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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shril Henke
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getan, um mir meinen Spitznamen zu verdienen, als Sie in Tacubaya getan haben. Sie vernichteten eine ganze Stadt und übergaben die Frauen an Ihre Männer. Ich führe Guerillakämpfer an, Söldner, die auf Plünderungen warten. Der Kaiser hat den Sold nicht gerade pünktlich gezahlt. Angeblich hatten die Juaristas zu viele Nachschubzüge überfallen."
    Der General machte eine abwehrende Handbewegung. "Ja, ja, schön und gut, aber Sie haben Ihre Arbeit so erfolgreich getan, dass die Juaristas einen Preis auf Ihren Kopf ausgesetzt haben.
    Die beinahe geniale Art und Weise, wie Sie Aranga hingerichtet haben, hat Diaz den Rest gegeben. Die beiden Männer waren alte Waffenkameraden. Ich fürchte, Diaz und seine Armee ziehen mit erschreckender Geschwindigkeit nach Norden, und er hat versprochen, persönlich für Ihre Hinrichtung zu sorgen."
    Lucero fluchte. "Bauernvolk! Ehe Diaz und seine elende Armee die Hauptstadt erreichen, werden wir Mexico mit einem Vermögen in Silber längst verlassen haben."
    "Colonel, ich sehe, dass ich deutlicher werden muss. Im Augenblick stellen Sie eine echte Gefahr dar. Sogar einige der anderen kaiserlichen Generäle würden Sie gern vor ein Erschießungskommando stellen. Es ist eine Sache, einen feindlichen General gefangen zunehmen - aber eine andere, ihn zu Tode zu foltern, jedenfalls für die zivilisierteren unter Maximilians Männern. Im Augenblick möchte ich, dass Sie sich an einen geheimen Ort zurückziehen. An einen Ort, an dem ich Sie erreichen kann, wenn die Zeit gekommen ist."
    "Ich weiß, dass der Kaiser mir verboten hat, an den Hof zu kommen." Luceros Miene war bitter. "Ich habe nicht erwartet, dass Sie mich verbannen wollen."
    "Kaum, mein Junge, kaum", erwiderte Marquez. "Ich brauche Ihre besonderen Fähigkeiten dringend. Der Schatz wird gut bewacht, und Ihre Männer sind nur Ihnen treu ergeben.
    Außerdem haben Sie die effektivste Gruppe der contre-guerillas.
    Ich würde es bedauern, wenn jemand Sie erwischt, ehe wir unser Ziel erreicht haben."

    Eine unheilschwangere Pause entstand. Dann zuckte Lucero gelassen die Schultern und entgegnete: "Na schön. Ich werde auf die Hazienda meiner Vorfahren zurückkehren und dort ein oder zwei Monate bleiben. Gott weiß, sie liegt abgelegen genug, um ein perfektes Versteck zu sein. Ich frage mich, wie mein Bruder und meine - oder vielleicht sollte ich sagen, unsere - arme kleine Braut auf meine Heimkehr reagieren werden."
    Das Jahr endete, und ein neues Jahr begann, ohne dass sich das Alltagsleben auf Gran Sangre sehr veränderte. Die Ernte war eingebracht und die Tiere gediehen, da nach dem reichlichen Winterregen frisches Grün in Hülle und Fülle spross. Nachdem Hermosillo und Guayamas endlich unter der Kontrolle der Juaristas standen, lag Sonora wieder in der gewohnten stillen Abgeschiedenheit da.
    Mercedes bereitete alles vor, um eine kleine Viehherde an einen Händler in Hermosillo zu verkaufen. Der Haushalt lief ohne Störungen. Aber jeder wunderte sich über die Abwesenheit des Patrons. Seine Gemahlin wirkte verloren, seit er vor über zwei Monaten davon geritten war. Niemand glaubte, dass er wieder zur kaiserlichen Armee gegangen war, aber man fragte sich, wann er wohl heimkehren würde.
    Nur Hilario nicht und auch nicht die Juaristas, die auf der Hazienda arbeiteten. Und auch nicht Mercedes. Sie hatte die Nachricht erhalten, dass er bei Juarez an der Grenze war, und dass jede Nachricht über seinen Tod erfunden war. Aber sie durfte mit niemandem sprechen.
    Mercedes saß in der Bibliothek und klammerte sich an seinen Brief. Sie hatte ihn gelesen und immer wieder gelesen, bis das Papier ganz zerknittert war. Er hatte unterschrieben mit "Dein Gemahl". Sonst nichts. "Es ist fast so, als könnte er es nicht mehr ertragen, weiterhin Luceros Namen zu benutzen", sagte sie leise.
    Wer war er, dieser Fremde, der auf der Seite ihrer Feinde kämpfte? Und in welche schreckliche Intrige war er verwickelt, die ihn von seinem Land fernhielt - dem Land, für das er hart gearbeitet hatte, um es vor der Zerstörung zu bewahren? Und jetzt war er fort.
    Wird er jemals zurückkehren? Der Gedanke, ihn zu verlieren, erschreckte sie, als sie die wenigen Sätze noch einmal überflog und versuchte, zwischen den Zeilen zu lesen.
    Meine liebste Mercedes,
    bitte verzeih mir, dass ich nicht sofort heimkomme. Ich hatte die Absicht, meine Geschäfte im Norden schnell abzuwickeln, aber es geht einfach nicht. Unseren Streit bei meiner Abreise bedaure ich sehr.

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