Wildes Blut
seinen großen schwarzen Hengst zum Trab an und ritt davon, ohne sich nur einmal umzudrehen.
Schluchzend sank Innocencia zu Boden, dann sah sie ihm nach, wie er allmählich aus ihrem Blickfeld verschwand. Nun waren ihre Tränen getrocknet, und sie kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Sie ballte die Hände zu Fäusten und schlug damit auf die harte Erde. "Es wird dir noch leid tun, dass du Innocencia nicht mitgenommen hast, Lucero. Sehr leid."
Gregorio Sanchez war überrascht, Don Luceros Geliebte in den Stallungen zu sehen. Sie schwenkte verführerisch die Hüften. "Er ist noch nicht einmal eine halbe Stunde fort und du suchst schon nach Ersatz", höhnte er.
"Schmeichle dir nicht, Juarista", entgegnete sie verächtlich.
"Ich bin aus geschäftlichen Gründen hier. Hast du hier im Norden von einem contre- guerilla gehört, den sie El Diablo nennen?"
"Nun, vielleicht habe ich das."
"Lucero Alvarado ist dieser El Diablo, der stets nur Schwarz trägt. Er reitet noch immer das große schwarze Pferd. Die Juaristas im Norden haben auf seinen Kopf einen Preis ausgesetzt. Er reitet nach Osten in Richtung Durango. Von San Ramos aus könntest du die republikanischen Soldaten in Ocampo informieren. Ich weiß, dass du zu ihnen gehörst."
"Don Lucero ist El Diablo? Das glaube ich nicht", stieß er hervor. "Das hast du nur erfunden, weil er dich verlassen hat."
"Deine Freunde bei den Juaristas sollen nach Durango telegraphieren und mitteilen, dass El Diablo in die Stadt kommt.
Sie werden ihn erkennen, wenn sie ihn sehen."
24. KAPITEL
Nicholas setzte sich behutsam auf. Himmel, alles tat ihm weh, Dr. Ramirez hatte recht gehabt damit, dass ihm das Reiten schwer fallen würde, aber noch ein paar Tage, und dann würde er zu Hause sein bei Mercedes. Er stöhnte über den Schmerz in seiner Seite, dann erhob er sich und begann, seine Habseligkeiten zusammenzupacken.
Er kampierte nicht gern am Straßenrand, wenn er allein unterwegs war. Der Norden war offiziell befriedet, aber es war noch immer gefährliches Gebiet, denn umherziehende Banden und Reste der contre-guerillas waren auf dem Weg zur amerikanischen Grenze. Dieser Teil der Straße führte durch unfruchtbares Land, so dass nicht einmal eine Bauernkate hier stand. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als auf offenem Gelände zu schlafen, verborgen hinter einigen Wacholderbüschen.
Er sattelte den schwarzen Hengst und saß vorsichtig auf, dann ließ er das Pferd zurück zur Straße traben. Gerade als er sich auf den schmalen, gewundenen Pfad durch die Berge begeben wollte, hörte er das unverkennbare Geräusch eines Gewehrhahns, der gespannt wurde. Ein hochgewachsener Reiter tauchte auf, gefolgt von einem Dutzend weiterer, die rasch einen Halbkreis bildeten. Die Männer trugen die schäbigen Uniformen der Armee der mexikanischen Republik, aber ihre Waffen waren glänzende Springfield-Gewehre der US-Army.
"Sind Sie Don Lucero Alvarado?" fragte der Lieutenant.
Ein ungutes Gefühl überkam Nicholas. Beinahe hätte er seine wahre Identität preisgegeben, aber zum Teufel, dies war Chihuahua, und die Nachricht darüber könnte nach Gran Sangre gelangen. Außerdem war es günstiger, ein Mexikaner zu sein und kein Amerikaner, der nur als kaiserlicher Söldner behandelt werden würde.
"Ja, ich bin Alvarado", erwiderte er misstrauisch. "Ich bin unterwegs nach Sonora, nachdem ich für Präsident Juarez gekämpft habe."
"Wir haben Zeugen in Durango, die klarstellen werden, für welche Seite Sie kämpften, Don Lucero", sagte der Lieutenant kühl.
"Sie halten mich für den contre-guerilla, den man El Diablo nennt?" fragte Fortune. Jetzt, da es zu spät war, erkannte er seinen Fehler.
"Sie haben zugegeben, Alvarado zu sein. Ich zweifle kaum daran, dass die Zeugen in Durango bestätigen werden, dass Sie El Diablo sind." Er wandte sich an seinen Corporal und bedeutete dem jüngeren Mann, den Gefangenen zu entwaffnen.
"Wenn Sie mich zurückbringen nach Chihuahua, kann ich Zeugen beibringen, die bestätigen werden, dass ich ein Juarista bin", gab er zurück, während man ihm die Waffen und Messer wegnahm und seine Hände an den Sattelknauf band.
Der Lieutenant gestattete sich ein Lächeln, das seine verrotteten Zähne entblößte. "Aber, Don Lucero, wir werden nach Durango reiten, und das liegt in der entgegengesetzten Richtung. Los jetzt."
In Mexico City herrschte Aufruhr. Bazaine und die französischen Truppen hatten im Februar den Rückzug angetreten. Einige Wochen
Weitere Kostenlose Bücher