Wildes Blut
unwillkürlich die Hüften hob, lächelte er.
Mercedes presste die Lippen zusammen, während Tränen hinter ihren Lidern brannten. Heilige Jungfrau, wie sehr sie ihn begehrte! Was machte er nur mit ihr? Sie wusste, wenn sie sich seiner süßen Folter unterwarf, dann würde sie ihre Selbstachtung verlieren, ihre so schwer errungene Unabhängigkeit, vielleicht sogar ihr Seelenheil.
"Wir zeugen ein Kind. Mehr ist nicht dabei", entgegnete sie entschieden, während sie sich verzweifelt wünschte, er würde die Laken über ihren nackten Leib breiten, sich auf die Seite drehen und einschlafen. Aber das tat er nicht. Statt dessen fühlte sie seinen Atem sacht an ihrer Wange, als er lachte. Ein Lachen, das seltsam traurig klang.
"Du sprichst wie ein braves Mädchen, das in einem Kloster erzogen wurde. Aber da ist noch mehr, viel mehr, Mercedes. Ein Vergnügen, das sich selbst deiner so regen Vorstellungskraft entzieht. Aber nur, wenn du dir diese Erfahrung gestattest.
Traust du dir das zu?"
"Ich dachte, du wolltest deine Pflicht gegenüber Gran Sangre erfüllen und mit mir einen Erben zeugen. Danach kannst du mich aus deinem Bett entlassen."
"Also, endlich gibst du es zu - wenigstens einen Teil deiner Ängste."
"Ich kenne meine Pflicht. Ich habe keine Angst davor, Kinder zu gebären."
"Aber du hast Angst, dass ich dir zeige, was Leidenschaft ist
- eine Leidenschaft, die ich anheizen kann, bis du mein Kind in dir trägst. Dann könnte ich dich in Ruhe lassen. Nicht wahr, Geliebte?"
"Du wirst mich verlassen, sobald ich ein Kind erwarte. Du wirst dein Vergnügen woanders suchen, wenn ich dich nicht mehr befriedigen kann ..." Ihre Stimme versagte, als ihr bewusst wurde, was sie da gesagt hatte.
"Eine Schwangerschaft hindert eine Frau nicht, ihren Mann zu lieben. Glaub mir, ich sah genug Soldatenfrauen während des Krieges, um darüber Bescheid zu wissen."
"Du magst keine formlosen, hässlichen Frauen, Lucero", warf sie ihm vor. Je mehr sie sagte, desto schrecklicher klang es - wie bei einem eifersüchtigen, zänkischen Weib, wirklich bemitleidenswert!
"Wie kommst du darauf, dass ich eine Frau, die mein Kind trägt, unattraktiv finden könnte?" Die Frage überraschte ihn selbst. Niemals hatte er die gewölbten Leiber der soldaderas anders als mitleidig anschauen können. Reiche Damen, die guter Hoffnung waren, erschienen nicht einmal in der Öffentlichkeit.
Ganz gewiss hätte er sich niemals mit einer von ihnen eingelassen, selbst wenn sich die Möglichkeit dazu ergeben hätte.
Tatsächlich hatten seine eigene uneheliche Geburt und seine schwere Kindheit ihn sehr sorgfältig darauf achten lassen, dass seine Geliebten nicht von ihm empfingen. Er wollte nicht, dass ein unschuldiges Kind so verachtet und mißhandelt aufwachsen musste wie er selbst. Aber der Gedanke, dass Mercedes - seine Gemahlin - sein Kind erwartete, gefiel ihm. Und das erschreckte ihn.
Zum erstenmal hob Mercedes den Kopf und sah ihm in die Augen. Sie spürte die unterschwellige Unsicherheit, die von ihm ausging. "Offensichtlich fandest du Rosarios Mutter nicht mehr so interessant, nachdem du sie geschwängert hattest", fuhr sie ihn an.
"Lass es mich anders formulieren", sagte er und verfluchte Lucero einmal mehr. "Wie kommst du darauf, dass ich dich unattraktiv finden könnte, wenn du schwanger bist?"
"Vielleicht bin ich unfruchtbar, und wir werden es niemals erfahren. Der Himmel weiß, dass du dir in den vergangenen Monaten oft genug vergebliche Mühe gemacht hast."
"Würde es dich bekümmern, wenn du mir keine Kinder gebären könntest?"
"Es könnte eine Annullierung der Ehe bedeuten. Freiheit für dich. Vielleicht wäre es das wert", gab sie zurück. Sie bemühte sich, leichthin zu sprechen, doch es gelang ihr nicht. Nicholas wusste, dass sie Kinder liebte und in dem Glauben erzogen worden war, die Hauptaufgabe ihres Lebens darin zu sehen, ihrem Mann Erben zu schenken. Er wusste, wie sehr sie leiden würde, wenn sie unfruchtbar war.
"Lügnerin", flüsterte er. "Ich würde dich nicht aufgeben, selbst wenn du unfruchtbar wärst, was ich stark bezweifle. Ein paar Monate sind zu kurz, um so etwas zu beweisen. Ich glaube fest daran, dass ich innerhalb eines Jahres sehen werde, wie dein kleiner Bauch sich rundet."
Er neigte den Kopf und küsste sie leidenschaftlich. "Du bist meine Gemahlin, und ich gebe niemals auf, was mir gehört."
Mercedes stand da und sah Lucero und seinen Vaqueros im fahlen Licht der aufgehenden Sonne zu. Er ritt Peltre
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