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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shril Henke
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als müsste sie ersticken. Sie kämpfte gegen das Schwindelgefühl an, das sie überkam, als der Richter Margarita Olividad entließ. "Bitte, Euer Ehren, sie hat doch zugegeben, dass sie nicht bemerkt hat, ob ihr Angreifer die Narbe trug, die Nicholas Fortune zeichnet."
    "Wie kommt es, Dona Mercedes, dass Sie diesen Mann - sie nannten ihn, glaube ich, Nicholas Fortune - kennen, wenn er nicht Ihr Gemahl ist?" fragte der versitzende Richter, während seine beiden Kollegen sie mit einer Mischung aus Mitleid und Ungeduld ansahen.
    "Nein, Mercedes. Sag es nicht ..." Ein lauter Schlag mit dem Hammer brachte Nicholas zum Verstummen.
    In ihren Augen lagen so viel Liebe und Schmerz, dass er sich ergeben setzte, unfähig, sie an dem zu hindern, was sie ihrem Gefühl nach tun musste. Dabei würde sie die Schande vergeblich auf sich nehmen.
    "Sein Name ist Nicholas Fortune", sagte sie und wandte den Blick ab von ihrem Liebsten, um die Richter anzusehen. "Er kam im vergangenen Jahr nach Gran Sangre geritten und behauptete, Lucero Alvarado zu sein, der aus dem Krieg heimkehrte. Ich habe ihn als Luceros Gemahlin begrüßt, aber ich fühlte, dass er nicht der Mann war, den ich nur wenige Wochen lang gekannt hatte. Die Zeit verging, und ich erlangte Gewissheit. Dieser Mann ist freundlich, wo Lucero grausam war, gebildet und tolerant, wo Lucero voreingenommen und provinziell war. Nicholas spricht fließend Englisch und Französisch, sogar Deutsch. Mein Vormund hatte meine Heirat arrangiert. Sie hat weder mir noch meinem Gemahl zugesagt, der mich verließ, um in den Krieg zu ziehen, nachdem er mich drei Wochen lang mißhandelt hatte."
    Der Vorsitzende Richter zog die Brauen hoch, doch es war der zweite, der Zivilist, der fragte: "Wenn, wie Sie sagen, Ihr rechtmäßiger Gemahl Sie vor vier Jahren verließ - von wem erwarten Sie dann ein Kind?"
    Mercedes hob stolz den Kopf und sah ihn an, eine Hand schützend auf ihren Leib gelegt. "Dies ist das Kind von Nicholas Fortune."
    An dieser Stelle setzte Aufruhr ein, angeführt von dem Priester, der entsetzt ausrief: "Sie sagen, er ist nicht Ihr Gemahl, sondern Ihr Schwager, und dennoch haben Sie bei ihm gelegen!
    Das ist Blutschande!"
    Der Richter hämmerte ohne Erfolg, während alle Mercedes musterten, einige mit offener Feindseligkeit, wie der Priester, andere mitleidig, die meisten ganz einfach nur neugierig.
    Nicholas beobachtete sie mit zusammengepressten Lippen.
    Jedes Wort, mit dem sie verurteilt wurde, empfand er wie einen Stich ins Herz. Sie sah ihn mit Tränen in den Augen an und schüttelte den Kopf, um ihm zu zeigen, dass es ihr gleichgültig war, was sie sagten.
    "Ich bitte um Ruhe!" brüllte der Richter. Als die Ordnung wiederhergestellt war, fuhr Mercedes mit kräftiger, klarer Stimme fort: "Nicholas gab vor, mein Gemahl zu sein, und ich schwieg dazu - denn ich wünschte mir von ganzem Herzen, dass er es war."
    Ich liebe dich. Nicholas formulierte die Worte stumm in Englisch. Sie drängte die Tränen zurück und tat es ihm nach.
    "Es ist offensichtlich, dass diese Frau alles tun würde, um ihren Mann freizubekommen, sogar sich selbst erniedrigen", sagte der Zivilrichter zum Vorsitzenden.
    "Wir haben genügend Augenzeugen gehört, um sicher zu sein, dass er El Diablo ist", fügte der dritte Richter hinzu.
    "Nein! Sie begehen einen entsetzlichen Fehler! Er ist nicht El Diablo. Er unterstützt nicht einmal den Kaiser", schrie Mercedes verzweifelt. "Nicholas hat sein Leben für Präsident Juarez riskiert und wäre beinahe dabei gestorben. Er ist einer von Ihnen!"
    Ehe Mercedes weiter protestieren konnte, stand Nicholas auf.
    "Bitte, Liebste", sagte er.
    Sie sah zu ihm hinüber. Er wirkte so gelassen, dass sie sofort besänftigt war und wartete, was er wohl tun würde.
    Nicholas wandte sich den Richtern zu und sagte mit geduldigem Lächeln: "Sie sehen, dass meine Gemahlin mich sehr liebt - und dass sie über sehr viel Phantasie verfügt.
    Obwohl ich zugeben muss, dass ich während meiner Zeit bei den contre- guerillas Französisch und Englisch lernte. Aber ich bin noch immer derselbe, und sie ist meine Gemahlin. Und wir erwarten ein legitimes Kind, obwohl die Schande, mein Erbe zu sein, vielleicht schwerer zu tragen ist, als ein Bastard zu sein."
    Mercedes stand da und sah ihn an. Sie hatten alles verloren.
    Sie wusste es mit tödlicher Sicherheit, und die Tränen brannten in ihren Augen.

    Der Vorsitzende Richter bedeutete den Soldaten, die sie hierher eskortiert hatten, sie zu

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