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Wildes Erwachen

Wildes Erwachen

Titel: Wildes Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Koenig , Birgit Koenig
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in Kolkenreuth. Der Wirt, noch ganz alleine in der Gaststube, gab ein Brummen von sich, das wohl als Gruß zu deuten war, und griff zu einem Bierglas. Doch Kral, dem gerade ganz und gar nicht nach Alkohol war, bestellte einen Kaffee, was der Mann als kaum zumutbare Schikane aufzufassen schien, denn er verzog sich widerwillig und leise vor sich hin schimpfend in die Küche.
    Es wurde halb zwölf, der Kaffee war längst ausgetrunken. Aber noch war Nürnberger nicht aufgetaucht. Kral wartete noch ein Weilchen und schaute dann so demonstrativ, dass der Wirt es bemerken musste, auf seine Armbanduhr. Seine vorwurfsvoll vorgetragene Feststellung: »Um elf wollte der hier sein!« wurde nur mit einem Schulterzucken kommentiert. Wie kann man nur so stur sein? Der könnte ja so etwas wie Verständnis für meine Verärgerung zeigen oder, noch besser, bei Nürnberger anrufen. Dann eben Klartext: »Könnten Sie bitte mal bei dem Mann anrufen und fragen, wo er bleibt.«
    Wieder kam nur dieses Schulterzucken, diesmal aber in leicht heiterer Ausführung: »Probiern scho, obber obbs wos hilft, wass ich ned. Manchmol«, jetzt grinste er breit, was durchaus als Schadenfreude ausgelegt werden konnte, »gibd’s halt ka Verbindung.« Das Rätsel löste er, indem er mit dem Aneinanderreiben von Daumen und Zeigefinger Geldmangel andeutete. Aber dann bequemte er sich doch in die Küche, um den Anruf zu tätigen. Zufrieden, dass sich seine Vermutung als zutreffend erwiesen hatte, kam er zurück. »Koin Anschluss under tieser Nummer!«, ahmte der Franke in seinem besten Hochdeutsch die automatische Ansage nach.
    Was tun? Auf den Hof fahren, um ein erneutes Zusammentreffen mit der alten Giftspritze zu provozieren? Vielleicht in die Nähe des Hofes fahren und hoffen, dass ihm das Bäuerchen über den Weg lief? Der zweite Gedanke gefiel ihm wesentlich besser.
    Nachdem er bezahlt hatte, wandte er sich noch einmal mit einer Bitte an den Wirt: »Können Sie mir vielleicht sagen, ob hier im Ort jemand einen Jeep, also so einen Geländewagen besitzt?«
    Ihn traf ein misstrauischer Blick: »Worum wolln etzd Sie des wissen, des werd mer scho amol froung derf’n.«
    »Also der Herr Nürnberger hat mir gesagt, es gebe da im Ort so einen Wagen, den er mir vermitteln könne. Ich suche nämlich für einen Freund einen Jeep, am besten einen Pajero.«
    Der Wirt, immer noch der Meinung, sein Gast sei ungebührlich neugierig, blieb ziemlich vage: »Doo gibd’s an ganz’n Hauf’n, obber vo an Badschero hob iich nuch nix k’eert.«
    Kral hielt nichts länger in dem Wirtshaus. Er verließ die Gaststube durch die Tür, die den Weg zu den Toiletten wies und landete auf einem gepflasterten Hof. Eine quer zum Wohnhaus stehende Scheune und eine leere Mistgrube zeigten, dass hier auch einmal eine Landwirtschaft betrieben worden war. Als er die Toilette verlassen hatte, bemerkte er, dass er auch über den Hof auf die Straße gelangen konnte.
    Was ihn jetzt dazu trieb, durch das einen kleinen Spalt geöffnete Rolltor in die Scheune zu blicken, war Kral nicht klar. Vielleicht nur ein nostalgisches Gefühl, denn er hatte sich in seiner Kindheit gerne in Scheunen herumgetrieben. In Heu und Stroh ließen sich herrliche Höhlen bauen und für das Versteckspiel war kein Ort besser geeignet. In dem Raum war es ziemlich dunkel, aber der Geländewagen ein paar Meter hinter dem Tor war nicht zu übersehen. Krals Jagdfieber war schlagartig geweckt, verfügte doch der rückwärts eingeparkte Wagen über einen Rammschutzbügel. Er trat ein paar Schritte in die Scheune, um das Auto genauer unter die Lupe zu nehmen.
    Hätte er das metallene Klirren vom Hof her etwas früher beachtet, hätte er sich vielleicht irgendwie auf den Angriff vorbereiten können, aber als er sich jetzt nach hinten drehte, war es schon zu spät: Der Angreifer hatte knurrend zugepackt und sich in sein rechtes Bein verbissen. Der Versuch, sich zu befreien, misslang gründlich: Der Schäferhund wurde nur noch aggressiver und zog und zerrte an dem Bein, was stechende Schmerzen verursachte. Das Knurren, das jetzt beim Zubeißen eher wie ein lautes Röcheln klang, verstärkte Krals Angst, der Hund werde sich über kurz oder lang nicht mehr mit dem Bein begnügen und sich seiner Kehle zuwenden. Nun hatte Kral auch eine Erklärung für das seltsame Geräusch, das er in seiner Aufgeregtheit kaum beachtet hatte: Heftige Bewegungen brachten das silbern glänzende Gliederhalsband des Hundes zum Klirren.
    Die Entwarnung

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