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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shril Henke
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Augen, als sie auf ihre zierliche Herrin hinabsah. Das Leben hatte Dona Mercedes übel mitgespielt, aber die junge Patrona war so zäh wie Präriegras. Nur Don Lucero konnte diesen gehetzten Blick in ihr Gesicht zurückbringen. "Sie haben sich beide verändert mit den Jahren. Vielleicht wird es jetzt besser gehen", sagte sie sanft.
    "Lo del agua al agua", entgegnete Mercedes resigniert. "Es gibt ein paar Dinge, die sich niemals ändern werden, Angelina."
    Dann reckte sie eigensinnig das Kinn. "Sag bitte Lupe, dass sie mir das grüne Seidenkleid bereitlegen soll, wenn sie den Tisch gedeckt hat."
    Elegant und geschäftsmäßig, so würde sie die Sache handhaben. Wenn Lucero ihrer Bitte nur zustimmte! Was mache ich, wenn er ablehnt?

2. KAPITEL
    Lucero betrat den großen Speisesaal und ließ seinen Blick über den gedeckten Tisch schweifen, der in goldenes Kerzenlicht getaucht war. Zwei Gedecke standen bereit, das seine am Kopf der Tafel, Für sie war zu seiner Rechten gedeckt worden, nicht am entgegengesetzten Ende der massiven Eichenplatte, die mindestens zwanzig Fuß maß. Gut so.
    Zumindest würden sie sich nicht anschreien müssen, um sich zu verständigen.
    Er ging im Zimmer umher und sah durch das große Fenster, das fast die ganze Wandbreite einnahm und einen herrlichen Blick auf die Gärten und den Springbrunnen im Innenhof gestattete. Unter der hohen, gewölbten Decke verliefen dicke Balken aus dunkler Eiche. Ein schwerer Kronleuchter hing vom mittleren Balken herab, aber die Kerzen waren nicht entzündet.
    Bei näherer Betrachtung stellte er fest, dass die Kerzen in den silbernen Leuchtern auf dem Tisch aus Talg selbst hergestellt waren und nicht aus dem teuren importierten Spermazeti bestanden, das gewöhnlich benutzt wurde. Die leinenen Tischtücher, frisch gemangelt und strahlend weiß, waren verschlissen, und das goldene Besteck mit dem Wappen der Alvarados fehlte. An seiner Stelle hatte man ein altes Silberbesteck ausgelegt.
    Mercedes stand in der Tür und beobachtete Luceros stumme Untersuc hung. Wie erschreckend vertraulich diese beiden Gedecke wirkten. Vielleicht hätte sie Lupe anweisen sollen, für sie am anderen Ende des Tisches zu decken. Nein, das wäre feige, rief sie sich zur Ordnung.
    Sie betrachtete ihren Gemahl eingehend. In seinem eleganten schwarzen Anzug mit den silbernen Streifen an den Hosennähten, die sich auf so skandalöse Weise an seine langen, muskulösen Schenkel schmiegten, wirkte er entschieden zu vornehm für die schäbige Tafel. Die kurze Jacke spannte über seinen Schultern, deren Breite durch die silbergraue Schärpe um die schmale Taille noch betont wurde. Silbergrau, genau passend zu seinen Wolfsaugen, deren Blick sie fürchtete. Er bewegte sich mit unbewusster Anmut, so arrogant und von sich selbst eingenommen, wie er es immer gewesen war.
    Und doch grab es einen Unterschied zu früher. Etwas, das sie nicht erklären konnte, eine kleine Nuance, die ohne Zweifel die Jahre seiner Abwesenheit hervorgebracht hatten, die Zeit, in der sie beide herangereift waren und sich in verschiedene Richtungen entwickelt hatten. Ja, das musste es sein. Oder wünschte sie es sich nur, weil diese Vorstellung zu dem Vorschlag passte, den sie ihm unterbreiten wollte?
    Er strich mit den Fingern durch sein tintenschwarzes Haar und schob eine Locke aus der Stirn. Sie kannte diese Geste noch von ihrer ersten Begegnung her. Dann wandte er sich langsam um und sah sie an.
    "Wie lange willst du mich noch anstarren, ehe du den Mut hast, mich anzusprechen, Liebste?" Ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als er auf sie zukam. Er musterte sie vom Scheitel bis zur Sohle, und es verschlug ihm den Atem. Gott im Himmel, wie reizend sie war! Die glänzenden goldenen Locken wurden von Schildpattkämmen gehalten. Das tiefgrüne Seidenkleid bauschte sich leicht um die Hüften, betonte so die unglaublich schmale Taille und schmiegte sich wie eine Liebkosung um die sanfte Rundung ihrer Brüste, die sich aus dem tiefen Ausschnitt ihres Mieders wölbten.

    "Grün steht dir." In dem stillen Raum klang seine Stimme heiser. "Zu den meisten Frauen passt diese Farbe nicht."
    "Ich bin nicht wie die meisten Frauen", entgegnete sie tonlos.
    Sie wollte nicht wie erstarrt dastehen, und sie wollte auch nicht zurückweichen. Statt dessen trat sie vor und sah ihn an. "Und ich brauche keinen Mut, um dich anzusprechen. Ich habe es nur vorgezogen, dich zu beobachten, solange du nichts von meiner Gegenwart wusstest."
    Er

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