Wildes Blut
Nachrichten überbringen und hoffen, dass McQueen nichts mehr von ihm verlangte, sobald der Verräter im Lager von Juarez gefasst war. Dann konnten er und Mercedes vielleicht ihr gemeinsames Leben wieder aufnehmen, hier, in der Abgeschiedenheit des Nordens.
Der Ritt nach San Ramos war kurz. Es war ein kleines, ärmliches Dorf wie tausend andere in ganz Mexico. Staubige gelbe Gebäude drängten sich zusammen, beleuchtet von der grellen Nachmittagssonne.
Nicholas ritt zu der kleinen Cantina, dem Ort, wo er am wahrscheinlichsten etwas über Porfirio Escondidas erfahren würde. Vielleicht war er sogar dort und erfrischte sich nach der Hitze draußen mit etwas Pulque. Gerade als Fortune sich von seinen großen schwarzen Hengst schwang, lächelte ein schmutziger Jüngling, dem einige Zähne fehlten, ihn erwartungsvoll an und strich sich das fettige schwarze Haar aus der Stirn.
"Sie sind Don Lucero, nicht wahr?"
Fortune nickte, dann lauschte er auf die Wegbeschreibung, die Calvo ihm gab.
Escondidas hatte sein Lager ein paar Meilen außerhalb des Dorfes aufgeschlagen. Wegen des vorzeitigen Todes Don Encarnacions kam Nicholas einige Tage zu früh. Wie der Zufall es wollte, war Porfirio gerade an jenem Morgen angekommen und hatte Calvo angewiesen, an der Plaza zu warten, bis ein Mann auftauchte, der Fortunes Beschreibung entsprach.
Die Gegend sah genauso aus, wie Calvo sie beschrieben hatte. Er roch den Qualm, der von einem kleinen Lagerfeuer aufstieg. Vorsichtshalber rief er nach Porfirio und identifizierte sich.
Der drahtige kleine Mann stand vor dem Feuer, einen Becher Kaffee in der Hand. "Sie kommen früh. Ich hatte mit mehreren Nächten auf diesem harten, steinigen Boden gerechnet und bin sehr erleichtert. Was haben Sie in Erfahrung gebracht?"
Fortune saß ab und nahm eine Tasse von dem
tintenschwarzen Gebräu, das Escondidas ihm einschenkte. Sie hockten sich zu beiden Seiten des Feuers nieder. Nicholas hatte seinen Bericht über den Attentatsplan beinahe beendet, als ein Schuss die Stille zerriss. Escondidas fiel um, und Fortune sprang in Deckung, während er gleichzeitig seine Remington aus dem Halfter zog. Ein Kugelhagel folgte ihm, als er sich hinter einen Busch rollte. Er schoss nur einmal zurück. Er hatte keine Zeit, um nachzusehen, ob Porfirio tot war. Statt dessen bega nn er, sich einen Weg durch das dichte Unterholz zu bahnen, auf die Stelle zu, von der die Schüsse kamen.
Nicholas Fortune hatte die letzten fünfzehn Jahre damit verbracht, grausame Zweikämpfe zu überleben, und er kroch durch Gelände, das besser für Reptilien geeignet war als für Menschen. Zweige zerrissen seine Kleidung und Piniennadeln zerstachen seine Haut, aber er spürte nichts davon. Er bewegte sich mit der durch Erfahrung erworbenen Lautlosigkeit und Geschwindigkeit, und er lauschte auf verräterische Geräusche, die ihm enthüllten, in welche Richtung sich der oder die Attentäter seit der Abgabe der Schüsse bewegt hatte.
Dann hörte er den unverkennbaren Klang von Schritten zu seiner Linken. Die Dämmerung senkte sich herab. Lautlos kniete er nieder, verborgen von einem Sumachbusch. Zu seiner Rechten atmete jemand, also waren es zwei. Es musste ihm gelingen, sie beide auf eine Seite zu bringen, sonst würde er in ein Kreuzfeuer geraten. Er wählte einige kleine Steine aus und warf sie mit einem schnellen Schwung aus dem Handgelenk vor den Mann zu seiner Rechten.
"Julio! Hier!" rief jemand und ging auf das Geräusch zu.
Julio knurrte und erschien direkt in Fortunes Schusslinie.
Ein Messerhieb genügte, um Julio niederzustechen. Rasch schob Fortune das Messer zurück und zog seine Pistole, gerade in dem Moment, als der andere durch das buschige Unterholz brach. Der Pistolero hob mit einem unterdrückten Fluch seinen Colt, doch ehe er abdrücken konnte, hatte Nicholas zweimal geschossen, und der zweite Attentäter stürzte zu Boden.
Nachdem Nicholas sich davon überzeugt hatte, dass beide Männer tot waren, bahnte er sich den Weg zurück zu Porfirio, der verdächtig still neben dem schwelenden Feuer lag. Er kniete nieder und untersuchte die Wunde in der Brust des Mannes, dann nahm er ein Taschentuch und presste es darauf, um die Blutung zu stillen.
"Keinen Sinn, es hat keinen Sinn", keuchte Econdidas und packte mit erstaunlicher Kraft Fortunes Arm. "Sie müssen Juarez erreichen und ihm mitteilen, was Sie mir berichtet haben.
Verhindern Sie das Attentat."
"Wo ist er? Wie kann ich ihn finden?" fragte Fortune.
"Gehen
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