Wilder Sex und heiße Küsse
hergekommen.”
“Wieso?”
Sie nickte in Bills Richtung, der gerade einen Arm um die Schulter seines ältesten Sohnes legte. Der Junge war schon fast so groß wie sein Vater.
“Für die Kinder”, sagte sie. “Er wollte ihnen das geben, womit er selbst aufgewachsen ist.”
Daniel sagte nichts mehr. Seine Theorien über die düsteren Geheimnisse der Bürger von Oakes waren wohl ein bisschen weit hergeholt gewesen. Er merkte, dass Jessica ihn schmunzelnd beobachtete.
“Was hattest du denn gedacht? Dass ihm die Mafia auf den Fersen ist?”
“Nein, ich …”, begann er, doch dann räusperte er sich und machte ein schuldbewusstes Gesicht.
Sie lachte. “Du hattest schon immer mehr Fantasie, als dir guttut, Daniel MacCormick.”
“Oh, das finde ich nicht. Wenn ich mir in meiner Fantasie so ausmale, was ich mit dir jetzt anstellen könnte, zum Beispiel …” Er lehnte sich zu ihr und flüsterte ihr leise ins Ohr, was ihm vorschwebte. Jessica errötete.
Sie hatten den ganzen Tag lang viel Spaß, neckten, streichelten, küssten einander, bis sie schließlich Hand in Hand nach Hause zurückkehrten.
“Habe ich dir eigentlich schon gesagt, dass es mir leidtut?”, fragte sie, als sie in Sichtweite des Hauses kamen, das Daniel einst mit seinen Eltern bewohnt hatte.
“Was denn?”
“Dass deine Mutter euch verlassen hat. Dass du ohne sie aufwachsen musstest. Und sie ohne dich. Dass sie gestorben ist, ohne sehen zu können, was für ein prima Mensch aus dir geworden ist.”
Daniel spürte seine Kehle eng werden, aber er hatte seltsamerweise nicht das Bedürfnis, seine Gefühle und Gedanken zu unterdrücken.
“Ich war wirklich wütend auf sie”, gab er zu. “Aber ich glaube, ihn habe ich noch mehr gehasst.”
“Deinen Vater?”, riet Jessica.
Daniel seufzte. “Wahrscheinlich habe ich damals gedacht, dass ich ihm doch eigentlich reichen müsste. Ich meine, okay, sie war weg, aber ich war ja auch noch da.” Er runzelte die Stirn. “Habe ich dir schon gesagt, dass ich ein selbstsüchtiges Ekel bin?”
Sie lächelte traurig. “Du warst nur ein Kind.”
“Ja, ein selbstsüchtiges, launisches Kind, aber jetzt …” Die Luft war lau, die Vögel sangen ihr letztes Lied, und neben ihm stand zweifellos die fantastischste Frau der Welt. “Ich glaube, jetzt kann ich verstehen, warum er einfach nicht darüber hinwegkam.”
Sie traten ins Haus, und sie sah zu ihm auf.
“Ich wette, sie ist stolz auf dich. Wahrscheinlich stupst sie dauernd die anderen Engel an und sagt: ‘Seht mal, das ist mein Sohn!’“
“Machen das die Engel da, wo du herkommst?”
Sie lachte leise – ein Geräusch, das er höchst erotisch fand. “Engel schreien aber nicht.”
Er hob die Augenbrauen. “Bist du etwa in der Stimmung zu schreien, Sorenson?”, fragte er.
“Vielleicht.”
Seine Augen begannen zu funkeln. “Dann lass uns schnell …”
“Oh, Jess.” Plötzlich tauchte Mücke im Hausflur auf. Jessica schreckte zurück.
“Mücke! Was machst du denn hier?”
“In der Milchbar hab ich Feierabend, und da dachte ich, ich schau mal nach unseren Patienten.” Er blickte von Jessica zu Daniel, aber falls er Ärger oder Eifersucht empfand, ließ er sich jedenfalls nichts anmerken.
“Ach, Mücke, du bürdest dir wirklich ganz schön viel Arbeit auf”, schalt Jessica.
Er zuckte mit den Schultern. “Falls ich je ans Krankenhaus komme, muss ich häufig rund um die Uhr arbeiten.”
“Das wirst du bestimmt schaffen”, meinte sie.
“Ja, wenn ich noch ein paar Jahre spare”, erwiderte er. “Bis dahin hänge ich eben noch bei dir rum und … ach, ich konnte Rex’ Leine nicht finden.”
“Oh …” Jessica warf Daniel einen kurzen Blick zu. “Ich helfe dir.”
“Tja”, sagte Daniel so gelassen wie möglich, obwohl er Mücke am liebsten aus dem Haus gescheucht hätte wie das Insekt, nach dem er benannt war. “Ich gehe dann schon mal ins Bett. Bis morgen, Mücke. Gute Nacht, Jessica.”
“Gute Nacht”, sagte auch sie, doch in ihren Augen leuchtete ein Versprechen.
Daniel ging in sein Zimmer und wartete auf dessen Einlösung.
“Das ist ja fantastisch!”, rief Jessica voller Begeisterung ins Telefon. Ein langer Tag ging zu Ende. Daniel war noch losgefahren, um Tierfutter zu besorgen, und sie kümmerte sich um den Papierkram. “Tja, ich werde dich sehr vermissen, aber … super! Sicher! Sag’s nur allen. Bis später.”
Sie legte auf und hörte, wie die Haustür geöffnet und geschlossen
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