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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shril Henke
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dahinraffte, hat auch viele meiner Schwestern in Christo geraubt, so dass unser Konvent in diesen wirren Zeiten unterbesetzt zurückblieb. Daher muss ich Sie zu meinem Bedauern bitten, das Kind Ihres Sohnes abzuholen und dafür zu sorgen, dass es an einem anderen Ort aufgezogen wird.
    Mir ist die delikate Natur dieser Angelegenheit bewusst, dennoch wage ich es, Ihnen vorzuschlagen, den Konvent zum Heiligen Kreuz in Guayamas um Hilfe zu bitten, der bisher noch nicht vom Krieg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Mutter Oberin Maria Agnes würde es sicher sehr begrüßen, wenn ein kleines Geldgeschenk das Kind begleitete. Wenn ich bis Ende des Monats keine Nachricht von Ihnen erhalte, sehe ich mich gezwungen, Rosario nach Gran Sangre zurückzuschicken.
    Das Ende des Briefes mit dem förmlichen Titel und der Unterschrift verschwamm vor seinen Augen. Er drückte ihn zu einem kleinen Ball zusammen, während seine Gedanken sich überschlugen. Ein Kind. Sein eigen Fleisch und Blut, seine Nichte, und Lucero hatte sie und ihre Mutter nicht einmal erwähnt! Natürlich - so, wie Lueero über Frauen dachte, erschienen ihm ein entlassenes Dienstmädchen und sein illegitimes Kind sicher keinen weiteren Gedanken wert. Er war eben ganz und gar der Sohn seines Vaters.
    Der Säugling und seine Mutter waren nach Hermosillo gebracht worden, als die letzten Vorbereitungen für die Verlobung von Mercedes Sebastian und Lucero Alvarado im Gange waren. Don Anselmo hatte beschlossen, die peinliche Tatsache, dass sein Sohn einen Bastard gezeugt hatte, aus der Welt zu schaffen - aber warum hatte er sich diese Mühe gemacht, wenn er doch zuließ, dass sein Sohn sich so öffentlich mit Innocencia vergnügte, vor den Augen seiner Braut? Finster erkannte Nicholas, dass der alte Mann ganz einfach nicht in der Lage war, Lucero zu beherrschen. Sonst hätte er seinem einzigen Sohn und Erben niemals erlaubt, in den Krieg zu ziehen, ehe er seine Pflicht erfüllt hatte.
    Pater Salvador hustete höflich. "Was werden Sie tun, Patron?
    Ihre Frau Mutter wäre sehr erregt, wenn dieses Kind hier in aller Öffentlichkeit ankommen würde."
    "Dieses Kind ist ihre Enkeltochter", sagte Fortune kühl.
    "Dieses Kind stammt von einer sündigen jungen Frau ab, mit der Sie sich vor Gott und Ihrer Familie amüsierten", erklärte Pater Salvador. "Als sie mir ihre Sünden beichtete, wollten Sie von ihr nichts mehr wissen. Gewiß hat sich das nicht geändert.
    Ich werde nach Hermosillo reiten und sie nach..."
    "Nein!" unterbrach Nicholas zornig, dann unterdrückte er seine Wut und fuhr mit ruhiger Stimme fort: "Sie werden gar nichts tun. Ich hatte ohnehin vor, wegen geschäftlicher Angelegenheiten in die Stadt zu reiten. Ich werde mich um meine Tochter kümmern."

    Der ungläubige Ausdruck auf dem Gesicht des Priesters zeigte, wie wenig eine solche Äußerung zum Charakter eines Mannes wie Lucero Alvarado passte. Ahnte er, dass Nicholas ein Hochstapler war? Er hatte Lucero gekannt, seit der Halbbruder ein Kind gewesen war, obwohl dieser keinen Hehl daraus gemacht hatte, dass er den Pater nicht mochte und sich stets in der größtmöglichen Entfernung von ihm zu halten pflegte.
    Nein, der verkniffene alte Priester mochte ihn nicht, aber das war für Nicholas nur von Vorteil, denn Pater Salvador erwartete, dass der Patron sich skandalös verhielt. Lächelnd schob er sich an dem Geistlichen vorbei, als wäre ihm das alles vollkommen gleichgültig.
    Während er sich zum Dinner umzog, fühlte Nicholas sich dennoch alles andere als sorglos. Wenn er Rosario nach Hause holte, dann würde er nicht nur Dona Sofias Zorn erregen, sondern auch Mercedes in eine peinliche Situation bringen.
    Ganz unbeabsichtigt hatte sie schon eingestanden, wie sehr die Affäre ihres Gemahls mit Innocencia sie beschämt und verletzt hatte. Wenn er den lebenden Beweis für sein ausschweifendes Leben hierher brachte, um Rosario als sein eigenes Kind auf zuziehen, dann würde er ohne Zweifel eine Mauer zwischen sich und ihr errichten, die er niemals überwinden könnte.
    Und er wollte die Widerstände dieser stolzen und einsamen Frau überwinden, die seine Gemahlin geworden war. Seine Gemahlin. Wann hatte er angefangen, sie nicht mehr als Luceros Frau anzusehen? Von dem Augenblick an, da du sie zum ersten Mal gesehen, ihren Lavendelduft eingeatmet und erkannt hattest, dass du dich, was ihre Leidenschaftlichkeit betraf, getäuscht hattest.
    Verdammt. Was sollte er wegen Rosario unternehmen? Sollte er dem

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