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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shril Henke
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hinunterschritten zur sala, betrachtete Mercedes die juwelengeschmückten Frauen in den farbenfrohen Kleidern. Da und dort hoben sich die goldenen Epauletten und das leuchtende Weiß einer kaiserlichen Uniform von der Menge ab. Die meisten Männer waren genauso elegant und konservativ gekleidet wie ihr Gemahl. Aber Mercedes kam es so vor, als sähe niemand in dem figurbetonten Anzug so gut aus wie Lucero mit seinen breiten Schultern, den schmalen Hüften und den langen, schlanken Beinen.
    Sie bahnten sich den Weg durch den Raum, wurden verschiedenen hacendados und ihren Damen vorgestellt und machten höfliche Konversation. Mercedes beobachtete Dona Ursula, Marianos Frau, die die Pflichten der Gastgeberin an der Seite des verwitweten Don Encarnacion übernommen hatte und auf sie zukam. Nicholas bemerkte, dass die kleine, üppige Brünette eine schöne Frau war, die sich ihrer Wirkung auf Männer durchaus bewusst war.
    Ursula Terraza de Vargas hatte ein elegantes Kleid aus silberdurchwirktem blauen Organza gewählt, als Kontrast zu ihrem dunklen Haar und den dunklen Augen. Das Dekollete enthüllte den Ansatz ihrer schweren Brüste, und ihre weiten Röcke bedeckten ohne Zweifel reizvoll gerundete Hüften, aber für seinen Geschmack war sie zu untersetzt. Sie lächelte ihn an.
    "Dona Ursula, dies ist mein Gemahl, Lucero Alvarado", begann Mercedes die Vorstellung.
    "Mein Schwiegervater hat von Ihnen gesprochen. Sie dienten in der kaiserlichen Armee, nicht wahr? Sie müssen mir einfach alles darüber erzählen", hauchte Ursula atemlos.
    Nicholas sah, wie sie knickste und mit den Wimpern klimperte, fast wie eine Kokotte, während sie den Fächer kunstvoll öffnete und schloß.

    "Es gibt nicht viel im Krieg, das sich für die Ohren einer schönen Frau schickt", gab er glatt zurück.
    "Dann werden Sie mir vom Hof Seiner Majestät erzählen, denn ich weiß, dass Sie dort waren - vielleicht während des ersten Walzers?"
    Nachdem sie sich entschuldigt hatte und in der Menge verschwunden war, ahmte Mercedes leise ihre atemlose Art zu sprechen nach: "Sie werden mir vom Hof Seiner Majestät erzählen! Das war ein Befehl."
    "Eifersucht steht dir", sagte Nicholas und lachte leise. "Ich glaube, unsere Ehrengäste sind angekommen."
    Er deutete auf einen schlanken, dunkelhaarigen Mann mit strengem militärischen Gebaren. An seiner Seite stand eine junge Frau, üppig und so groß wie er, mit dunkelbraunem Haar und heiterem Gesicht. Beider Kleidung wirkte selbst in diesem Kreis auffallend farbenfroh. Die Prinzessin trug roten Samt und genug Diamanten, um eine kleinere Frau zu Boden zu ziehen.
    Prinz Salm-Salm trug das kaiserliche Weiß-Gold, seine Brust war mit bunten Ordensbändern und silbernen und goldenen Medaillen bedeckt.
    "Wenn er die Veranda betritt, wird er klirren wie ein Glockenspiel", sagte Nicholas leise zu Mercedes.
    "Eifersüchtiger Kerl." Sie lachte leise. "Er ist eine imposante Erscheinung."
    Der Prinz hatte eine große römische Nase und eine hohe Stirn. Dichte Koteletten und ein schwerer Schnurrbart lenkten den Blick auf sein energisches Kinn. Sein Haar war braun, bis auf eine einzelne silbergraue Strähne, die er dramatisch über der Stirn zurückgestrichen hatte.
    Das aristokratische Paar - in Wirklichkeit war er der zweite Sohn eines unbedeutenden deutschen Adligen und sie Amerikanerin - wandte sich in ihre Richtung. Sie hielten Champagnergläser in den Händen und machten den ganzen Weg über höfliche Konversation.

    Mariano Vargas stellte sie mit derselben Wachsamkeit vor, die Nicholas schon früher bemerkt hatte. Sollte dies ein Test sein? Die Spanischkenntnisse des Preußen waren eher bescheiden, daher unterhielt man sich in einer Mischung aus Englisch und Französisch. "Es ist mir eine Ehre, Prinz Felix, Prinzessin Agnes", sagte Nicholas und erwiderte die förmliche Verbeugung.
    Mercedes knickste. Es entging ihr nicht, dass der Prinz seine Frau, die sehr liebenswürdig war, häufig anlächelte.
    Während des Gesprächs hatte Nicholas noch immer das verwirrende Gefühl, dass Mariano ihn prüfte. Vargas trank rasch den Champagner aus, dann winkte er einem Kellner, der ihm nachschenken sollte. Wusste der Prinz vielleicht von dem Plan, Juarez umzubringen, war er vielleicht sogar der Initiator?
    Der Prinz stand in dem Ruf, ein geschickter Politiker und ein erfahrener Soldat zu sein, das wusste Nicholas. Die einzige Methode herauszufinden, ob Salm-Salm in diese Sache verwickelt war, bestand darin, ihn auszuhorchen.

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