Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shril Henke
Vom Netzwerk:
wissen alles über Emilio, und sie werden ihn aufhalten." Falls es mir gelingt, McQueen diese Information zukommen zu lassen.
    "Sie widern mich an. Sie, ein criollo, Patron einer großen Hazienda, machen sich gemein mit einer Bande gewöhnlicher Diebe, Abschaum der niedrigsten Sorte. Sie begehen Verrat an Ihren eigenen Leuten." Vargas' Gesicht drückte Verachtung aus.
    "Und Sie, Don Encarnacion, begehen Verrat an Ihrem eigenen Land. Bei Ihrem Versuch, die Privilegien Ihres Standes zu bewahren, werden Sie Mexico zerstören."
    Encarnacion schäumte vor Wut. "Ich sollte Sie niederschießen wie einen Hund."
    "Das werden Sie nicht tun", erwiderte Fortune leise. "Der Schuss würde die übrigen Gäste wecken, und man würde peinliche Fragen stellen." Während er sprach, ging Nicholas um den Schreibtisch herum und hockte sich, ein Bein über die Ecke gelegt, auf die Kante des Mahagonimöbels. Eine Hand blieb hinter seinem Rücken, und er tastete vorsichtig nach dem schweren kristallenen Briefbeschwerer. Er würde nur eine Chance haben.
    Der Don zuckte die Schultern. "Ich werde einfach sagen, dass ich Sie in der Dunkelheit für einen Dieb hielt. Ein tragischer Unfall."
    Er hob die Pistole ein wenig, doch ehe Fortune etwas tun konnte, durchbrach eine Stimme die Stille. "Nein! Sie werden ihn nicht töten!" Mercedes packte den Arm des alten Mannes und hielt ihn fest. Er versuchte, ihr die Waffe zu entziehen, und schlug sie hart auf die Wange, doch Mercedes ließ nicht los.
    Nicholas hastete durch das Zimmer, aber als er Encarnacion erreichte, löste sich ein Schuss. Großer Gott, lass es nicht Mercedes sein! Vor den Augen der entsetzten Frau sank der alte Mann langsam in die Knie.

    Sie glitt neben ihm zu Boden und starrte ungläubig auf den größer werdenden roten Fleck auf seiner Brust. "Gott und alle seine Heiligen mögen mir vergeben, ich habe einen Mann getötet", stieß sie hervor und sah ihren Geliebten an. "Für einen Spion der Juarista, einen Verräter des Kaisers."
    "Du hast ihn nicht getötet", erwiderte Nicholas. Ihre Anschuldigung schmerzte, doch dafür war jetzt keine Zeit. Er zerrte sie auf die Füße. "Er erschoss sich selbst."
    Sie war wie gelähmt vor Grauen. "Was tust du da?" Er packte einen kostbaren goldenen Brieföffner und ein paar andere Wertsachen und stopfte sie hastig in seine Taschen, während er sie zur Außentür schob.
    "Man soll glauben, dass er einen Dieb überraschte." Er hob seine Waffe vom Boden auf und stieß Mercedes durch die Türen, die er offen stehen ließ. Schon hörte er Stimmen. Sie hatten nur wenige Augenblicke Zeit, um unbehelligt in ihre Gemächer zurückzukehren, und der einzige Weg führte über das Blumenspalier und den Balkon.
    "Heb deine Röcke", sagte er leise, dann erklomm er einige Sprossen und streckte ihr den Arm entgegen.
    Sie hatte dasselbe zusammen mit Agnes getan, am Tage des Duells, aber damals hatte sie Stiefel getragen. Das raue Holz schnitt durch die weichen Schuhe in ihre Fußsohlen, und die Zweige zerrten an dem Musselin ihres Kleides. Mühsam kletterte sie hinauf, dann schwang er sich über das Vordach und langte nach unten, um ihr zu helfen.
    Wenig später waren überall auf dem Hof Bedienstete mit Kerzenleuchtern. Ein Schrei erscholl. Jemand musste Encarnacions Leiche gefunden haben, aber niemand suchte nach einem Dieb, der ins Haus zurückkehrte. Über den Balkon gelangten sie ins Schlafzimmer und glitten gerade hinein, als es an der Tür klopfte.
    "Ich bitte vielmals um Vergebung, Don Lucero, aber sind Sie und Ihre Gemahlin unversehrt?" fragte ein Dienstbote im Gang.

    Nicholas murmelte etwas, als wäre er gerade aus tiefem Schlaf erwacht, und bedeutete Mercedes, unter die Decken zu schlüpfen, während er Stiefel und Hose abstreifte und seinen Hausmantel überwarf. Er zerzauste sein Haar, dann öffnete er die Tür und blinzelte. "Was zum Teufel ist los?" fragte er verstimmt.
    "Man sagte mir, dass ein Dieb in Don Encarnacions Arbeitszimmer war. Ich soll mich darum kümmern, dass keinem der Gäste etwas zustößt."
    "Wie Sie sehen, geht es uns ausgezeichnet", sage Nicholas abweisend und schlug dem scharfäugigen Diener die Tür vor der Nase zu, gerade als dieser über seine Schulter spähte, um nach Mercedes zu sehen, die mitten im Bett saß, die Decken bis unters Kinn gezogen.
    Als die Schritte allmählich verklangen, drehte Nicholas sich zu ihr um. Sie sah ihn anklagend an.
    "Warum?" war alles, was sie herausbrachte. Sie blieb vollkommen reglos und hielt

Weitere Kostenlose Bücher