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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shril Henke
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trotz ihres unterschiedlichen Verhaltens. Ich versuchte, mir zu sagen, dass Lucero derselbe Mann sein musste, der Gran Sangre vor fünf Monaten verlassen hat. Aber nach dem Tod meiner Herrin wusste ich, dass es sich um zwei verschiedene Männer handelte. Und auch, dass der andere Anselmos illegitimer Sohn war."
    "Ich werde meine Liebe zu Nicholas nicht als Sünde beichten", sagte sie und kämpfte mit den Tränen, als sie bemerkte, dass er von ihrem Liebsten bereits in der Vergangenheit sprach.

    "Sie sind jetzt sehr aufgeregt. Sie sollten sich ausruhen - im Interesse des Kindes."
    "Ich werde nicht ruhen, bis Nicholas frei ist. Bitte sorgen Sie dafür, dass Rosario ihren Unterricht erhält." Sie hastete an ihm vorbei, ohne sich noch einmal umzusehen, und betrat den Stall.
    Ein Dutzend bewaffneter Vaqueros erwartete sie bereits, um sie auf dem langen Ritt nach Durango zu eskortieren.
    Nicholas schritt in der kalten grauen Zelle auf und ab, sorgfältig darauf achtend, den Kopf nicht zu heben, sonst würde er ihn sich an den spinnwebverhangenen Balken stoßen. Die alten Verliese stammten noch aus der Frühzeit der Kolonisierung durch die Spanier. Sie waren in einer Zeit gebaut worden, da Männer selten größer wurden als fünfeinhalb Fuß.
    Die dunklen Steinwände waren feucht und verbreiteten einen üblen Geruch. Ein kleines Fenster in der Ecke ließ etwas Sonnenlicht herein, das eine verfilzte Strohmatratze auf dem Boden beleuchtete, die er mit Kakerlaken und anderem Ungeziefer teilte. In der ersten Nacht war er aufgewacht, weil eine Ratte über seinen Fuß gehuscht war. Seitdem schlief er mit den Stiefeln.
    Er wusste nicht mehr, seit wie vielen Tagen er nun schon eingesperrt war. Ohne das Fenster hätte er nicht gewusst, ob es Tag oder Nacht war. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, seit er Mercedes den Brief geschickt hatte. Es war der einzige Außenkontakt gewesen, den man ihm erlaubt hatte, und er musste einen der Wachen mit seiner goldenen Uhr bestechen, damit der Brief abgeschickt wurde. Er hatte sich im Streit von seiner Geliebten getrennt. Sie fühlte sich betrogen, weil er sie ohne Angabe von Gründen verlassen hatte. Er hatte Angst gehabt, offen über seine Identität zu sprechen, aber jetzt bestand seine einzige Chance darin, dass Bart McQueen für ihn sprach.
    Und die einzige Möglichkeit, nach dem Amerikaner zu suchen, ging über Hilario und Gregorio.

    Er war gezwungen, das in einem Brief zu erklären, was er ihr persönlich hatte sagen wollen. Würde sie es verstehen? Würde sie ihm verzeihen? Diese Fragen beschäftigten ihn mehr als der Gedanke an seinen eigenen Tod. Er war ein Söldner, und er hatte dem Tod in den vergangenen fünfzehn Jahren viele Male ins Gesicht gesehen. Bei der Jagd nach Vargas hätte er um ein Haar sein Leben verloren. Aber der Gedanke, dass er sterben könnte, während Mercedes ihn hasste, weil er ein Hochstapler und Verräter war, schien ihm unerträglich.
    Verdammt, wo war McQueen? Der verdammte Bastard schien in den vergangenen acht Monaten überall aufgetaucht zu sein. Warum sah es ausgerechnet jetzt so aus, als wäre er vom Erdboden verschwunden? Das Schicksal eines Söldners war jetzt natürlich kaum noch von Bedeutung. Wenn er Benito Juarez richtig einschätzte - und er hatte ihn in der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft recht gut kennen gelernt -, würde auch Maximilian von Habsburg bald vor einem
    Erschießungskommando stehen.
    "Das ist wenig tröstlich", sagte er zu sich. Gerade in diesem Moment wurde die äußere Tür mit einem lauten Klacken geöffnet, und das Geräusch unterbrach seine melancholischen Betracht ungen. Ein leises Rascheln, wie von den Röcken einer Frau, kam näher, gefolgt von der Stimme des Wärters.
    "Sie haben eine halbe Stunde, dann kehre ich zurück." Er öffnete das rostige Schloss zu Nicholas' Zellentür und stieß sie auf. Das Quietschen des schweren Metalls hallte wider in dem stillen Raum.
    Mercedes dankte dem Mann mit leiser Stimme und betrat die Zelle. Sie trug ein elegantes violettes Reitkleid, das an den Seiten wegen ihrer Schwangerschaft weiter gemacht worden war, und sie sah trotz des Staubes nach dem langen Ritt einfach reizend aus. Ihr Gesicht wirkte blass in der Dunkelheit, und ihre Augen schienen riesig, als sie versuchte, ihn zu erkennen.
    "Nicholas?"

    Als er seinen Namen von ihren Lippen hörte, auch wenn ihre Stimme dabei zitterte, erwachte er wieder zum Leben. Sie war hier, die Frau seiner Träume, warm, wirklich, und sie rief

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