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Wildes Herz

Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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gibt es in der Stadt die Suppenküche!«
    »Herr, seid nicht so hartherzig! Was fehlt Euch denn, wenn Ihr mir nur ein wenig Hafer in meine Schüssel gebt«, bettelte Brendan Flynn.
    »Was? Du hergelaufener Strolch wagst es, mich hartherzig zu nennen?«, fiel Charles Aykroyd ihm wutschnaubend ins Wort. »Das ist ja wohl der Gipfel der Unverschämtheit! Ich werde dich lehren, was Respekt heißt!«
    Éanna zögerte nicht länger. Ganz oben auf den Einkäufen lag ein schwerer Klumpen, eingewickelt in braunes Packpapier. Ein Knochen ragte heraus. Kurz entschlossen zog Éanna daran und hielt eine ganze Hammelkeule in der Hand!
    Sie spürte, wie sich ihr Gaumen schmerzhaft zusammenzog, als sie sich das Diebesgut unter ihren Umhang schob und sich beeilte, aus dem Hof und in die Deckung der Büsche und Hecken zu kommen.
    Sie war noch nicht ganz um die Hausecke herum, als sie hinter sich hörte, wie die Tür aufgerissen wurde und eine Frauenstimme rief: »Was geht da vor sich, Charles? Macht der Bursche dir Ärger? Soll ich Cormac Bescheid sagen? Er ist hinten beim Holz!«
    Das war knapp!, schoss es Éanna durch den Kopf. In Windeseile rannte sie hinüber zu den Büschen, brach durch eine Lücke in der hohen Hecke und lief zum Wald hinüber. Sie konnte ihr Glück noch gar nicht fassen. Sie hatte tatsächlich eine ganze Hammelkeule ergattert!
    Wenig später tauchte Brendan bei ihr am Waldrand auf. Er rieb sich die linke Schulter und den Arm, während er durch das Unterholz stiefelte.
    »Sag bloß, er hat wirklich mit der Peitsche nach dir geschlagen?«, rief sie erschrocken.
    Er nickte. »Und dabei nicht schlecht getroffen. Aber das gibt sich schnell wieder.« Er starrte auf die Beute, die sie unter ihrem Umhang hervorzog. »Sei’s drum – damit lässt es sich gleich viel leichter ertragen.«
    Plötzlich hatte er es genauso eilig wie Éanna. »Lass uns irgendwo weiter oben im Wald einen sicheren Platz finden, wo wir unbesorgt ein Feuer machen und uns dieses Festessen schmecken lassen können!« Und dann fügte er noch mit einem geradezu übermütig fröhlichen Gesichtsausdruck hinzu: »Weißt du was? Ich glaube, du bringst mir Glück, Éanna Sullivan!«

Siebzehntes Kapitel
    Der felsige Übergang, auf den sie bei ihrer Suche nach einem günstigen Lagerplatz im Wald gestoßen waren, bot guten Schutz vor Entdeckung und hielt auch den kalten Wind in ihrem Rücken ab.
    Vor ihnen lag ein Hammelknochen, abgeschabt und abgenagt bis auf den letzten Rest Fleisch. Das restliche Brot vom Vortag hatten sie zwischen sich aufgeteilt.
    Éanna fühlte sich so satt und wohl wie schon lange nicht mehr. Dass einige Fleischstücke am Knochen noch etwas roh gewesen waren, hatten ihr und auch Brendan nichts ausgemacht. Sie hatten sich zurückgehalten, die Keule nicht zu früh vom Feuer zu nehmen. Aber irgendwann hatten sie es nicht länger ausgehalten, den herrlichen Duft der brutzelnden Hammelkeule in der Nase zu haben und zu sehen, wie das Fett zischend in die Glut tropfte.
    »Das alle Tage, und ich würde mich nicht mehr beklagen!«, seufzte Éanna verträumt und sank gegen die gebogene Wand des Felsvorsprungs. »Und freitags dafür einen Laib Brot!«
    »Ja, so könnte man es aushalten.« Brendan gab einen Rülpser von sich. »Und so schwer sollte es doch jetzt auch gar nicht mehr sein, jeden Tag einen gut gefüllten Magen zu haben!«
    Sie runzelte die Stirn und wandte ihm den Kopf zu. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass du jetzt jeden Tag so viel Glück hast, oder?«
    »Nein, aber das brauchen wir auch gar nicht«, antwortete er und warf ihr ein spöttisches Grinsen zu. »Denn die Hungersnot ist doch schon seit dem Sommer vorbei. Seitdem herrscht in Irland endlich wieder eitler Sonnenschein, und in jeder Kate gibt es jetzt wieder ordentlich was zu essen!«
    Verwirrt sah sie ihn an. »Was redest du denn da für einen Unsinn? Dir scheint das viele Fleisch wohl nicht gut bekommen zu sein!«
    »Ach, dann ist diese freudige Nachricht vom Ende der Hungersnot noch gar nicht zu dir durchgedrungen?«, fragte er spöttisch und schüttelte den Kopf. »Ja, wo hast du dich denn bloß die ganze Zeit herumgetrieben, Éanna Sullivan?«
    »Was soll das?«, fragte Éanna ärgerlich. »Willst du dich über mich lustig machen, oder was?«
    »Nein, ganz und gar nicht!«, beteuerte Brendan. Seine Stimme war ernst geworden. »Ich kann es dir sogar schwarz auf weiß zeigen. Denn so stand es in der alten Zeitung, die ich vor ein paar Tagen gefunden habe.« Er holte

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