Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilder Oleander

Wilder Oleander

Titel: Wilder Oleander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Harvey
Vom Netzwerk:
gehabt hatte!
    Und was ihr niemals für möglich erschienen wäre: Auch sie hatte Ehebruch begangen. Dabei hatte sie geglaubt, dass sie, sollte sie sich jemals derart vergessen, dies als so niederträchtig wie nichts anderes werten würde. Aber dem war nicht so. Sie war nicht verliebt in die beiden Männer, mit denen sie Sex gehabt hatte. War es das, was den Unterschied ausmachte? Verschenk nicht dein Herz, dann ist es kein Betrug.
    Ob Ed in seine Linda verliebt war?
    Das war es doch, was ihr zu schaffen machte. Wenn es nichts weiter als Sex war …
    Sie war verblüfft über sich selbst. Hätte sie vor ihrer Reise nach The Grove von Eds Verhältnis gewusst, hätte sie das niemals mit einem »Wenn es nichts weiter als Sex ist« abgetan. Mit jemand anderem als dem eigenen Ehemann zu schlafen war nun mal ein Vergehen. Punkt. Aber jetzt, da sie es selbst getan hatte, taten sich ihr feine Unterschiede auf. Mit einem Wildfremden zu schlafen war eine Sache, sich verlieben eine ganz andere.
    Ed hatte gestern Abend angerufen, als sie unterwegs war – sich mit ihrem verstauchten Knöchel von einem Marine der Vereinigten Staaten nach Hause tragen ließ. Erst heute Morgen hatte sie das Blinken auf dem Anrufbeantworter bemerkt. »Schade, dass du nicht da bist«, lautete die Nachricht. »Sieht so aus, als würdest du viel Spaß haben. Hier ist alles in Ordnung, also mach dir um uns keine Sorgen.«
    Hier ist alles in Ordnung.
    Für wie blöd hielt er sie eigentlich? Hatte er sich denn nicht
auch zu Hause gemeldet? Hatte seine Mutter ihm nichts von ihrem, Sissys Anruf gesagt?
    Schmerz und Wut gingen allmählich über in Empörung und Verärgerung. Er könnte wenigstens zugeben, dass sie ihn erwischt hatte. Aber es war ein zauberhafter Morgen und vor Sissy lagen noch vier Tage in diesem herrlichen Resort, ehe sie nach Rockford zurück und sich über ihr weiteres Leben klar werden musste.
    Als sie in den Sonnenschein hinaustrat, begegnete ihr das Pärchen von nebenan. Sissy war äußerst verlegen, dachte daran, was sie sich mit ihnen zusammenphantasiert hatte. Ob sie Gedanken lesen konnten? Die Blondine trug Riemchenschuhe mit hohen Absätzen und einen Minirock, der kaum den oberen Rand ihrer Strümpfe und die Strapse bedeckte, und ihre vollen Brüste, durch keinen BH gebändigt, zeichneten sich deutlich durch die Batistbluse ab. Wenn Sissy auf die Idee käme, in einem solchen Aufzug in Rockford, Illinois, herumzulaufen, würde man sie verhaften.
    Erst jetzt wurde Sissy deutlich, dass der Mann an der Seite des Busenwunders nicht der war, der sie am Montagmorgen im Nachbargarten angegrinst und gestern Reithosen getragen hatte. Das Verhalten der beiden ließ allerdings darauf schließen, dass sie sich keineswegs fremd waren. Die Frau zwinkerte Sissy schelmisch zu – so als könnte sie ihre Gedanken lesen –, dann verschwanden sie und der Mann im Bungalow nebenan.
    Sissy blickte ihnen nach. Sie hatte sie für Hochzeitsreisende gehalten, aber wenn sie jetzt an die »Kavaliere und Begleiterinnen« dachte, die das Resort anbot, fragte sie sich, ob ihre Nachbarin nicht eher eine Sekretärin aus Detroit oder eine Krankenschwester aus St. Louis war, die das, was sie sich im Laufe eines Jahres zusammengespart hatte, für einen Erotiktrip mit verschiedenen Bettgenossen in The Grove ausgab. Es
schien sehr lange her zu sein, dass Sissy sich über so etwas aufgeregt hätte. Aber so vieles war in den letzten beiden Tagen passiert.
    Alistair auf der japanischen Brücke fiel ihr ein. Wie aus dem Ei gepellt und ein Liebhaber, wie er besser nicht sein konnte. Wenn sie es recht bedachte, eigentlich zu perfekt. Wie unglaublich geschickt und diskret er sich das Kondom übergestreift hatte! Stand er in The Grove unter Vertrag? War der japanische Garten sein Revier? Hielt er sich dort für vereinsamte und frustrierte Frauen bereit? Und der Lieutenant der Marines? So überaus männlich und bezwingend er war, hatte er doch für jede seiner Avancen erst ihre Erlaubnis eingeholt. Und ebenfalls ein Kondom übergestreift, noch ehe sie sich dessen bewusst geworden war. Ein Mitspieler auf Abruf?
    Merkwürdigerweise störte es Sissy nicht, dass dem so sein konnte. Sie war beide Male voll auf ihre Kosten gekommen. An einer festen Beziehung war ihr gar nicht gelegen, an einem erotischen Techtelmechtel dagegen durchaus. Männer machten es seit Jahrtausenden so.
    Entscheidend war, ob Liebe mit hineinspielte. Falls Ed seine Linda liebte, kam dies einer Zurückweisung

Weitere Kostenlose Bücher