Wildes Blut
bloßen Händen zu zerreißen.
"Du brauchst ... mein Messer", sagte Nicholas. Er spürte ein Schwindelgefühl, und sein Bewusstsein vernebelte sich.
Sofort ging sie zu der toten Raubkatze und zog das Messer aus der klaffenden Wunde. Ohne auf die blutverkrusteten Ränder zu achten, begann sie, systematisch in ihre Röcke zu schneiden, bis sie einen langen Stoffstreifen abgetrennt hatte.
Er fühlte, wie ihre Hände zitterten, als sie die behelfsmäßigen Bandagen um seinen Arm wickelte. Ein stechender Schmerz brachte ihn wieder zur Besinnung, als sie den Stoff festzog. Er unterdrückte einen Fluch. "Nur die Ruhe, dann kannst du vielleicht vollenden, was die Bestie begonnen hat."
"Du bist verrückt - zu versuchen, einen Puma mit einem Messer zu töten!" erwiderte sie. Sein Blutverlust war besorgniserregend.
"Ich habe es nicht versucht, ich habe es geschafft. Das und einiges andere", sagte er und streckte die Hand aus, um ihre Wange zu streicheln. "Wenn ich das Tier nicht besiegt hätte, dann hättest du Bufon erschossen. Ein armseliger Lohn dafür, dass er dein Leben rettete."
Bei der Erwähnung seines Namens hob der zottige Hund den Kopf und winselte.
"Wenigstens bedankt er sich", fügte Nicholas hinzu und lächelte sie mit schmerzverzerrtem Gesicht an. Großer Gott, wie blass und verstört sie aussah. Ihre Augen leuchteten wie geschmolzener Bernstein, als sie ihn anblickte, zornig und verängstigt, weil er sein Leben auf diese Weise riskiert hatte.
"Lieg still, damit die Blutung aufhört", sagte sie leise.
"Es besteht kein Grund für soviel liebevolle Fürsorge. Ich habe schon weit schlimmere Verletzungen davongetragen und es auch überlebt."
"Ich habe die Narben gesehen, Lucero", sagte sie und schauderte.
Beide hockten sie auf dem harten, staubigen Boden, zusammengekauert, und sahen einander tief in die Augen, und jeder las darin mehr, als der andere preisgeben wollte.
"Du musst furchtbare Schmerzen erleiden", sagte sie.
"Zuerst tut es nie besonders weh. Der Schock, nehme ich an", entgegnete er. Seine Zähne begannen zu klappern. "Trotzdem wird mir allmählich verdammt kalt."
Mercedes hatte nur ihren Körper, um ihn zu wärmen, und sie umarmte ihn. Dabei versuchte sie, ihm keine weiteren Schmerzen zuzufügen. Er fühlte ihren warmen Atem an seinem Hals und den Lavendelduft ihres Haares. Er streckte seinen unverletzten Arm aus und streichelte die seidenweichen Locken, die wie ein Schleier um ihre Schultern fielen.
Die sanfte Berührung ließ sie erschauern, aber bei ihr lag es nicht an der Kälte, ganz und gar nicht. "Danke für Bufon", sagte sie leise.
"Ich hoffe nur, dass er es schafft", ent gegnete Nicholas.
"Er wird es schaffen. Ihr werdet es beide schaffen", entgegnete sie und strich über seine Stirn, die trotz der Nachmittagshitze plötzlich kalt geworden war.
"Patrona!" Sie hörte Hilarios Stimme über das Klappern der Pferdehufe hinweg, als er und Gregorio zu ihnen ritten. "Wir fanden Ihr Pferd am Eingang zur Schlucht, und da wussten wir, dass etwas Entsetzliches passiert sein musste. Ich habe Ramon um Hilfe geschickt."
Mercedes fühlte sich auf einmal schwach vor Erleichterung und hob den Kopf. "Der Patron ist verletzt. Kannst du ihn bewegen, ohne dass die Blutungen wieder beginnen?"
"Ich kann reiten", sagte Nicholas benommen und versuchte, sich aufzusetzen. Die Erde schien sich um ihn herum zu drehen, und er sank zurück in die Arme seiner Frau.
"Ich werde eine Trage bauen", sagte Gregorio. Er saß ab und begann, die Decke an seinem Sattel abzurollen.
Innerhalb weniger Minuten kamen noch mehr Reiter an. Sie trugen den nun bewusstlosen Patron und den großen Hund zurück zu dem Haus, in dem Angelina mit Rosario wartete.
Rosario lief hinaus, um sie zu begrüßen, und Tränen strömten über ihre Wangen. "Wird mein Papa wieder gesund? Und Bufon?"
"Ja, Kind, aber du musst nach oben in dein Zimmer gehen, während wir sie versorgen", sagte Angelina ruhig. Dann gab sie den Männern Anweisungen, dass sie den Patron nach oben und den Hund in die Küche bringen sollten.
"Hilario, ein Reiter soll den Doktor aus San Ramos holen", befahl Mercedes, dann wandte sie sich an die Köchin. "Bereite kochendes Wasser und kümmere dich so gut du kannst um Bufon. Wenn das Wasser fertig ist, schick es zu mir hinauf. Lass Lupe sauberes Leinen für die Verbände holen und bring sie sofort zu mir."
Sie wandte sich ab und folgte der Trage, auf der Lucero noch immer bewusstlos lag. Auch jetzt noch spürte
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