Wildes Blut
bezeichnet hatte.
Aber jetzt war alles anders. Sie konnten nicht ungerührt bleiben. Ein Teil von ihr war angespannt und sehnte sich nach seinem Kuss. Aber er überraschte sie, indem er sie losließ.
Verwirrt taumelte sie zurück.
"Heute Abend", flüsterte er leise.
War das eine Drohung oder ein Versprechen? Sie war nicht sicher, was er eigentlich beabsichtigte - oder was sie selber dabei empfand.
5. KAPITEL
Nicholas sah, wie sie vor ihm zurückwich. Noch immer atmete sie stoßweise. Ihre wundervollen Brüste hoben und senkten sich schnell, dann zwang sie sich zur Ruhe. Er lächelte sie mit der Lucero eigenen Nonchalance an und hob in spöttischer Ergebenheit beide Hände. "Du siehst, wie es um uns steht, Geliebte."
"Ich sehe, dass du noch immer derselbe brünstige Hengst bist, der kein weibliches Wesen zwischen vierzehn und vierzig in Ruhe lassen kann", gab sie böse zurück. Dann hätte sie sich am liebsten die Zunge abgebissen. Es war falsch, seinen Zorn zu erregen.
Aber er überraschte sie, indem er leise lachte, den Revolvergurt von der Schulter nahm und ihn über die Trennwand von Peltres Box warf. Danach griff er an seinen Oberschenkel und löste das Lederband der Messerscheide, die er neben den Gurt legte.
Als er sich wieder zu ihr umdrehte, zuckte er die Achseln.
"Siehst du? Ich bin dir gegenüber vollkommen wehrlos."
"Seit dem Tage deiner Geburt warst du niemals wehrlos!"
"Das stimmt ganz und gar nicht, Mercedes. Als ich ..." Er unterbrach sich, erschrocken über das, was er beinahe gesagt hätte. Großer Gott, was war nur los mit ihm? Diese Frau raubte ihm jegliche Vernunft. Beinahe hätte er ihr von der ganzen Charade erzählt und wieder als besitzloser Bastard geendet, der für jeden käuflich war. Nimm deinen Verstand zusammen. Spiel Lucero, verdammt!
Sie bemerkte seinen Zorn, aber ehe sie sich noch fragen konnte, was der Auslöser dafür gewesen sein mochte, lächelte er wieder auf die alte verhasste, laszive Weise. Er zog das feuchte, faltige Hemd über seine breiten Schultern, und sie stellte fest, dass sie sich nervös die Lippen leckte und schluckte, während sie das Spiel der Muskeln unter dem dünnen weißen Leinen betrachtete. "Ich werde mich um das Essen und dein Bad kümmern", erklärte sie so würdevoll, wie es ihr nur möglich war, und wandte sich ab, ehe er noch mehr Peinliches sagen konnte.
Er rief ihr nach: "Vergiss nicht dein eigenes Bad, Mercedes."
Ihr Rücken versteifte sich ein bisschen, aber ihr Schritt verlangsamte sich nicht.
Wenn er der brünstige Hengst war, als den sie ihn bezeichnet hatte, dann war sie eine elegante kleine Stute - seine elegante kleine Stute. Heute Abend ist genau richtig, sagte er zu sich, als er den Stalljungen herbeirief und ihn anwies, Peltre zu füttern und dann die Waffen ins Haus zu bringen.
Als er die Stufen zur Eingangshalle hinaufgegangen war, pfiff er vor sich hin, aber dann bemerkte er die schmale dunkle Gestalt des Priesters, der quer durch die Halle auf ihn zukam.
Verdammt, was wo llte Sofias Beichtvater von ihm? Er dachte an Hilarios blasphemische Scherze und lächelte, als er den älteren Mann begrüßte. "Pater Salvador, Sie wünschen mich zu sehen?"
"Ich bin froh, dass Sie zurückgekehrt sind. Es handelt sich um etwas Dringendes. Ein Reiter aus Hermosillo brachte heute Nachmittag dies für den Patron." Er gab Nicholas einen Umschlag, dessen Siegel aufgebrochen war.
Fortune betrachtete stirnrunzelnd das zweigeteilte Siegel und öffnete den Brief. Er war an Don Anselmo gerichtet. Der Priester erklärte hastig: "Da er an Don Anselmo adressiert ist und Sie nicht da waren, sah ich es als meine Pflicht an, nachzusehen, ob ich etwas ausrichten könnte."
"Der Reiter - hat er gewartet?" fragte Fortune und entfaltete das einfache, billige Blatt.
"Nein. Die Ursulinen haben ihn nur dafür bezahlt, dass er auf dem Weg nach Durango dies hier abgab", antwortete der Priester nervös und sah zu, wie der Patron das engbeschriebene Schriftstück überflog.
Edler Herr,
wie Sie wissen, haben wir uns seit viereinhalb Jahren um das Kind gekümmert, das Sie uns schickten, zusammen mit der Mutter Rita Herrera, die in der Küche des Konvents arbeitete.
Ich bedaure, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Senorita Herrera an der Cholera erkrankte und in der vergangenen Woche heimkehrte in das Reich Gottes.
Wir würden Rosario gern weiterhin bei uns behalten. Sie ist ein fröhliches und hübsches kleines Mädchen, aber die Epidemie, die ihre Mutter
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