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Wilder Wein

Wilder Wein

Titel: Wilder Wein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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er, »dann werde ich mit ihr reden. Wo ist sie?«
    »Auf der Post, irgendwas aufgeben, ein Einschreiben, glaube ich. Sie muß bald wieder zurück sein.«
    »Ist sie zu Fuß?«
    »Sicher, sind ja nur ein paar Schritte.«
    »Ich gehe ihr entgegen.«
    »Wissen Sie das Postamt?«
    »Ja.«
    Auf halbem Weg sah Fritz sie kommen. Blond leuchtete von weitem ihr Haar, das jeden Gedanken an eine andere Frisur oder gar Farbe für Fritz absolut ausschloß. Als sie ihn erkannte, leuchtete es in ihrem Gesicht auf. Sie verbarg nicht, daß sie sich freute, mit ihm zusammenzutreffen.
    Finster hingegen blickte er ihr entgegen.
    Sie hielten voreinander an.
    »Wohin wollen Sie?« fragte sie ihn. »In den Ort?«
    »Nein, ich suchte Sie.«
    »Hat Ihnen Vater gesagt, wo ich bin?«
    »Ja. Er hat mir aber auch noch etwas anderes gesagt.«
    »Was denn?«
    »Daß Sie verrückt sind!«
    Normalerweise lacht man über so etwas, aber von Brühes gleichbleibend finsterer Miene ging die Empfehlung, nicht zu lachen, aus. »Total verrückt!« bekräftigte er.
    Anne spürte, daß sie sich gegen etwas wappnen mußte.
    »Und warum?« fragte sie.
    »Weil Sie sich an ihrem Haar versündigen wollen.«
    Schon fühlte sich Anne wieder erleichtert. Das war ja halb so schlimm. Sie sagte: »Ich trage mich mit dem Gedanken, es ein bißchen zu verändern, ja.«
    »Es ein bißchen zu verändern«, regte er sich auf. »Sie wollen es ruinieren!«
    »Nein, ich –«
    »Ihr Haar«, unterbrach er sie, »ist so, wie es ist, das schönste Haar, das ich kenne.«
    »Das schönste, das Sie kennen?«
    »Es ist prachtvoll.«
    »Prachtvoll?«
    »Es ist einmalig.«
    »Einmalig?«
    »Und Ihre Frisur ist die einzig richtige für Sie.«
    »Wirklich?«
    »Jawohl!«
    »Aber ich dachte, die Locken etwas kürzer –«
    »Nein!!«
    »… etwas kürzer wäre moderner.«
    Ein Auto hupte kräftig. Fritz packte Anne bei der Hand und zog sie an den äußersten Straßenrand. Bürgersteig gab's dort keinen, wie so häufig in kleineren Orten. Erst hundert Meter weiter fing wieder einer an.
    »Das war der Scheller Arnold«, sagte Anne.
    »Welcher Scheller Arnold? Wo?«
    »Der im Auto. Er erschreckt einen immer gern.«
    »Idiot!«
    »Ich ging mit seiner Schwester zur Schule.«
    »Mich interessiert jetzt Ihr Haar, Anne. Kürzer, sagen Sie, wäre moderner.«
    »Ja, daran gibt's doch gar keinen Zweifel, Fritz. Sehn Sie sich doch um.«
    »Wollen Sie noch einmal an einer Wahl der Weinkönigin teilnehmen? Oder wollen Sie gemalt werden?«
    Sie malen? Wer spricht denn davon? dachte er, sich selbst ertappt habend.
    Anne war schlagartig rot geworden.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Was?«
    »Daß ich schon einmal zur Weinkönigin gewählt worden bin.«
    »Das erzählen doch alle hier.«
    »Papa gab damals keine Ruhe, ich hätte sonst gar nicht mitgemacht.«
    »Ist ja auch keine Schande. Aber nun geht's darum, daß Sie gemalt werden sollen, und das bedeutet, daß Sie mit anderen Augen gesehen werden, als mit denen eines Weintrinkers – oder aus welchen Leuten immer sich eine solche Jury zusammensetzt.«
    Annes Stimmungen wechselten schnell; das liegt so in der Art normaler junger Mädchen. Schon lachte sie wieder.
    »Von Weintrinkern halten Sie wohl nicht viel, Fritz?«
    »Bleiben wir bei Ihrem Haar. Ich male Sie nur, wenn an dem nichts geändert wird.«
    »So?« lächelte sie.
    »Das schwöre ich Ihnen.«
    »Meinetwegen. Aber vorher möchte ich das noch einmal von Ihnen hören …«
    »Was wollen Sie noch einmal hören?«
    »Daß mein Haar prachtvoll ist.«
    »Prachtvoll.«
    »Einmalig.«
    »Einmalig.«
    »Das schönste, das Sie kennen.«
    »Das schönste, das ich kenne.«
    »Gut. Und wissen Sie, von wem ich das noch nie so gern gehört habe?«
    »Von wem?«
    »Von Ihnen.«
    »Von mir? Nicht von Herrn Zumberg?«
    Den hatte sie wohl ganz vergessen, ja.
    »Von dem?« erwiderte sie. »Wenn ich Ihnen verrate, was der mir empfiehlt, werden Sie sehr überrascht sein.«
    »Was denn?«
    »Daß ich mich dazu entschließen soll, Perücken zu tragen. Ein halbes Dutzend verschiedener Perücken. Er liebt die Abwechslung.«
    »Wahnsinn!«
    Mehr konnte Fritz Brühe dazu nicht sagen.
    Sie gingen eine Weile stumm nebeneinander her, näherten sich dem ›Winzergold‹, bis schließlich Anne das Gespräch wieder in Gang setzte.
    »Worüber wir uns noch nicht unterhalten haben, Fritz, ist, ob Sie mich im Freien malen wollen oder in einem geschlossenen Raum.«
    »Das können Sie entscheiden, Anne.«
    »Was würden Sie mir

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