Wildes Blut
in ihre Fingerspitzen hinein. Sie schien sich vor allem zwischen ihren Schenkeln zu sammeln, an der heißen, feuchten Stelle, die nur er berührt hatte - vorausgesetzt, er war Lucero.
Ruckartig blieb Mercedes stehen, zwei Schritte von dem Zuber entfernt. Ärger und Verwirrung spiegelten sich in ihrem Gesicht. Lieber Himmel, sie begehrte diesen Mann, sie sehnte sich danach, ihn zu berühren, seine nasse Haut zu fühlen, den würzigen, männlichen Geruch von Tabak und Leder einzuatmen, der sich so dezent mit seinem ganz persönlichen Duft vermischte. Zu Beginn ihrer Ehe hatte sie niemals so empfunden, hatte sich nie das Verlangen vorstellen können, das sie jetzt erfüllte. Warum jetzt? Warum bei ihm - nach all den Jahren?
"Hab keine Angst", sagte er nur in ihre Gedanken hinein. "Ich brauche deine Hilfe."
"Das bezweifle ich nicht", brachte sie endlich heraus.
"Höchstwahrscheinlich bist du zu schwach, um ohne Hilfe zu stehen."
"Vergangene Woche ist es mir recht gut gelungen - unter weitaus schwierigeren Bedingungen", erinnerte er sie.
Sie wurde dunkelrot, als sie sich daran erinnerte, wie sie sich auf dem nackten Boden geliebt hatten, wie wilde Tiere, blutverschmiert und verzweifelt.
Statt wie eine Närrin vor ihm zu stehen, setzte sie sich auf den Rand des Zubers und untersuchte seine verletzte Schulter.
Er hatte recht, was die Fäden betraf. Die meisten hatten sich durch die Feuchtigkeit gelöst, und die Haut war ohne Entzündungen gut verheilt.
"Ich sehe noch einige Fäden, die gezogen werden sollten", sagte sie und betastete die heilenden Wunden.
Er nahm von der Bank auf der anderen Seite des Zubers ein kleines Federmesser. "Ich habe es aus deiner Medizintasche geholt."
Sie nahm das Instrument und begann, die letzten Fäden durchzuschneiden und herauszuziehen. Einige waren mit der Haut verwachsen, und sie musste fest zupfen, um sie zu lösen.
"Du erholst dich erstaunlich gut", sagte sie und biss sich konzentriert auf die Lippe.
"Ich habe schon weitaus Schlimmeres überlebt, wie ich bereits sagte. Mich bringt nichts so leicht um."
Sie ließ den Blick von seiner Schulter ins Wasser gleiten, dann sah sie ihn schnell wieder an. Sie wusste, dass er es bemerkt hatte. Rasch erhob sie sich, strich mit einer energischen Bewegung den Rock glatt, dann sagte sie: "So, fertig."
"O nein, ich habe noch nicht einmal angefangen, Mercedes."
Seine Stimme war warm und voller Versprechungen.
Sie kämpfte mit ihrer Verlegenheit, bis er ernsthaft hinzufügte: "Ich werde diesmal nicht so grob sein. Ich verspreche dir, dass es länger dauern wird - viel länger."
Sein Lächeln hätte einen Stein erweichen können.
Er nahm ihren Arm, zog sie an den Zuber, dann drehte er die Hand herum und drückte die Innenfläche an seine Lippen. Sie fühlte seine rauen Bartstoppeln, die sanfte und doch feste Berührung seines Mundes, ein schnelles Streicheln mit seiner Zunge - o diese verflixte Zunge. Wollte er sie zu sich ins Wasser ziehen, mit all ihren Kleidern? Mercedes wusste, dass sie sich ihm nicht widersetzen würde. Seine sanfte, tiefe Stimme, so viel ernster als sein gewöhnlich neckender Tonfall, drängte sich in ihre Gedanken.
"Mein Rasiermesser liegt auf der Bank, aber Baltazar hat den Spiegel vergessen. Hast du schon einmal einen Mann rasiert, Mercedes?" Er wusste, dass sie es nicht getan hatte. Lucero hätte niemals die Geduld für ein so intimes Zusammensein mit ihr besessen.
"Ich könnte dir die Kehle durchschne iden", warnte sie ihn.
Sie sagte das leichthin, während ihr ein Schauer über den Rücken lief,
"Das Risiko gehe ich ein." Er reichte ihr ein Stück selbstgemachter Seife. "Zuerst musst du meine Bartstoppeln einschäumen", erläuterte er, nahm ihre Hände und rieb sie über die Seife.
Es war ein unglaublich sinnliches Gefühl, die glatte Seife, seine warmen, rauen Hände zu spüren. Als der Schaum zwischen ihren Fingern hervorquoll, ließ er sie los und legte den Kopf zurück.
"Reibe mich gut ein."
Sie gehorchte, begierig, ihn zu berühren und den Kontakt herzustellen, nach dem sie sich so sehr sehnte. Sie ließ die Seife über die untere Hälfte seines Gesichts gleiten. Sie spürte die Muskeln an seinen Kiefern und seinem Hals. Dann nahm sie ein Handtuch und trocknete sich die Hände.
Er gab ihr das Rasiermesser. "Lass dir Zeit, meine Liebe. Wir haben alle Zeit der Welt."
Mercedes hielt die blitzende Klinge in ihrer zitternden Hand.
"Vielleicht ist das keine so gute Idee", sagte sie. "Ich könnte
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