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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shril Henke
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mischte sich Silvio Zavala ein.
    "Wir alle haben Berichte gehört, dass sie den Einmarsch planen.
    Schon jetzt schicken sie Waffen an Juarez."
    "Ein Grund mehr, ihn zu töten. Ohne ihn als Leitfigur werden die Amerikaner jede Hoffnung auf eine mexikanische Demokratie aufgeben und sich nicht einmischen", erwiderte Mariano.
    "Auf den Tod von Juarez!" Don Hernan hob sein Glas.
    "Lang lebe Mexico!" fügte Mariano mit spöttischem Lachen hinzu.

    Draußen lauschte Nicholas. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Diese Bastarde! Diese dreckigen, verräterischen Bastarde! Sie scheren sich einen Dreck um Mexico, genauso wenig wie um diesen Narren Maximilian. Sie waren verwöhnt und selbstherrlich, sahen nur ihre eigene Welt voller Standesprivilegien und Bequemlichkeiten. Und sie würden die ganze Nation zur Anarchie verdammen wegen ihres eitlen Versuches, eine aussterbende Lebensart aufrechtzuerhalten. Wie oft hatte er auf seinen Reisen um die Welt dasselbe gesehen!
    Aber nie zuvor hatte er sich dafür interessiert.
    Warum interessiert es mich jetzt? Er hatte angefangen, sich selbst als einen criollo zu sehen, als einen hacendado, denn er war ein Alvarado, dem endlich das Geburtsrecht gewährt worden war. Aber jetzt erkannte er, dass seine Gefühle darüber hinausgingen. Das Land seiner Wahl hielt ihn gefangen, seinen Verstand und auch seine Seele, und seine ganze Hoffnung galt diesem hartnäckigen kleinen Indiane r, dessen Soldaten bereit waren, mit Macheten gegen Kanonen anzutreten. Musste er nicht dasselbe tun?
    Nicholas hörte zu, wie sie über Juarez herzogen, aber es wurden keine Einzelheiten über ein Attentat besprochen.
    Mariano Vargas wollte diese Angelegenheit mit seinen Verbündeten in Chihuahua City besprechen.
    Reite um Mitternacht ruhig aus, Mariano. Ich werde hier draußen auf dich warten.
    Der Mond erhellte die Nacht. Nicht gerade ein Segen für Nicholas, als er beobachtete, wie Mariano die Wohnräume der Familie verließ und den Hof überquerte. Wenn sie erst auf offener Straße waren, würde es wesentlich schwieriger sein, ihm zu folgen, ohne entdeckt zu werden. Von Zeit zu Zeit sah Vargas sich um, als spürte er die Anwesenheit eines Fremden.
    Vielleicht war es aber auch nur natürliche Vorsicht.
    Fortune sah, wie der andere eines der Palominopferde seines Vaters aus dem Stall führte. Gut. Das hellbraune Tier würde leicht zu erkennen sein. Sein eigener dunkler Hengst würde im Gegensatz dazu mit der Dunkelheit verschmelzen. Er schwang sich auf Peltres ungesattelten Rücken und folgte Vargas in sicherem Abstand auf der Straße nach Chihuahua.
    Etwa fünf Meilen von der Hazienda entfernt verließ Mariano die Straße und ritt durch ein schmales ausgetrocknetes Flussbett.
    Es könnte eine Falle sein. Fortune verbarg sich einige Minuten hinter dichtem Gesträuch. Dann näherte sich ein Reiter aus der entgegengesetzten Richtung. Der breite Rand seines Sombreros verbarg sein Gesicht, als er an Nicholas vorüberritt.
    Wie zur Hölle soll ich nahe genug herankommen, um irgend etwas in Erfahrung zu bringen?
    Der Treffpunkt war nur wenige hundert Yards entfernt, unter einem überhängenden Sandsteinfelsen. Als er die Pferde der beiden Männer erspäht hatte, stieg Nicholas ab. Er zog das Fernrohr aus seiner Satteltasche und kletterte auf einen kleinen felsigen Vorsprung. Jetzt benötigte er nur noch genug Mondlicht, um durch das Fernrohr etwas sehen zu können.
    Der Wind pfiff durch die kleine Schlucht, so dass er die Worte nicht verstehen konnte, aber er erkannte, dass der Fremde Vargas einen Stoß Papiere übergab. Mariano bot seinem Kameraden etwas an - eine Zigarre? Als der Mann ein Streichholz anriss, war sein Gesicht für einen Augenblick in gleißendes Licht getaucht. Es war ein Gesicht, das man nicht leicht vergaß, mit einer großen Adlernase und wulstigen Lippen.
    Ohne Zweifel war der Fremde ein Indio. Ehe die Flamme erlosch, drehte er sich zur Seite, und Nicholas sah eine lange, gezackte Narbe, die von seinem Kinn bis zu seinem rechten Ohr verlief.
    Fortune hatte auf seinen Reisen viele solcher Narben gesehen
    - jemand hatte vergeblich versucht, dem Fremden die Kehle durchzuschneiden. Wer immer er auch sein mochte, dieses Zeichen sollte für McQueens Agenten Porfirio Escondidas genügen, um ihn zu identifizieren.

    Mercedes starrte zu den Fresken an der Decke hinauf. Die Schäferszene mit Pan, der für tanzende Lämmer Flöte spielte, beruhigte sie nicht. Sie konnte nur daran denken, dass Lucero fort war.

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