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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shril Henke
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sehr erschreckt wie der Gedanke, dass sie ihm gegeben hatte, was sie Lucero niemals hatte zukommen lassen.
    Zuvor war er geduldig gewesen, hatte abgewartet und sie geneckt, ihren unerforschten Leib liebkost, in der Gewissheit, dass sie sich ihm eines Tages hingeben würde. Über diesen Punkt waren sie jetzt hinaus. In der vergangenen Woche hatte sie in ihrem eigenen Bett geschlafen und darauf bestanden, dass er sich ausruhen musste und sie keinesfalls versehentlich gegen die verletzte Schulter oder den Arm stoßen durfte. Zuerst war er zu schwach gewesen, um zu protestieren, aber jetzt hatte er sich erholt.
    Entschlossen warf er die Decken zurück und schwang seine Beine über den Bettrand. Bisher hatte Baltazar ihn gestützt.
    Heute würde er aus eigener Kraft hinausgehen. Er stand auf, dankbar, dass das Zimmer nicht schwankte wie beim erstenmal, als er versucht hatte, aufzustehen. Behutsam bewegte er sich vorwärts, indem er sich an den Möbeln festhielt, bis er das Fenster erreicht hatte, das zum Hof hinausging.
    Er rief nach Lazaro, der am Brunnen arbeitete, damit er ihm ein Bad richtete, dann setzte er sich auf einen Stuhl und begann, die Verbände zu lösen. Während er damit beschäftigt war, überkam ihn die Erinnerung an jenen Augenblick vor zwei Tagen, als Mercedes die Halme aus den Wunden gezogen hatte.
    Er winkelte den verletzten Arm an und ballte die Hand zur Faust, obwohl ihn die Anstrengung vor Schmerz zusammenzucken ließ.
    Sie hatten nebeneinander auf der schmalen Holzbank im Innenhof gesessen. "Bist du sicher, dass es nicht zu sehr weh tut?" hatte sie zweifelnd gefragt. Die Haut um die Drainage war leicht gerötet, aber das kam durch den Heilungsprozess. "Es sind keine roten Streifen da."
    "Ich bin erleichtert, das zu hören", sagte er trocken. "Denn ich möchte nicht, dass du mir den Arm abnimmst."
    Rasch hob sie den Kopf und sah ihn entsetzt an. "Du hast so etwas auf dem Schlachtfeld gesehen?"
    Sein Gesicht wurde ausdruckslos. "Ich habe Männer festgehalten während solcher Operationen. Manchmal dachte ich, es wäre besser gewesen, ihnen eine Kugel in den Kopf zu jagen, als sie für den Rest ihres Lebens zu verkrüppeln."
    "Du würdest es hassen, nicht mehr perfekt zu sein, nicht wahr?" fragte sie zögernd.
    Er sah sie amüsiert an. "Pater Salvador wäre gewiss nicht der Meinung, dass ich perfekt bin, aber vielen Dank für das Kompliment." Vergnügt beobachtete er, wie sie errötete.
    "Ich habe nicht gemeint - oh, du weißt genau, was ich meinte", sagte sie und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
    "Au! Pass auf, was du tust!" beschwerte er sich, als sie sich mit dem letzten Drainagehalm abmühte.
    "Das geschieht dir recht. Schließlich hast du mich nervös gemacht", entgegnete sie.
    "Tatsächlich? Mache ich dich nervös, Mercedes?" fragte er leise und beugte sich näher zu ihr hinüber, drängte sie auf der schmalen Bank nach hinten. Ihr Haar duftete nach Lavendel, und er nahm ihren eigenen süßen Geruch wahr.
    Sie wich vor ihm zurück und hielt die kleinen Halme hoch wie winzige Waffen. Er fühlte, dass sie zitterte. An ihrem schlanken gebräunten Hals sah er eine Ader pochen. Die Sonne schien warm auf sie herab, und er sah, dass ihre Haut feucht war
    - er stellte sich vor, wie die Schweißtropfen unter der züchtig geschlossenen camisa zwischen den Brüsten hinabrannen. Er streckte den gesunden Arm aus und berührte ganz leicht ihren Hals, strich über die seidenweiche Haut, dann bewegte er die Hand höher, bis an ihre Lippen, wollte sie schmecken.

    "Süß und salzig, sehr lecker."
    "Du sprichst von mir, als wäre ich ein Laib Brot", entgegnete sie atemlos und ohne sich zu bewegen.
    Er lächelte, doch sie erwiderte das Lächeln nicht. Sie saßen da in der warmen Morgensonne, sahen einander in die Augen, bis Lupe aus der Küche trat. In den Schürzentaschen hatte sie gemahlenen Mais, und sie lockte die Hühner an, die gackernd von den Stangen hinter der Schmiede hervorflatterten.
    Damit war der Bann gebrochen, aber jetzt erinnerte Nicholas sich an ihre Erwiderung, die zurückhaltende, halbversteckte Sehnsucht in ihrem Blick. Halbversteckt, aber eben auch halb offensichtlich. Heute würde er sie dazu veranlassen, jede Abwehr fallen zulassen, ihm das zu geben, was er wirklich von ihr wollte - nicht nur ihre Leidenschaft, sondern auch ihre Liebe.
    Er biss die Zähne zusammen und zog sich einen Hausmantel an, band den Gürtel zu und begann dann, das Zimmer zu durchqueren. Es war Vormittag. Rosario

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