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Wildes Herz

Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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wünschte ich, es gäbe diese Arbeitsprogramme noch und wir könnten uns ein paar Tage lang was verdienen.«
    »Hast du vergessen, dass für uns Iren jetzt eigentlich rosige Zeiten angebrochen sind?«, gab er sarkastisch zurück.
    Sie winkte müde ab. »Fang nicht wieder davon an, Brendan«, sagte sie niedergeschlagen. »Wir können noch so wütend darüber sein, es bringt doch nichts. Lass uns lieber hoffen, dass es in Carlow eine anständige Suppenküche gibt.«
    Für eine Weile kämpften sie sich schweigend nebeneinander durch den glitschigen Dreck. Sie mussten aufpassen, wohin sie traten. Der Schlamm war stellenweise so rutschig, als hätten sie flüssige Seife unter den Schuhen.
    »Vielleicht sollten wir noch einmal überlegen, ob es nicht doch sinnvoll wäre, nach Dublin zu wandern und dort nach meinen Verwandten zu suchen. So weit von hier ist es gar nicht mehr«, sagte Éanna. Seit sie Brendan von dem Versprechen an ihre Mutter erzählt hatte, wollte ihr die Stadt nicht mehr aus dem Kopf gehen. Und auch wenn sie selbst ahnte, wie sinnlos so ein Unterfangen ausgehen konnte – etwas nagte an ihr, dass sie das Wort, das sie ihrer Mutter gegeben hatte, nicht hielt.
    Er warf ihr einen skeptischen Blick zu. »Hast du denn nicht selber gesagt, dass ihr schon seit über zwanzig Jahren keinen Kontakt mehr mit diesen McCarthys gehabt habt? Vielleicht leben sie längst woanders?«
    »Ja, schon …«
    »Und falls sie noch immer in Dublin sind und wir sie wirklich unter all den McCarthys der Stadt finden würden, was soll uns das groß bringen? Die werden sich bedanken, wenn du plötzlich auftauchst und Hilfe von ihnen erwartest.«
    »Ich erwarte ja nichts.«
    »Ich sage dir, was im besten Fall passiert.« Brendan hatte sich richtig in Rage geredet. »Sie werden ein saures Gesicht machen, dir notgedrungen eine schnelle Mahlzeit vorsetzen, vielleicht noch ein paar Pence in die Hand drücken und dir dann sehr schnell zu verstehen geben, dass sie selbst nicht genug haben, um nun auch noch einen weiteren Fresser durch den Winter zu bringen.«
    Éanna ließ den Kopf hängen. Er hatte ja recht. Genau diese Befürchtungen waren es gewesen, die sie ihr Ziel nicht weiter hatten verfolgen lassen.
    Brendan sah sie von der Seite an und plötzlich war seine Miene schuldbewusst. Er schien zu ahnen, was in ihr vorging.
    »Es tut mir leid, Éanna«, sagte er und biss sich auf die Lippen. »Aber hier draußen gibt es wenigstens noch verlassene Katen, Schuppen und Scalpeens, wo man einen einigermaßen erträglichen Schlafplatz finden kann. In Dublin nehmen die Leute für die schäbigsten Quartiere drei Pence pro Nacht, Éanna. Woher sollen wir das Geld nehmen? Und mit welcher Arbeit sollen wir uns da durchschlagen? Hast du etwas gelernt, um irgendwo in einer Fabrik Chancen auf eine Anstellung zu haben?«
    »Nein«, murmelte sie niedergeschlagen.
    »Ich auch nicht«, sagte er bitter. »Ich weiß, wie man ein Feld pflügt, Kartoffeln anpflanzt, eine Kuh melkt, ein Schwein schlachtet, aus Lehm und Zweigen eine Hauswand baut und Torf sticht. Darauf bin ich auch stolz. Aber von solchen Leuten vom Land wie uns ist Dublin geradezu überschwemmt.«
    Éanna nickte bedrückt. »Vergiss, dass ich davon angefangen habe, Brendan. Irgendwie wird es schon weitergehen.«
    »Ich wünschte, ich hätte nicht recht! Glaube mir«, erwiderte er und berührte sie kurz am Arm, als wollte er sich dafür entschuldigen, dass er ihr mit wenigen Sätzen die Hoffnung genommen hatte. »Aber vielleicht können wir in Carlow die Masche durchziehen, mit der wir in Mountmellick so guten Erfolg hatten? Es kann auch ruhig schneien. Hauptsache, es gibt nicht wieder tagelang Regen wie in der letzten Zeit. Denn dann bleibt uns nur das Wildern.«
    Éanna holte tief Luft. »Aber vorher sorgen wir dafür, dass du wieder zu einem neuen Mantel kommst«, erwiderte sie energisch. »Notfalls müssen wir so tun, als wollten wir wirklich unserem Glauben abschwören und uns von diesen Eiferern und Katholikenhassern bekehren lassen. Denn dafür spendieren einem diese Leute ja Decken und warme Kleidung.«
    »Ich denke nicht daran, diesen verfluchten Rattenfängern auf den Leim zu gehen und mich von ihnen bekehren zu lassen – nicht einmal zum Schein! Außerdem ist es noch gar nicht so kalt. Dein Schal hält schön warm.«
    Éanna sah ihm in die Augen. »Mir kannst du nichts vormachen, Brendan«, sagte sie.
    Er grinste sie an und hob abwehrend die Arme. »Anderenfalls wirst du mich

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