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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shril Henke
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sie das süße Prickeln seiner Berührung, doch dann verdrängte sie den Gedanken an die wilde Leidenschaft. Darüber wollte sie später nachdenken, wenn ihre Zeit es erlaubte - falls sie den Mut dazu hatte.
    Wage es nicht, zu sterben, mein Gemahl, flehte sie im stillen.
    Er war in der Tat ihr Gemahl, dieser Mann, der sein Leben gewagt hatte für sie und ihren geliebten Hund. Er war ihr Beschützer und ihr Geliebter. Sie würde nicht zulassen, dass er starb.
    Mercedes lehnte sich zurück und strich sich mit dem Unterarm Schweißperlen und eine Locke aus der Stirn. Dabei ließ sie ihren bewusstlosen Gemahl, der reglos auf dem Bett lag, nicht aus den Augen. Sie hatte all ihre Kenntnisse auf dem Gebiet der Heilkunst benötigt, die sie von den Nonnen und durch die Erfahrung als Patrona auf einer abgelegenen Hazienda in den vergangenen Jahren gelernt hatte. Die Wunden an seiner linken Schulter waren tief und machten viele Stiche erforderlich.
    Sie lächelte grimmig und dachte an die feinen Stickarbeiten, die ihre Duenna sie gelehrt hatte. Die alte Frau wäre entsetzt gewesen bei dem Gedanken, dass eine vornehme Dame die Verletzungen eines Mannes nähen könnte! Aber was würde eine Duenna über eine Frau denken, die sich ekstatisch unter einem Mann wand, draußen im Freien, wo nicht einmal die Dunkelheit sie geziemend verbarg?
    Sie wandte sich wieder dem Nächstliegenden zu und zwang sich, die Schwere seiner Verletzungen zu beurteilen. Die Wunden waren tief und an den Rändern ungleichmäßig, aber doch so weit offen, dass sie mit contra yerba gereinigt werden konnten, einem Desinfektionsmittel aus Blättern und Distelwurzeln. Dann hatte sie seine Verletzungen mit einer dicken Schicht Schafgarbe bedeckt, um den weiteren Blutfluss zu stoppen. Was ihr wirklich Kummer bereitete, waren die tiefen Zahnabdrücke in seinem rechten Arm. Falls die Wunde sich entzündete und rote Streifen erschienen, würde er den Arm verlieren, vielleicht sogar sein Leben, denn nur wenige überlebten die Tortur einer Amputation, trotz Laudanum oder Äther, mit dem die Qualen während dieser entsetzlichen Prozedur gelindert werden konnten.
    Er bewegte sich, und sofort stand sie auf, um die Verbände zu überprüfen, die sie auf die Wunden an seinem Arm gelegt hatte.
    "Glauben Sie, dass es wirkt?" fragte Angelina. Sie stand an der Tür und runzelte die Stirn.
    Mercedes hatte kleine Strohhalme in jeden der Abdrücke gelegt, in der Hoffnung, dass auf diese Weise das Gift austrat, ehe sich die Haut darüber schloß. "Ich habe gelesen, dass die Ärzte auf den Schlachtfeldern diese Methode mit einigem Erfolg anwenden. Wenn eine Kugelverletzung so heilt, warum soll es dann nicht auch beim Biss eines Tieres helfen?" Dann wandte sie sich von Angelina ab und betrachtete Lucero. Sie legte die Hand auf seine Stirn, um festzustellen, ob er fieberte.
    "Ich habe Kirschbaumrinde gestampft. Sobald er aufwacht, können wir ihm den Sud einflößen. Hoffen wir, dass damit dem Fieber vorgebeugt wird."
    "Vielen Dank, Angelina", erwiderte Mercedes leise. Dann fügte sie hinzu: "Wo ist Rosario? Geht es ihr gut?"
    "Da Sie ihr nicht erlaubten, hierher zu kommen, blieb sie bei Bufon. Ihre Gegenwart scheint ihn zu beruhigen. Es ist erstaunlich, dass er noch lebt, aber ich habe die Blutung mit Schafgarbe gestillt und Spinnweben auf seine Wunden gelegt.
    Ich denke, er wird es schaffen."
    "Er hat mir das Leben gerettet." Aber so sehr ich meinen Hund auch liebe, ich würde sein Leben und das meine für dich hergeben. Der Gedanke kam ihr ganz plötzlich, als sie auf die bleiche, reglose Gestalt ihres Gemahls hinabblickte.
    "Sie sind erschöpft", sagte Angelina. "Ich werde ein heißes Bad richten und eine Schüssel mit herzhaftem Lammragout.
    Dann müssen Sie sich ausruhen. Lupe und Baltazar können abwechselnd bei dem Patron wachen."
    Mercedes schüttelte den Kopf. "Ich werde während der Nacht bei ihm bleiben. Wenn das Fieber steigt, muss er sofort kalte Umschläge bekommen."
    "Dann lassen Sie mich Ihnen wenigstens etwas zu essen bringen. Es hilft dem Patron nicht, wenn Sie vor Hunger umfallen", gab die alte Köchin zu bedenken. Ohne die Antwort abzuwarten, wandte sie sich zur Tür. Dann fügte sie hinzu: "Ich werde Baltazar mit einem Tablett schicken, und Sie werden essen."
    Mercedes hielt die ganze Nacht lang Wache. Sie dämmerte in dem großen Polstersessel neben dem Bett vor sich hin. Gegen Morgen erwachte sie durch ein Stöhnen. Lucero warf sich ruckartig hin und her, dann

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