Wilder Oleander
wich aus, verlor aber dabei das Gleichgewicht und ihr Tablett geriet in Schräglage.
Kühle Drinks, Eis und Erdnussschälchen segelten ins Gras.
Ein gefrosteter Mai-Tai landete auf dem Schoß von Manguson. Er sprang auf, die Hand am Schritt. »Aua!«, schrie er und hüpfte in seinen Zweihundert-Dollar-Sandalen von einem Bein aufs andere. »Du dumme Kuh!«, brüllte er die Kellnerin an. »Jetzt seh ich aus, als hätte ich mir in die Hose gepinkelt!«
Die verschreckte Kellnerin griff zu einer Serviette und versuchte, das Malheur so gut wie möglich zu beheben.
»Pfoten weg, du tollpatschiges Ding!« Er schubste sie so energisch weg, dass sie stürzte.
Jack eilte hinzu und half ihr beim Aufstehen. »Alles okay mit Ihnen?«
Sie nickte. Tränen standen in ihren Augen.
Jetzt wandte sich Jack an den wütenden Manguson, der vor sich hinmaulend an seinen Shorts herumrieb. »Entschuldigen Sie sich.«
Manguson sah ihn verständnislos an. »Wie bitte?«
»Entschuldigen Sie sich bei dem Mädchen.«
»Den Teufel werd ich tun!«
Jack warf der Kellnerin einen Blick zu und zuckte mit den Schultern, als wollte er sagen: Was soll man da machen?, um dann Manguson am Handgelenk zu packen und ihm den Arm mit einem schmerzhaften Hebelgriff auf den Rücken zu drehen. »Entschuldigen Sie sich«, wiederholte er.
»Fick dich doch ins Knie.«
Jack drehte den Arm höher hinauf. Manguson verzog das Gesicht und lief rot an. »Sie brechen mir ja die Knochen, Mann!«
»Sagen Sie dem Mädchen, dass es Ihnen Leid tut, und ich lass los.«
In diesem Augenblick tauchten zwei Männer vom Sicherheitsdienst zwischen den Oleanderbüschen auf, gefolgt von Abby Tyler. »Gibt es ein Problem?«
»Diese Kuh … «, hob der Mann mit dem Fleck an der Hose an, aber Jack fiel ihm ins Wort. »Dieser Herr hat Ihre Angestellte belästigt. Ich möchte, dass er sich bei ihr entschuldigt.«
Abby warf einen Blick auf die Runde, schaute von der verängstigten Kellnerin zu den gespannt abwartenden Gästen, sah die hochroten Wangen des Mannes, den Jack Burns im Clinch hielt, der seinerseits gelassen wirkte, seinen Hebelgriff jedoch nicht lockerte. »Wissen Sie überhaupt, wer ich bin?«, empörte sich sein Opfer.
»Lassen Sie ihn bitte los, Mr.Burns«, sagte Abby ruhig.
»Ein einziges Wort der Entschuldigung ist alles, was ich verlange«, entgegnete Jack.
»Bitte, Mr.Burns.«
Ihr nachdrücklicher Blick und Mangusons verzweifelter Versuch freizukommen bewirkten, dass Jack angewidert den Mann losließ.
»Na endlich«, meinte der Hitzkopf und rieb sich den Arm.
»Schaffen Sie mir diesen Kerl aus den Augen«, forderte er die Leute von der Sicherheit auf und deutete dabei auf Jack.
Die Angesprochenen rührten sich nicht.
»Hey«, sagte Manguson, »seid ihr taub?«
Abby wandte sich an ihn. »Wir erstatten Ihnen gern Ihr Geld zurück, Mr.Manguson, und werden es einrichten, dass Sie mit dem nächsten Flug nach Los Angeles mitkommen.«
Er riss die Augen auf. »Wie war das?«
»Allem Anschein nach sind Sie mit unserem Service nicht zufrieden. Wir werden Ihnen deshalb alle Kosten ersetzen. Meine Leute hier begleiten Sie jetzt zurück in Ihr Zimmer und helfen Ihnen beim Packen.«
»Sind Sie verrückt?!«, brüllte er los und seine Halsadern schwollen an. Angesichts Abbys entschlossenem, keinen Widerspruch duldendem Auftreten runzelte er schließlich die Stirn, versuchte zu begreifen und sagte dann: »Scheiß drauf. Ich mach die Fliege. Sie können sich aber drauf verlassen, dass ich rumerzähle, was für ein beschissener Laden das hier ist.«
Er stapfte davon.
»Danke«, sagte Abby zu Jack. »War nett, dass Sie eingeschritten sind.«
Überrascht sah er sie an. Er hatte damit gerechnet, dass sie den beleidigten Gast beschwichtigen und ihm zusagen würde, die Kellnerin auf der Stelle zu entlassen. Das war anderswo gang und gäbe.
»M-Ms. Tyler?«
Obwohl die junge Kellnerin sich an Abby wandte, ließ sie Jack nicht aus den Augen. Ihr Blick war voller Dankbarkeit, und Abby ahnte, was das Mädchen in ihm sah: einen Mann auf einem weißen Pferd, in einer Hand den Schild, in der anderen die Lanze, den funkelnden Helm mit einem prächtigen Federbusch verziert.
Es gab eben Frauen, die sich von einer Sekunde zur anderen verliebten.
»Schon gut, Robin. Nimm dir für den Rest des Tages frei.«
»Ihre Männer waren ungemein schnell zur Stelle«, merkte Jack an, als die Kellnerin zwischen den Bäumen verschwand.
»Jeder unserer Angestellten ist mit einem
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