerdings war es zu dunkel, um viel zu erkennen. Dennoch, etwas ließ ihm keine Ruhe.
Zeigte Gemma sich nicht ein wenig zu hilfsbereit? Kurz entschlossen traf er eine Entscheidung. »Wenn ich es mir recht überlege, möchte ich meinen Besuch morgen doch lieber um ein paar Tage verschieben. Ich muss zuerst meine ganzen Notizen bearbeiten. Besser, ich verschaffe mir erst einmal einen Gesamtüberblick und melde mich danach wieder. Ist das okay?«
»Sicher«, sagte Gemma. »Sie haben ja meine Nummer.«
Dave stieg in den Wagen, startete den Motor und schaltete das Licht ein. »Bis bald. Und nochmals
Weitere Kostenlose Bücher