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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shril Henke
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war. Die Kaiserin, schon immer ruhelos und labil, war während einer Audienz bei Napoleon III. zusammengebrochen. Sollte er weiterkämpfen, oder sollte er abdanken und zu Carlotta reisen? Seine Unentschlossenheit brachte auch seine Höflinge in Verlegenheit.
    Einige hatten Angst, andere waren entschlossen, den
    "österreichischen Träumer" auszunehmen bis zuletzt.
    Schließlich befanden sich in der kaiserlichen Schatzkammer noch immer beachtliche Reichtümer.
    Eine dieser pragmatischen Personen war General Leonardo Marquez, ein militärischer Berater, der den Kaiser zu überreden versuchte, in Mexico zu bleiben, wenn die Franzosen sich zurückgezogen hatten. Der Tiger von Tacubaya war ein untersetzter Mann mit brennenden schwarzen Augen und einem breiten Lächeln, bei dem er gelbe Zähne entblößte. Zur Zeit überflog er einige Papiere und blickte aus dem Fenster seines Arbeitszimmers über den Zocolo.

    "So wie ich es sehe, bleiben uns vielleicht noch sechs Wochen, bis Bazaine geht. Dann ...", er zuckte vielsagend die Schultern, "liegt alles in Gottes Hand."
    Sein Begleiter warf den Kopf zurück und lachte herzlich. "Sie meinen, der kaiserliche Schatz wird in den Händen des Tigers liegen!"
    Marquez betrachtete fasziniert seinen jungen Untergebenen.
    Er warf die Dokumente auf den reich mit Schnitzereien verzierten Schreibtisch, dann durchquerte er den Raum und ging auf Colonel Lucero Alvarado zu. Dieser hatte sich inzwischen einen eigenen Spitznamen verdient: El Diablo. Lucero war eine teuflische Gestalt geworden. Er trug mit Vorliebe Schwarz, und er ritt auf einem großen schwarzen Hengst durch die Dörfer der Juarista und brachte ihnen Tod und Verderben.
    "Sie wollen reich werden, Colonel? Und ich glaubte, Sie würden aus Patriotismus für den Kaiser kämpfen."
    Ein leicht spöttischer Unterton schwang in Marquez' Stimme mit, doch Lucero ging nicht darauf ein. Der General war sein Schlüssel zu dem Fluchtweg, der ihn aus dieser Lage hinausführen sollte. "Ich bin genauso ein Patriot wie Sie, General", entgegnete er und hob ein Glas mit französischem Cognac an seine Lippen.
    Jetzt lachte Marquez. "Gut gesagt. Warum sollten wir auch sonst kämpfen, wenn nicht aus Liebe zu Mexico?"
    "Silber?" vermutete Lucero.
    Marquez schenkte sich Cognac ein. "Das glaube ich nicht jedenfalls nicht von Ihnen. Nein, Sie lieben die Gefahr, den blutigen Kampf im Krieg. Sie genießen das weit mehr als ich, und mich nennen sie den Tiger. Sie sind der Teufel. Ich frage mich, von welchen Dämonen Sie gejagt werden?"
    Alvarado antwortete leise. "Den Teufel sollte man nicht versuchen, General."
    "Und Sie sind der Teufel. Den Juaristageneral in nasses Leder zu wickeln und dann in der Sonne trocknen zu lassen war ein Gedanke, der von mir hätte sein können. Als das Leder sich zusammenzog, wurde das Leben ganz langsam aus Aranga herausgepresst."
    "Ich habe mich von Ihne n inspirieren lassen", erwiderte Lucero trocken. "Ein Jammer, dass der General nicht redete, bevor er starb. Die Silberladung, die seine Soldaten der kaiserlichen Armee stahlen, wäre ein lohnender Fund gewesen."
    "In Maximilians Lagerräumen gibt es noch vie l mehr, glauben Sie mir. Wenn die Franzosen erst fort sind, wird man ihn bald an seine Feinde ausliefern. Er erwägt bereits, seine
    ‚mexikanische Armee' aus strategischen Gründen nach Querätaro zu verlegen, wo sie gegen Escobedos Truppen eine bessere Verteidigungsposition hätte."
    Alvarado bemerkte die kaum verhüllte Befriedigung seines Vorgesetzten. "Und Sie sind natürlich derselben Meinung."
    "Wir dürfen nicht zulassen, dass der republikanische Abschaum all die herrlichen Gebäude zerstört, die unser Kaiser errichtet hat."
    "Also wird Maximilian gehen, und sein Schatz bleibt zurück und Sie werden ihn bewachen." Lucero lächelte verschlagen.
    "Leider werde ich ihn nicht davon überzeugen können, mich zurückzulassen, denn er erwartet eine große Schlacht und möchte alle Generäle unter sein Kommando versammeln. Aber ich werde einen Weg finden, um zur rechten Zeit hierher zurückzukehren, das können Sie mir glauben."
    "Sie können mich hier einsetzen", meinte Lucero.
    "Ich glaube nicht, dass dies jetzt klug wäre. Sie haben in den letzten Monaten einen - sagen wir - schlechten Ruf in Zentralmexiko erworben. Ohne General Arangas Gefangennahme hätte ich niemals für Ihre Beförderung sorgen können."
    In Luceros Augen lag ein gefährlicher Glanz, als er den kleineren älteren Mann ansah. "Ich habe nicht mehr

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