Wildes Blut
ausgleiten - außerdem gefällt mir der Bart." Was hatte sie nur dazu veranlasst, damit herauszuplatzen?
Er lächelte. "Wenn deine Hände ruhig genug sind, um meine Schulter zu nähen, dann kannst du mich auch rasieren."
"Das war etwas anderes."
"Ach ja? Warum?"
"Du warst verletzt. Ich bin daran gewöhnt, Verletzte zu versorgen. Aber dies - das ist ..."
"Zu persönlich? Zu intim?" Seine Stimme klang heiser, doch er spottete nicht.
Mercedes schluckte und sah ihn an. "Ja, es ist sehr intim", gab sie zu und fühlte sich nur halb so verlegen, wie sie erwartet hatte. Wieder hob sie die Klinge, doch ihre Hand war noch nicht ruhiger. "Vielleicht sollte ich dir einen Spiegel bringen", schlug sie vor. "In dem Kabinett neben der Tür lag immer einer."
"In Ordnung", sagte er ruhig und sah zu, wie ihr weiter Rock hin und her schwang, als sie davonschritt. Dieses Reitkleid war neu und aus feinem grünen Leinen. "Mit diesem Kleid muss ich vorsichtiger sein als mit jenem in der letzten Woche."
Beinahe hätte Mercedes den Spiegel fallen gelassen. "Das wirst du auch tun, sonst muss ich wie eine Farmersfrau reiten, mit hochgeschobenen Röcken und bloßen Beinen."
"Und es sind ausgesprochen hübsche Beine." Er nahm die Hand, mit der sie den Spiegel hielt, und drehte sie so, dass er sein Gesicht sehen konnte. "Halte ihn genau so. Es ist vielleicht leichter, wenn du dich hinkniest." Er zeigte ihr, wie sie sich neben den Zuber knien sollte. Jetzt waren ihre Augen auf gleicher Höhe. Noch immer zitterten ihre Hände ein wenig, als sie den Spiegel hielt, aber seine waren ruhig, als er die Klinge über sein Kinn führte.
Das kratzende Geräusch war dumpf und doch unvorstellbar sinnlich. Nie zuvor hatte sie einem Mann beim Rasieren zugesehen, und nie hatte sie sich vorgestellt, dass dies erregend sein könnte.
Aber das war es. Seine kräftigen braunen Hände bewegten das Messer in langen, gleichmäßigen Strichen, und jedes Mal blieb ein neuer Streifen glatter Haut zurück. Als er die Klinge über seine Kehle führte, dabei den Kopf schief legte und die Haut straffte, schluckte sie hörbar. Der Wunsch, einen Finger an sein Kinn zu legen, um den Unterschied nach der Rasur zu fühlen, war beinahe überwältigend.
Wenn sie noch nicht auf dem Boden gehockt hätte, wäre sie vermutlich umgesunken. Ihre Knie waren so weich, dass sie sie niemals mehr getrage n hätten, und sie atmete schwer. Er legte das Rasiermesser beiseite und nahm ein Handtuch, mit dem er die Schaumreste von seinem Gesicht wischte.
"Willst du es einmal versuchen?" fragte er, löste eine ihrer Hände vom Rand des Badezubers und legte sie an seine Wange.
Konnte er Gedanken lesen? Ehe sie antworten konnte, beugte er sich vor, legte ihr seinen feuchten Arm um die Taille und zog sie an sich. Plötzlich berührte er mit seinen Lippen ihren Mund, aber es lag keine Wildheit in seinem Kuss. Statt dessen war er unvorstellbar behutsam, berührte sie so leicht wie der Abendwind, warm und weich. Dann zeichnete er mit der Zunge die Konturen ihrer Lippen nach. Jetzt nahm sie sein Gesicht in ihre Hände. Sie schloß die Augen, während sie die köstlichen, zärtlichen Eindrücke in sich aufsog und sich nach mehr sehnte.
Nicholas erfüllte ihren Wunsch und erkundete sacht die Konturen ihrer leicht geöffneten Lippen, tastete sich weiter vor, als sie sich für ihn öffnete. Dann zog er sich wieder zurück, drängte sie, dasselbe zu tun. Sie lernte rasch und wagte es, mit ihrer kleinen Zunge seine zu berühren, seine Lippen zu schmecken, bis in seinen Mund vorzudringen und mit seiner Zunge zu verschmelzen, als der Kuss langsam an Intensität gewann.
Ihr Haar hing zu einem Zopf geflochten feucht und schwer auf ihrem Rücken. Er löste das Band, das es zusammenhielt, mit seiner freien Hand, dann ließ er die Finger durch die goldenen Strähnen gleiten. Er verteilte ihr Haar wie einen seidenen Schleier auf ihre Schultern, streichelte es und grub seine Hände hinein.
Mercedes dachte an nichts mehr, nur noch an diesen Mann, der sie so geduldig verführte. Sie streichelte seinen Nacken und zog ihn an sich, klammerte sich an ihn, als wäre er ein Anker im Sturm. Und der Sturm braute sich allmählich zusammen, wie ein Wüstenwind, der mit kleinen Böen begann und aus dem dann ein heulendes Inferno wurde, das ganze Gebirge aus Sand vor sich her trieb.
Nicholas wusste, dass er die Beherrschung verlor. Wenn er jetzt nicht aufhörte, dann würde er sie in die Wanne zerren und ihr wieder
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