Wildes Blut
Sie nach Arizpe. Fragen Sie nach Martin Regla in der Cantina. Er wird Sie zu Juarez bringen."
"Ist der Präsident noch immer in El Paso?" fragte Fortune, abgeschreckt von der Aussicht, mehr als dreihundert Meilen zu reiten, um seine Mission zu Ende zu bringen.
"Regla wird es wissen", entgegnete Porfirio stockend und begann, Blut zu husten.
"Was ist mit McQueen? Warum kann ich ihm diese Information nicht geben? Er hat mich schließlich rekrutiert."
"Ihr gringo, er ist wie der Wind. Niemand weiß, wo er ist oder wann er auftauchen wird. Gehen Sie nach Arizpe, schnell, ehe es zu spät ist. Lang lebe Mexico!"
Damit sank Porfirio Escondidas Kopf auf seine Brust. Er lag tot in Fortunes Armen.
Nicholas fluchte. Er könnte nach Gran Sangre zurückkehren und an seiner Statt Gregorio Sanchez schicken, aber damit würde er einen halben Tag verlieren. Sanchez könnte den Spion in Juarez' Lager nicht identifizieren, und der unerfahrene Junge würde die taktische Bedeutung aller Einzelheiten nicht deutlich machen können.
Es blieb ihm nichts anderes übrig, als nach Norden zu reiten, so schnell er konnte.
Würde Mercedes ihm das jemals verzeihen? Der Nachtwind konnte ihm diese Frage nicht beantworten, als er aufstand und mit dem Fuß Erde in das Lagerfeuer schob, bis die Flammen schließlich erloschen.
21. KAPITEL
Millionen von Sternen erhellten den Nachthimmel, wie es das nur an der Grenze zwischen Texas und Mexico gab. Ein kalter Wind wehte und wirbelte kleine Staubwolken auf. Nicholas stellte seinen Kragen hoch. Die schmale Sichel des Mondes hing über dem Horizont. Die Nacht würde ihn verbergen, wenn er sich mit dem Mann traf, der das Schicksal Mexicos in seinen Händen hielt.
Juarez' Hauptquartier lag an den Ausläufern von El Paso del Norte. Fortune war fast zwei Wochen unterwegs gewesen, um die Grenze zu erreichen. Jetzt endlich näherte er sich dem kleinen Gebäude, das kaum mehr war als eine Hütte aus Adobeziegeln.
Ein großer, auffallend hagerer Mann mit einem pockennarbigen Gesicht stand an der Tür. Seine Miene war wachsam. "Sie sind der hacendado aus Sonora?" Als Nicholas bestätigend nickte, trat er zur Seite und öffnete die Tür. "Der Präsident erwartet Sie bereits."
Innen war die Hütte spärlich möbliert und erstaunlich sauber, auf dem großen Schreibtisch jedoch herrschte ein heilloses Durcheinander, er war bedeckt von Büchern, Papieren und Dokumenten. Ein kleiner Mann mit schulterlangem schwarzen Haar, das einzelne graue Strähnen auf wies, saß dahinter und entwarf einen Brief beim flackernden Schein einer Kerze.
Benito Juarez sah auf und begegnete dem Blick des hochgewachsenen Amerikaners, dann erhob er sich und drückte ihm höflich und ernst die Hand.
"Guten Abend, Mr. Fortune - oder sollte ich Sie Don Lucero nennen?" Seine Stimme klang angenehm und volltönend. Der Präsident war daran gewöhnt, jedes Wort genau abzuwägen, ehe er es äußerte.
"Don Lucero erscheint mir in der Tat durchaus passender", entgegnete Fortune.
Juarez lächelte, dann bedeutete er Fortune, Platz zu nehmen, ehe er sich selbst wieder setzte. "Ich weiß, dass Sie einen langen Ritt auf sich genommen haben, um mir wichtige Informationen zu bringen."
"Porfirio Escondidas ist tot. Er wurde umgebracht von Mariano Vargas' Agenten. Vargas ist der Anführer derer, die Sie töten wollen." Mit wenigen Worten umriss Nicholas alles, was auf der Hazienda Vargas besprochen worden war, einschließlich der Begegnung zwischen Mariano und dem narbengesichtigen Mann und Don Encarnacions Tod. Er schloß mit den Einzelheiten, die er den Papieren aus dem Geheimfach im Schreibtisch des alten Mannes entnommen hatte. "Ich kann mich bei Ihnen im Lager umsehen nach dem Mann, mit dem Vargas sich traf", bot er an.
"Ich weiß schon, wer er ist", erwiderte der Präsident ernst.
Die Linien in seinem Gesicht wirkten auf einmal tiefer. "Emelio Jarol. Er war bei mir, als ich noch Gouverneur von Oaxaca war.
Es ist - nicht leicht für mich zu glauben, dass er so etwas tun könnte, aber die Zeit und der Krieg können einen Menschen ändern." Seine tief schwarzen Augen waren unverwandt auf Fortune gerichtet.
"Wenn Sie damit andeuten wollen, dass die Zeit und der Krieg auch mich veränderten, so haben Sie recht. Vor einem Jahr hätte ich niemals geglaubt, einmal Grundbesitzer zu sein, noch weniger Republikaner."
"Und jetzt sind Sie beides." Es war eine Feststellung.
Fortune sagte nichts darauf. Statt dessen fragte er: "Was werden Sie mit
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