Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shril Henke
Vom Netzwerk:
freue mich sehr."
    Dann hob er ihren gesenkten Kopf und sah ihr ins Gesicht. "Und du?"
    Sie hatte gespürt, dass ihm irgend etwas Sorgen machte.
    Wenn er das Kind wollte, konnte er dann annehmen, dass sie es nicht wollte? "O ja, ja, Geliebter. Ich bin sehr glücklich."
    Er musterte sie und runzelte leicht die Stirn. Doch sie schien sich ehrlich zu freuen. "Wann wird unser Kind kommen?"
    "Im Frühjahr, denke ich." Sie ahnte, dass er über den Zeitpunkt der Empfängnis nachdachte, und errötete, als er über das ganze Gesicht grinste.

    Wahrscheinlich hatte sie es empfangen an jenem Tag, da der Berglöwe ihn verletzt hatte. Nachdem Lucero ihr das Leben gerettet hatte.

16. KAPITEL

November 1866
    Sechs bewaffnete Vaqueros begleiteten Nicholas und Mercedes zu den Vargas'. Sie führten Lastesel mit dem Gepäck für die Festtage mit sich.
    "Bist du Don Encarnacion schon einmal begegnet?" fragte Nicholas unterwegs.
    "Einmal", entgegnete sie. Sie sah ihren Gemahl aufmerksam an. "Kurz vor unserer Hochzeit. Er kam nach Gran Sangre, um ein Hochzeitsgeschenk zu bringen, das hässliche silberne Teeservice, das im Salon deiner Mutter Staub ansetzt."
    "Das hatte ich vergessen. Es scheint so lange her zu sein, nach allem, was geschehen ist - der Krieg und all das." Lucero hatte ihm nichts über ein Treffen mit dem alten Mann erzählt, aber er wusste ein paar Dinge über ihn. "Wahrscheinlich hat er ein Geschenk aus Silber geschickt, weil ihm die größte Silbermine in Chihuahua gehört."
    "Er soll sagenhaft reich sein."
    "Warte ab, bis du die Hazienda siehst."
    "Er stand deinem Vater sehr nahe", erwiderte sie.
    "Sie hatten vor vielen Jahren einen Streit", sagte er mit größerer Bestimmtheit, als er sich an die Geschichte erinnerte, die sein Bruder erzählt hatte. "Ich glaube, es ging um Escarnacions Gemahlin."
    "Dona Teresa? Sie ist seit vielen Jahren tot."
    "In ihrer Jugend war sie eine Schönheit. Allem Anschein nach erregte sie die Aufmerksamkeit meines Vaters. Ich bezweifle, dass sie ihn ermutigt hat, aber seitdem hatten die beiden Männer nur wenig miteinander zu tun. Es überrascht mich, dass er uns zu diesem Fest einlud."
    "Du bist nicht verantwortlich für die Sünden deines Vaters, Lucero. Vielleicht kann man auf diese Weise die Kluft zwischen den beiden Familien überbrücken."
    "Das bezweifle ich. Wahrscheinlicher ist es, dass er jeden hacendado in Sonora und Chihuahua für seine Ehrengäste herbeiholen will."
    "Ganz gewiss war dein Vater damals wütend, als du in den Krieg zogst", sagte sie nachdenklich.
    "Nur, weil ich meine Pflicht nicht erfüllt und dich noch nicht geschwängert hatte - danach wäre ich durchaus verzichtbar gewesen, da bin ich sicher."
    Nie zuvor hatte sie diese Bitterkeit gegenüber seinem Vater gespürt. Es erschreckte sie. "Er war dein Idol."
    "Idole stehen auf tönernen Füßen. Manchmal muss ein Mann erst selbst erwachsen werden, um das zu erkennen."
    Ehe sie dazu etwas sagen konnte, bedeutete Gregorio ihnen, dass sich eine Gruppe von Reitern aus der Ferne näherte.
    Besorgt ließ Nicholas seine Gemahlin bei den anderen Männern zurück und ritt voraus. Dabei zog er das Fernrohr aus seiner Satteltasche und spähte hindurch.
    Ein Dutzend Männer war zu erkennen, alle auf herrlichen Pferden und gut bewaffnet. Er ritt zurück zu Mercedes und erklärte ihr mit einem leisen Lachen, dass keine Gefahr drohe.
    "Sie tragen keine Uniformen. Sie tragen Livreen - die Livreen einer Leibgarde."

    In wenigen Minuten hatten die Reiter die Gäste erreicht und eskortierten sie in das Tal, in dem die Hazienda Vargas lag.
    "Dies ist wirklich erstaunlich", sagte Mercedes, als sie sich dem beeindruckenden zweigeschossigen festungsähnlichen Gebäude näherten.
    Es hatte einen Turm an jeder Ecke, und das schwere hölzerne Tor trug das prätentiöse Wappen der Familie mit den kastilischen Löwen darauf. Die Ziegelmauern und das rote Dach waren Tradition bei den meisten Haziendas im Norden, aber dieser Gebäudekomplex wirkte eher wie eine kleine Stadt als wie ein Familiensitz.
    "Es ist eine Burg", sagte Mercedes.
    "Encarnacions Urgroßvater hat das meiste schon im siebzehnten Jahrhundert erbauen lassen. Damals war es der Außenposten der Provinz Nueva Viscaya", erwiderte Nicholas.
    Ein Wächter im Eckturm beobachtete die halbmilitärische Eskorte, als sie sich mit den Gästen näherte, dann gab er ein Zeichen, damit das massive Tor geöffnet wurde. Sie zogen in einen riesigen Innenhof, mit vier Fontänen und genug

Weitere Kostenlose Bücher