Wildes Blut
Emelio tun?"
"Nichts, Don Lucero. Gar nichts - im Augenblick."
Nicholas erstarrte. "Nachdem ich um ein Haar zusammen mit Escondidas gestorben wäre und den ganzen weiten Weg bis hierher zurückgelegt habe, wollen Sie mir nicht glauben?"
"Der Präsident meint, Don Lucero, dass wir Emelio Jarol in dem Glauben lassen wollen, dass Sie uns mit dieser Info rmation niemals erreicht haben, und dass der Plan der Verschwörer noch immer geheim ist. Dann werden wir ihn als Köder für Don Mariano und seine Freunde benutzen."
Nicholas fuhr herum, als er die vertraute Stimme hörte.
"McQueen. Ich fragte mich schon, wann Sie wieder aus dem Morast hervorkriechen würden." Er sah zu, wie der blasse Amerikaner aus dem Dunkel trat und sich ihm gegenüber setzte.
"Ich wusste, dass Sie ein Gewinn für uns sein würden, aber Sie hatten verteufeltes Glück, ausgerechnet auf diese Papiere zu stoßen."
"Wie wollen Sie Mariano Vargas und seine Freunde davon überzeugen, dass ich Sie niemals erreichte?" fragte Nicholas.
Eine düstere Vorahnung überkam ihn.
"Sie werden verschwinden", entgegnete McQueen.
"Ich werde heimkehren nach Gran Sangre", erklärte Fortune nachdrücklich. "Ich habe meinen Teil des Abkommens gehalten
- tatsächlich bin ich darüber hinaus sogar viele Meilen weit geritten, um Ihnen wichtige Informationen zu überbringen. Jetzt muss ich eine Hazienda leiten. Viele Menschen sind von mir abhängig."
"Einschließlich der reizenden Dona Mercedes?" McQueens Stimme klang sanft, doch die Drohung in seinen Worten war unüberhörbar.
Fortune stand auf. "Wenn Sie die Absicht haben, mich als Hochstapler zu entlarven, dann kommen Sie zu spät. Sie weiß, dass ich nicht Lucero bin. Seine Mutter weiß es auch - und Hilario höchstwahrscheinlich ebenfalls." Er ging zu McQueen, der - völlig unbeeindruckt von dem gefährlichen Glitzern in Fortunes Augen - sitzen geblieben war. "Ich sagte Ihnen schon, ich lasse mich nicht gern erpressen. Und ich sagte auch, dass die Sache für mich erledigt ist, wenn ich meine Aufgabe erfüllt habe." Seine Stimme war leise, aber drohend.
Juarez hatte dem Wortwechsel zwischen den beiden Amerikanern stumm zugehört. Jetzt stand er auf und warf ein paar Papiere über den Schreibtisch. "Hier habe ich, Don Lucero, die Befehle für unseren Marsch nach Chihua-hua, der am ersten Tag des neuen Jahres beginnen wird. Ihren Informationen zufolge wird Vargas zuschlagen, nachdem wir die Stadt verlassen haben - wahrscheinlich nahe der Grenzen zwischen Chihuahua und Durango. Wenn man Sie für tot hält, dann wird man sich an den ursprünglichen Plan halten - aber wenn Sie nach Gran Sangre zurückkehren, wird der Plan geändert. Und
...", er zuckte vielsagend die Schultern, "ich werde sterben. Das wäre nicht weiter wichtig, wenn es nur um das Leben eines einzelnen Mannes ginge, aber an diesem Punkt des Krieges würde mein Tod, so glaube ich, die Chancen für eine verfassungsgemäße Regierung verschlechtern."
Juarez sah Fortune ernst an.
"Sie haben eine seltsame Art, zu untertreiben und doch sofort auf den Kern der Sache zu sprechen zu kommen", sagte Nicholas verstimmt.
"Heißt das, Sie werden sich verborgen halten, während wir dafür sorgen, dass Mariano Vargas die Nachricht von Ihrem Tode erhält?"
Fortune seufzte schicksalsergeben. "Ja. Aber ich möchte Mercedes schreiben, dass ich am Leben bin. Sie erwartet ein Kind, und ich will sie nicht erschrecken."
McQueen wollte widersprechen, doch der Präsident hob die Hand. "Ich werde einen vertrauenswürdigen Boten zu ihr schicken." Benito Juarez hatte eine Frau und eine große Familie, die in den Vereinigten Staaten im Exil lebten. Er wusste, wie hart der Krieg für Frauen und Kinder war.
Januar 1867
Mexico City war noch immer eine prächtige Stadt, doch die dort herrschende ausgelassene Heiterkeit war aus Verzweiflung geboren. Noch immer wurden bunt uniformierte französische und österreichische Truppen gedrillt, aber jeder wusste, dass General Bazaine den Befehl erhalten hatte, die Hauptstadt Anfang des Jahres zu verlassen. Die meisten ausländischen Botschaften blieben geöffnet, doch viele europäische Diplomaten schickten ihre Familien in die Heimat.
Das Jahr 1866 hatte für das mexikanische Kaiserreich ein unrühmliches Ende genommen. Alle wichtigen Seehäfen an beiden Küsten waren ebenso an die Juaristas gefallen wie alle Provinzhauptstädte im Norden.
Dann erreichte den Kaiser aus Paris die Nachricht, dass seine Gemahlin wahnsinnig geworden
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