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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shril Henke
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hinter ihm gestützt. Seine Augen waren beinahe geschlossen, aber keiner der Männer, die um den Tisch saßen, zweifelte daran, dass der criollo seinen Revolver oder sein Messer ziehen und ihn töten könnte, ehe er nach der eigenen Waffe greifen könnte. Was ihre Schnelligkeit und Treffsicherheit anging, waren Alvarado und Fortune in der Tat Brüder.
    Langsam verzog er seinen schön geschnittenen Mund zu einem Lächeln. Die Vorderbeine seines Stuhles berührten mit einem Schlag wieder den Lehmboden, und er beugte sich vor.
    "Ich glaube, El Diablo wird eine großartige Flucht direkt unter ihren dummen Juaristanasen inszenieren."
    Jörge erbleic hte, und Schmidt stieß auf deutsch einen Fluch aus. Jeder beobachtete ihn erwartungsvoll. "Warum willst du ihn retten? Wenn der gringo tot ist, können wir zu deiner Hazienda reiten und wie die Könige leben. Niemand wird uns verfolgen.
    El Diablo wird tot sein."
    Lucero sah Jörge spöttisch an. "Leben wie die Könige?"
    wiederholte er. "Willst du wirklich den Rest deines Lebens damit verbringen, Rinder einzulangen und wilde Pferde?
    Schwitzen und dir den Rücken krumm arbeiten wie ein gewöhnlicher Vaquero? So ist das Leben auf Gran Sangre. Hast du vergessen, wie langweilig es in Sonora ist, mein Freund? Das Tal des Yaqui liegt zwei Tagesritte von Hermosillo entfernt selbst wenn wir Silber genug hätten, um die Vergnügungen der Stadt zu kaufen, was nicht der Fall ist. Was mein Vater nicht verschwendet hat, haben die Franzosen und die Juaristas an sich genommen."
    Genaugenommen wusste Lucero, dass das nicht stimmte. Es gab den Viehbestand, den sie mit bescheidenem Gewinn verkaufen könnten, die Herden, die Nick zusammengetrieben hatte. Mercedes besaß noch immer etwas Schmuck, und es gab ein paar andere wertvolle Stücke auf der alten Hazienda. Aber nichts von alldem würde ihnen für lange Zeit genügen.
    Abgesehen vom Geld hatte Lucero den Staub von Gran Sangre schon vor fast fünf Jahren von seinen Schuhen geschüttelt.
    Damals hatte ihn das Leben im Hinterland von Sonora zu Tode gelangweilt. Nach seinem letzten Besuch erschien es ihm noch weniger reizvoll.
    Natürlich war da noch Mercedes. Er lächelte schief, als er daran dachte, dass sie ihm im Schlaf die Kehle durchschneiden würde, wenn er die ehelichen Rechte erneut geltend machte, auf die nun statt seiner Nick Anspruch hatte. Aber er wollte weder seine Gemahlin noch seine Hazienda zurückfordern. Seltsam war nur, dass er sich etwas anderes wünschte.
    Er wollte, dass Nicholas Fortune lebte. Wenn er je in seinem unglücklichen und gewalttätigen Leben einen Menschen getroffen hatte, der ihn verstand und dem er etwas bedeutete und der ihm etwas bedeutete -, dann war es sein Bruder. Er hatte den Boden verehrt, den die Füße des alten Anselmo berührt hatten, aber er hatte immer gewusst, dass der Don mehr an aguardiente und Hahnenkämpfen interessiert war als an seinem Sohn. Und was seine Mutter und den Priester betraf - sein Gesicht verfinsterte sich, als die Gedanken an diese beiden ihm durch den Kopf gingen.
    Nein, Nick war der einzige lebende Mensch, an dem ihm etwas lag, der einzige, der ihm je geholfen, der jemals Interesse an ihm gezeigt hatte. Er dachte an damals, als Nick ihn vor dem Mob in Tampico gerettet hatte. Nein, er konnte nicht zulassen, dass Nick starb.
    Vom mehr pragmatischen Standpunkt aus gesehen musste Lucero zugeben, dass Nick außerdem noch Freunde bei den Juaristas im Norden hatte und andere Verbindungen jenseits der Grenze. Er kam zu dem Schluss, dass sein Bruder ihm lebend weitaus nützlicher sein würde als tot.
    "Fortune aus diesem Steinhaufen von einem Gefängnis herausholen? Es wäre leichter, die Schlüssel des Heiligen Petrus zu stehlen und in den Himmel zu reiten", sagte Schmidt.
    Lucero grinste nur. Innerhalb kürzester Zeit hatte er einen Plan entworfen, den er seinen Männern mitteilte. "Wir schlagen morgen zu. Niemand wird mit einem Rettungsversuch rechnen, so wenige Stunden ehe El Diablo in den Tod geht. Zum Teufel, sie werden nicht erwarten, dass irgend jemand sich überhaupt für ihn interessiert. Zuerst beziehe ich meinen Posten. Dann wird Jörge das Zeichen geben ..."
    Lucero erklärte in groben Zügen eine Variante der Methode, die sie im vergangenen Jahr erfolgreich bei einer Serie von Raubzügen angewandt hatten. Wieder einmal begann der vertraute Reiz der Gefahr seine Wirkung auf ihn auszuüben.
    Heilige Jungfrau, wie sehr er es liebte, die anderen zu überlisten, egal,

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