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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shril Henke
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lachte leise, als er ihre Hand nahm und einen Kuss darauf hauchte. "Und wie kommst du darauf, dass ich nichts wusste?
    Ich habe viele Jahre im Krieg überlebt, weil ich die Anwesenheit des Feindes hinter mir spürte, sogar im Schlaf, immer und überall. Außerdem hat dein Parfüm dich verraten."
    "Bin ich dein Feind, Lucero?" Sie hielt seinem kühlen, zynischen Blick stand, während er ihre Hand losließ.
    "Bist du es? Ich weiß es nicht. Ehe ich fortging, gab ich dir gute Gründe, mich zu hassen - aber vielleicht gelingt es mir jetzt, deine Meinung zu ändern."
    Sie spürte die leichte Berührung seiner Fingerspitzen an ihrer bloßen Schulter. Sie hatte vergessen, wie groß er war, und musste den Kopf heben, um ihn anzusehen. Er roch sehr männlich, sauber, nach Rasierseife und teurem Tabak.
    "Du hast früher niemals Zigaretten geraucht", sagte sie und hätte sich sogleich für diese unbedachte Bemerkung, die so viel vertrauter klang, als sie es beabsichtigt hatte, am liebsten auf die Zunge gebissen. Sein Atem streifte warm ihre Wange, als er lachte, ein tiefes, boshaftes Lachen, das zugleich rau und samtweich war.
    "Eine meiner vielen neuen Gewohnheiten, die ich in den Jahren als Söldner angenommen habe. Ich fürchte, du wirst mich sehr verändert finden."
    Sie musste sich seiner Nähe entziehen. "Bufon hat deine
    Veränderung bereits bemerkt. Früher hasste er dich." Während sie sprach, hatte sie sich an ihm vorbeigedrängt und ging zum Klingelzug.
    "Wir waren damals beide noch sehr jung", entgegnete er leichthin. Mit wenigen Schritten stand er hinter ihr und ergriff ihre Hand, als sie den Arm hob, um nach Angelina zu läuten.
    "Ich hoffe, dich genauso leicht für mich zu gewinnen wie ihn."
    Mercedes zwang sich dazu, nicht zurückzuzucken, doch in ihrem Innern begann ein Beben, das sich bis in ihre Arme und Beine fortsetzte. Sie entzog ihm ihren Arm und bemerkte dabei, wie zart und bleich ihre Finger neben seiner kräftigen dunklen Hand erschienen. "Das klingt, als hättest du die Absicht, mich zu umwerben. Dies wird keine einfache Aufgabe sein, Lucero. Ich bin kein Haustier, das seinen Herrn mit einem Schwanzwedeln begrüßt." Ihr Ton war scharf, und plötzlich ärgerte sie sich über die Art, wie sie auf ihn reagierte.
    Er lachte leise. "Nein, kein Haustier, das nicht. Aber du bist meine rechtmäßig angetraute Gemahlin. Und was das Schwanzwedeln betrifft - ich bin sicher, dass dazu ein Kraulen hinter den Ohren nicht ausreicht."
    "Deine Unverschämtheit hat sich nicht geändert", sagte sie schroff.
    "Im Gegensatz zu deiner Schüchternheit."
    "Du hast ein unerfahrenes Mädchen zurückgelassen, das nichts von der Welt wusste." Sie hob den Arm und zog energisch am Glockenstrang. "Der Krieg hat me inen
    Überlebenswillen genauso gestärkt wie den deinen."
    Wieder lachte er leise. "Ich wette, du hast recht gut gelernt zu überleben."
    "Lass mich dir über den Krieg hier im Norden erzählen. Die Franzosen mögen Hermosillo beherrschen, aber sie können die länd lichen Gegenden außerhalb der Stadt nicht halten. Wir sind der Gnade der Juarista-Guerillas ausgeliefert - und auch den contre-guerillas", fügte sie voller Bitterkeit hinzu.

    "Ich weiß nur zu gut, was kaiserliche Truppen im Süden angerichtet haben. Ich fürchtete, dass Gran Sangre bei meiner Rückkehr nicht mehr stehen würde, aber es war noch da."
    "Das ist nicht dir zu verdanken - und auch nicht deinem Vater. Komm, lass uns die letzte Flasche von dem guten französischen Wein öffnen, während ich berichte, was aus unserem einst so großen Anwesen geworden ist."
    Wie auf ein Zeichen hin betrat Angelina den Speisesaal und brachte eine Flasche und zwei kristallene Weinkelche. Stumm stellte sie das Tablett auf die Anrichte und zog sich nach einem Nicken von Mercedes zurück.
    "Du erlaubst?" Er nahm die Flasche und betrachtete sie.
    "Mein Vater hatte einen ausgezeichneten Geschmack", sagte er, goss die rubinrote Flüssigkeit in die Gläser und reichte ihr eines.
    "Dein Vater hatte in diesen letzten Jahren kein Geld, um nach seinem ausgezeichneten Geschmack zu leben, aber das hinderte ihn nicht, so verschwenderisch wie immer zu sein." Das milde Aroma prickelte auf ihrer Zunge, und die Erinnerungen an die letzten Jahre kehrten zurück.
    Er hob sein Glas, um ihr zuzutrinken, und mus terte sie über den Rand hinweg mit verlangenden Blicken. "Ich nehme an, dass nicht allein der Weinkeller geplündert wurde. Hilario erzählte mir von dem Viehbestand. Was ist

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