Wildes Blut
erdenkliche Richtung davonspringen, auch an dem Hund vorbei und auf sie zu. Sie musste das Gewehr erreichen.
Sie holte tief Luft, dann erhob sie sich und machte einen Schritt auf die Waffe zu. Der Puma bemerkte die Bewegung und schnellte vor. Bufon stellte sich der Raubkatze in den Weg, aber die Klauen des Berglöwen gruben sich tief in seinen Rücken, als er mit einem Schrei über ihn hinwegspringen wollte.
"Bufon!" schrie Mercedes und packte das Gewehr. Sie versuchte zu zielen, aber ein Feuerstoß aus der LeFaucheaux würde beide Tiere töten. Hund und Raubkatze wirbelten durch das Gestrüpp, knurrend und fauchend, doch sie trennten sich niemals lange genug für einen sicheren Schuss. Mehrmals legte Mercedes die Waffe an, ließ sie aber jedes Mal mit einem enttäuschten Seufzer sinken. Bufon war jetzt blutverschmiert, und sein Knurren klang tief und verzweifelt. Ihr Hund würde mit Sicherheit sterben, wenn sie nicht etwas unternahm.
Gerade als sie die Waffe wieder anlegte, packte die Hand eines Mannes den Lauf und drückte ihn nach unten. "Du wirst den Hund töten", sagte ihr Gemahl und zog sein Messer.
"Lucero, nein!" Mercedes unterdrückte einen Entsetzensschrei und streckte den Arm nach ihm aus, aber er stieß sie zurück. "Verdammt, verschwinde von hier!" Er rannte auf die kämpf enden Tiere zu. Die scharfe Klinge funkelte gefährlich in der Nachmittagssonne.
Der Hund ermüdete sichtlich, der große Blutverlust hatte ihn geschwächt. Nicholas befahl ihm mit scharfer Stimme, zu ihm zu kommen, gerade als die beiden sich für einen Augenblick trennten.
Aber Bufon war zu erschöpft, um mehr zu tun, als zusammenzubrechen und auf den Todesschlag der Raubkatze zu warten. Ehe sie zum letzten Sprung ansetzen konnte, stellte Nicholas sich dazwischen. Er stieß mit dem Messer nach dem Hals des Tieres, versetzte ihm aber nur einen Kratzer, als die Katze ihm geschickt auswich. Der Mann umkreiste den lauernden Berglöwen. Beide trugen die Narben erfahrener Kämpfer, waren wachsam, geduldig und bereit zu töten. Wieder hob Mercedes die Waffe, doch Lucero befand sich zwischen ihr und dem Tier. Ehe sie sich bewegen und erneut zielen konnte, sprang der Puma ihrem Gemahl an die Kehle, und beide gingen zu Boden.
Mercedes stand stumm da, während die beiden sich im Staub wälzten. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie hatte sich schon verzweifelt bemüht, den Hund zu retten, doch jetzt war sie geradezu hysterisch, da ihr Gemahl sich in Lebensgefahr befand.
Die riesige Katze bedeckte Luceros Körper und riss blutige Wunden in seine linke Schulter. Sie konnte ihn nur retten, wenn sie nahe genug herankam, um den Lauf ihrer Waffe der Katze in die Seite zu stoßen. Sie hielt das Gewehr fest gepackt, als sie sich näher bewegte.
Die gefährlichen Pranken suchten seinen Hals, aber er stieß sie beiseite. Dann fühlte er den lähmenden Schmerz, als das Tier die Zähne tief in seinen rechten Arm schlug. Mit der linken Hand stieß er die Klinge ins Herz der Raubkatze.
Fortune hörte das Todesröcheln des Tieres und die Schreie seiner Frau, die Luceros Namen rief, aber sie schien weit fort zu sein. Das Gewicht des toten Tieres drohte ihn zu ersticken. Er schob es beiseite und richtete sich mühsam auf, dann schüttelte er den Kopf und erhob sich.
"Oh, Lucero, Gott sei es gedankt, du lebst - ich hatte solche Angst." Mercedes warf sich in seine Arme.
"Einst wünschtest du, dass ich im Krieg sterbe - heißt das, du hast deine Meinung geändert, Geliebte?" fragte er schweratmend.
Ohne auf seinen mühsam herausgebrachten Scherz zu achten, drehte sie sich um und suchte verzweifelt nach etwas, womit sie das Blut stillen konnte, das aus seinen Wunden strömte. Ihr Pferd war verschwunden, nachdem es sie abgeworfen hatte.
"Du musst dich hinlegen, damit ich deine Wunden versorgen kann." Sie sanken gemeinsam zu Boden. Er hielt sie mit festem, besitzergreifendem Griff, als klammerte er sich ans Leben. Sie war das Leben - sein Leben, und beinahe hätte er sie bei einem sinnlosen Unfall an diese gefährliche Wildnis verloren.
"Warum bist du hier draußen und reitest allein durch eine Schlucht?" fuhr er sie verärgert an. Ohne ihr die Gelegenheit zur Antwort zu geben, bedeckte er ihren Mund mit seinen Lippen, dann grub er seine Finger in ihr zerzaustes Haar und zog ihr Gesicht an seine Brust.
Mercedes hörte seinen raschen Herzschlag und nahm den süßen Geruch von Blut wahr - von seinem Blut. Heilige Jungfrau, er hätte sterben können, in
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