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Wilder Wein

Wilder Wein

Titel: Wilder Wein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die den mal heiratet, hat nicht viel von ihm, denn dazu gehört ja auch noch etwas anderes. Was sagt mein Vater immer? Dazu gehört vor allen Dingen eine Basis! Und damit hat er recht, das sagt nicht nur er. Ich könnte nicht in Armut leben. Das heißt jedoch nicht, daß ich nicht nach Madrid fahren möchte mit ihm. Das ist mir so herausgerutscht bei ihm, aber bitte, er ist Kunstmaler, anders bekommt er den Prado nie zu sehen, und wer sollte denn eine solche Galerie erleben, wenn nicht ein Kunstmaler, damit er für sein Schaffen Nutzen daraus ziehen kann? Man wäre also direkt verpflichtet, sich dafür einzusetzen.
    So dachte Anne.
    Und Fritz?
    Schade, sagte er sich, wenn er sie sah, sie ist ein so süßes Mädchen, eigentlich das süßeste, das mir je begegnet ist, doch sie hängt sich an einen alten Sack, der ihr Vater sein könnte, der aber Millionär ist. Und nur deshalb tut sie das auch, anders kann ich mir das nicht erklären. Als wenn sie nicht selbst genug besitzen würde. Aber so sind diese Leute, sie können den Hals nicht voll kriegen. Kennen kein anderes Interesse als nur das an Geld. In den Prado ist sie allerdings reingegangen. Er nicht. Sie sagte da etwas von Madrid, daß wir beide gemeinsam hinfahren sollen, gemeint war natürlich zum Prado, hoffe ich, aber daß das Wahnsinn wäre, ist mir klar. Nicht auszudenken, was da draus entstehen könnte, wenn's nach mir ginge. Und dann kämen wir zurück, und alles müßte wieder vorbei sein. Nee, nee, das tu ich mir lieber von vornherein nicht an. Übermorgen werde ich mit dem Bild des Weinbergs fertig, und dann wird's am besten sein, ich hau ab von hier. Ingrid und Sylvia, was ist mit denen? Na ja, die werden mir zwar nachweinen, schätze ich, aber ich kann ihnen nicht helfen. War ganz schön mit denen, erst mit Ingrid, dann mit Sylvia. Vielleicht geht das mit Ingrid in Koblenz noch eine Zeitlang weiter, doch dazu müßte auch sie ihre Zelte hier erst mal wieder abbrechen. Ob sie das tut? Möglicherweise gelingt es ihr, sich statt des Selzers den Zumberg zu angeln. Anzeichen dafür sind vorhanden. Lachen müßte ich. Das wäre ja mein Wunsch gewesen, daß die Verlobung Annes mit dem platzt. Ich hätte zwar nichts davon, aber freuen würde es mich natürlich trotzdem. Warum eigentlich? Fragt mich danach nicht. Der Mensch ist halt mal so.
    Einen Tag später suchte Fritz Brühe Herrn Setzer in dessen Büro auf.
    »Morgen kriegen Sie Ihr Bild«, eröffnete er ihm.
    »Schon?«
    »Ja.«
    »Das ging ja wesentlich schneller als erwartet.«
    »Der Weinberg«, witzelte Brühe, »war ein braves Modell. Er hat immer stillgehalten.«
    Selzer lachte, dann fragte er, als ob er das nicht mehr gewußt hätte: »Was war als Honorar ausgemacht?«
    »Zweitausend Mark.«
    »Ach ja, richtig – plus ein zusätzlicher Hunderter.«
    »Wofür?« fragte nun Brühe, als ob auch er das nicht mehr gewußt hätte.
    »Haben Sie das vergessen? Weil Sie mir meiner Freundin andere Männer vom Leib gehalten haben.«
    »Herr Selzer, auf diesen Betrag möchte ich verzichten.«
    »Aha, der Kavalier in Ihnen diktiert Ihnen das, wollen Sie sagen.«
    Brühe schwieg.
    »Na gut, mein Lieber«, nickte Selzer, »ich verstehe Ihren Standpunkt, dann vergessen wir das eben. Daß ich Ihnen den Betrag gerne gegeben hätte, wissen Sie.«
    »Ich reise morgen auch ab, Herr Selzer.«
    »Wie bitte?«
    »Das Bild ist morgen fertig, ich reise ab.«
    Der Winzer schien nicht glauben zu können, was er da hörte.
    »Und das Porträt meiner Tochter, Herr Brühe?«
    »Das … das war doch kein ernst gemeintes Projekt. Ich wundere mich, daß Ihre Tochter überhaupt mit Ihnen darüber gesprochen hat. Anscheinend tat sie das aber.«
    »Sie sind gut! Die spricht fast von nichts anderem mehr!«
    »So?«
    »Erst gestern teilte sie mir mit, daß sie sich eine neue Frisur überlegen müsse.«
    »Nur das nicht!« rief Fritz.
    »Habe ich auch gesagt. Aber sie sprach sogar vom Färben.«
    »Großer Gott!«
    »Von mir wollte sie sich das nicht ausreden lassen.«
    »Was soll der Wahnsinn?«
    »Soviel ich weiß, hat sie heute nachmittag schon einen Termin beim Friseur.«
    »Das müssen Sie verhindern, Herr Selzer!« schrie Fritz Brühe fast.
    »Ich? Wie soll ich das machen? Ich kann das nicht verhindern!«
    »Sie sind doch der Vater!«
    »Sie sagen es, ich bin der Vater. Aber als Vater kann man so etwas am wenigsten verhindern.«
    Plötzlich schwand Brühes Aufregung, und er wurde ganz ruhig, gewissermaßen eiskalt.
    »Gut«, sagte

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