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Wildes Erwachen

Wildes Erwachen

Titel: Wildes Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Koenig , Birgit Koenig
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werden’s bestimmt bereuen. Falls Sie sich es noch einmal überlegen, rufen Sie uns einfach an.«
    Peinlich aber, wenn Sie wirklich eine Nummer haben will! Doch es kam keine Reaktion. Die Bäuerin hatte sich dem Bottich zugewandt und begann, die übel riechende Pampe umzurühren.
     
    Er war schon wieder auf dem Weg zur Hauptstraße, als er bemerkte, dass ihm ein Fahrradfahrer folgte. Das war komisch anzusehen, denn der Mann hatte die größte Mühe, auf dem vereisten Weg im Sattel zu bleiben, außerdem ruderte er immer wieder mit einer Hand in der Luft herum. Kral deutete das als Zeichen, er möge anhalten. Im Bereich der Einmündung zur Hauptstraße brachte er sein Auto zum Stehen. Es stellte sich heraus, dass ihm Hans-Jürgen Nürnberger gefolgt war. Heftig atmend entschuldigte sich der Bauer für die »Belästigung«. Aber er habe das Gespräch mit seiner Mutter belauscht und er sei durchaus am Verkauf interessiert. Dann schlug er vor, man könne ja im Wirtshaus bei einem Bier über den Plan reden, »nadierlich bluuß, wenn Ihna des nix ausmachd.« Kral war einverstanden und fuhr in Richtung Dorf. Nürnberger folgte ihm auf dem Fahrrad.
    Als Nürnberger seine abgegriffene Mütze neben sich auf den Tisch gelegt hatte, staunte Kral nicht schlecht, denn die Ähnlichkeit mit dem Bruder war unübersehbar: das gleiche runde Gesicht mit Knopfaugen und die gleichen struppigen schwarzen Haare, die die Ordnung nicht liebten. Der Mann wirkte unsicher, ja gehemmt, wofür vor allem der unterwürfige Blick sprach, der den Augenkontakt mit dem Gegenüber möglichst vermied.
    Es dauerte nicht lange, da hatten die beiden je eine »Halbe« vor sich stehen, obwohl Kral eigentlich einen Kaffee hatte bestellen wollen. Aber er nahm den für ihn ungewöhnlich frühen Alkoholkonsum in Kauf, schließlich wollte er den Mann abschöpfen.
    Der ließ sich zunächst einmal über seine Mutter aus: Sie hasse jede Veränderung im Betrieb und sei auch nicht bereit »zu übergeben«. Sie sei mit der Arbeit ihres Sohnes nie zufrieden und suche den ganzen Tag nur Streit.
    »Ich denke, Sie sind zu zweit, ich meine, Sie und ihr Bruder?«, warf Kral ein.
    Nürnberger schien kurz irritiert, dann antwortete er knapp: »Der is vor drai Woch’n gstorm.« Ohne Pause sprach er weiter, um eventuelle Nachfragen zu verhindern: »Etzd bi iich alaans und muss schaua, wie’s weitergieht. Und wenn mier doo wos verkaaf’n kennt’n, dann kennt mer amol a weng modernisier’n.«
    Kral begann jetzt über Baulandpreise zu referieren, ganz wie ihm das der Leiter des Selber Ordnungsamtes Friedrich eingetrichtert hatte: »Beim jetzigen Stand der Flächen-Nutzungs-Planungen kann ich Ihnen 40 Mark pro Quadratmeter anbieten. Das wird natürlich mehr, wenn wir die Ausweisung als Bauland haben«, schloss er.
    Backen und Ohren des Bauern waren jetzt reichlich rot eingefärbt, ein Zeichen dafür, wie heftig ihn der mögliche Geldsegen bewegte.
    Kral, jetzt hast du deine Chance! Die Gier wird ihn reden lassen!
    Die Frage nach weiteren Mitbewohnern wurde abschlägig beschieden: »Naa, naa, mir senn ganz alaans.«
    »Aber ich denke doch, dass sie heute Mittag noch einen Gast beim Essen hatten.«
    Kurzes Zögern: »Hodd mei Mudder wos …?« Dann ein neuer Anlauf: »Ach su, des wor mei Nochber, der hilfd mer a weng im Wold, des ko die Mutter nimmer.«
    Jetzt noch ein Versuch mit dem verdammten Auto: Eher beiläufig erwähnte Kral, dass er für einen Kumpel einen günstigen Jeep suche, den der dringend für seine Fahrten zu einem neu erworbenen Karpfenteich brauche.
    Nürnberger schöpfte keinen Verdacht: Er zeigte sich interessiert und meinte, dass er da vielleicht etwas Günstiges vermitteln könne.
    Dann blieb noch das Problem, wie in Sachen Verkauf weiter zu verfahren war: »Ich komme auf Sie zu«, schlug Kral vor. Gar nicht so einfach, denn die Mutter sollte von dem Besuch nichts wissen. Schließlich einigte man sich darauf, dass Kral bei dem Wirt telefonisch eine Nachricht für Nürnberger hinterlassen werde.

10
     
    Eigentlich hatte Kral nicht vorgehabt, ein zweites Mal in den Ort zu fahren. Zu unwohl fühlte er sich in der Rolle eines Grundstückmaklers, der von seinem Geschäft kaum Ahnung hatte. Aber Schuster hatte ihn nach seiner telefonischen Berichterstattung überredet: »Wenn der dir einen Jeep anbietet, vielleicht sogar einen Pajero, dann könnten wir unter Umständen einen großen Schritt weiterkommen.«
    Gegen elf erreichte er das Wirtshaus »Zur Grünen Au«

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