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Wilder Wein

Wilder Wein

Titel: Wilder Wein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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raten?«
    »Jedes hat seine Vorteile und jedes seine Nachteile.«
    »Das habe ich mir auch schon gedacht.« Sie blieb wenige Schritte vor dem Eingang des Lokals stehen. »Wissen Sie was?«
    »Ja?«
    »Wir beide überlegen uns das noch einmal bis heute abend, treffen uns nach dem Essen und gehen ein bißchen spazieren, um uns dann schlüssig zu werden. Einverstanden?«
    »Gerne.«
    Sylvia wienerte die Bar. Einmal pro Woche war das fällig, und dazu mußte das Mädchen seinen Dienst jeweils immer schon am Nachmittag antreten. Sie haßte natürlich diesen Tag und war mit Vorsicht zu genießen, wenn sie sich zur Putzfrau degradiert fühlte. Die gröberen Arbeiten, wie Bodenpflege und ähnliches, waren zuerst an der Reihe, das Staubwischen zuletzt. Gerade dieses Staubwischen haßte Sylvia aber noch einmal ganz besonders, und zwar ganz einfach deshalb, weil es die letzte Station war, von der sie noch einmal aufgehalten wurde, ehe sie die Hände mit den ruinierten Nägeln in den Schoß sinken lassen, eine Zigarette rauchen und sich einen Drink genehmigen konnte.
    Als sie heute soweit war, zu diesem ruhevollen Viertelstündchen ansetzen zu können, sah sie sich gestört. Ingrid Rehbein kam in die Bar.
    »Wir haben noch keinen Betrieb«, sagte Sylvia nicht gerade freundlich.
    »Ich weiß«, antwortete Ingrid. »Kann ich trotzdem einen Likör haben?«
    »Nein, tut mir leid, nicht vor achtzehn Uhr. Das ist Anordnung des Hauses.«
    »So?« Ingrid Rehbein blickte kühl drein. »Ich könnte mir aber vorstellen, daß Ihnen Herr Selzer durchaus empfehlen würde, mit mir eine Ausnahme zu machen.«
    »So?« sagte nun Sylvia.
    Zwei Tigerinnen standen sich gegenüber, deren Kampfbereitschaft wuchs.
    Aber warum Tigerinnen? Woher die Feindschaft zwischen den beiden?
    »Ich möchte einen Cointreau!«
    Ingrid klopfte, während sie dies sagte, bei jedem ihrer Worte mit dem langen roten Fingernagel ihres Zeigefingers auf die frisch polierte, glasbedeckte Bartheke.
    Sylvia dachte kurz nach, schien sich dann zur Nachgiebigkeit zu entschließen, langte nach einem Likörglas und einer Cointreau-Flasche und füllte das Glas. Dann aber nahm sie dasselbe, setzte es rasch an den Mund und trank es in zwei Zügen aus.
    »Sie«, sagte sie, das Glas absetzend und nun ihrerseits mit dem Fingernagel auf die Theke klopfend, »kriegen einen nach achtzehn Uhr.«
    Daraufhin wußte Ingrid Rehbein, daß sie sich das hier leichter vorgestellt hatte. Doch statt zurückzustecken, was klüger gewesen wäre, verschärfte sie noch ihre Gangart.
    »Das kann Sie Ihre Stellung kosten.«
    »Wollen Sie mich entlassen?«
    »Ich nicht, aber Herr Selzer.«
    »Dann droht Ihnen dasselbe.«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich. Was soll mir drohen?«
    »Auch die Entlassung durch Herrn Selzer.«
    Ingrid Rehbein spürte ein leises Nachgeben ihrer Knie, denen sie das nicht verwehren konnte. Die Knie wurden ihr weich, wie man gebräuchlicher sagen sollte; ein bißchen zwar nur, aber immerhin; es war ein erstes Warnzeichen, das ihr ihr Instinkt auf dem Wege über die dafür zuständigen Körpergelenke signalisierte. Sie trat nun doch – in Etappen – den Rückzug an.
    »Haben Sie wenigstens eine Zigarette für mich?«
    »Hätte ich schon, aber was, glauben Sie, habe ich, gerade, ehe Sie reinkamen, gemacht?«
    »Was?«
    »Alle Aschenbecher gereinigt.«
    »Geben Sie mir trotzdem eine? Ich kann zwar keine verlangen, das weiß ich, aber ich bitte Sie doch sehr darum.«
    Sylvia ließ sich erweichen, dann sagte sie aber wieder aggressiv: »Was wollen Sie von mir? Eigentlich kann ich es mir ja denken, aber …«
    »Sie können es sich denken?« fiel ihr Ingrid ins Wort.
    »Ja.«
    »Das erleichtert es mir. Also kurz und gut: Sie schlafen mit Herrn Brühe!«
    »Sehn Sie, das dachte ich mir. Deshalb sind Sie hereingekommen, um mir das auszutreiben, nicht?«
    Bei Frau Rehbein trat noch einmal ein kurzes Aufbäumen in Erscheinung.
    »Soviel ich weiß«, sagte sie, »ist es Angestellten des Hauses strikt untersagt, sich mit Gästen auf so etwas einzulassen, im Haus jedenfalls nicht. Außer Haus können Sie natürlich machen, was Sie wollen.«
    »So? Und wie sehen Sie diesbezüglich Ihren eigenen Fall?«
    »Meinen eigenen Fall?«
    »Ihnen war doch in diesem Hause das Bett des Herrn Brühe auch nichts Fremdes.«
    »Ich bin aber keine Angestellte hier.«
    »Aha! Und deshalb, glauben Sie, wäre Herr Selzer mit Ihrem Verhalten einverstanden?«
    »Ich verstehe! Sie meinen, mich mit einem Hinweis auf

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